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Sturmböen wüten im Linthgebiet

Sturmtief «Burglind» hat auch im Linthgebiet deutliche Spuren hinterlassen. Die Feuerwehren mussten zu etlichen Einsätzen ausrücken. Bäume stürzten um, Ampeln fielen aus und Ziegel wurden von den Dächern geweht. Anderswo sassen Wintersportler in Gondeln fest. Über Verletzte ist in der Region bislang nichts bekannt.

Südostschweiz
04.01.18 - 11:12 Uhr
Ereignisse

von Christine Schibschid und Anja Ruoss

Gestern Morgen hielt so mancher die Sturmwarnungen aus Radio und Fernsehen noch für übertrieben. «Bei uns war es zunächst ruhig, ich dachte schon, es sei ein Sturm im Wasserglas», sagte etwa Vreni Rüdisüli von den Sportbahnen Amden.

Gegen 11 Uhr nahm Sturmtief «Burglind» dann allerdings auch im Linthgebiet Fahrt auf. Die Sportbahnen Amden, wo gestern zunächst drei Lifte fuhren, stellten den Betrieb um 11.30 Uhr ein. Im Atzmännig hatten sich die Verantwortlichen von Anfang an entschieden, die Lifte stehen zu lassen. «Es war richtig so», sagte Geschäftsführer Roger Meier.

Anders hatten die Verantwortlichen bei den Pizolbahnen entschieden – mit fatalen Folgen: 25 Passagiere sassen stundenlang fest, nachdem Bäume auf die Seile zweier Bergbahnen gestürzt waren. Erst am späten Nachmittag war die letzte Person geborgen. Verletzt wurde aber niemand. Gäste, die vor dem Sturm auf den Berg gefahren waren, mussten dort oben in den Restaurants ausharren. Sie wurden nach und nach ins Tal geflogen.

Wegen des Sturms kam es auch bei den SBB zu Behinderungen. «Die Böen wehten Gegenstände in die Fahrleitungen, was zu Stromausfällen sowie Beschädigungen der Fahrleitungen und damit zu Unterbrüchen führte», teilte Mediensprecher Daniele Pallecchi mit.

Er und seine Kollegen hatten gestern Mühe, all die Störungsmeldungen im Blick zu behalten, so viele waren es. Unter anderem standen die Züge zwischen Pfäffikon und Ziegelbrücke vorübergehend still. Auch bei Weesen gab es laut Pallecchi zeitweise Probleme mit einer Oberleitung.

Hunderte Schadensmeldungen

Bei der Kantonspolizei gingen gestern innerhalb von vier Stunden knapp 200 Notrufe ein. Bäume stürzten um, Schornsteine und Antennen knickten ab und Dächer wurden abgedeckt. Mit am stärksten betroffen im Kanton war Rapperswil-Jona. Wegen umgestürzter Bäume musste der Seedamm mehrere Stunden gesperrt werden. Erst am Nachmittag war er wieder befahrbar.

Es gab deshalb auch Behinderungen bei der Südostbahn. Die eingesetzten Ersatzbusse mussten einen Umweg über die Autobahn am Obersee machen.

In Rapperswil-Jona rückte die Feuerwehr insgesamt zu rund 60 Einsätzen aus. Laut Kommandant Roland Meier ging es meist um umgeknickte Bäume oder abgedeckte Dächer. Im Kinderzoo seien die Dächer der Himmapan-Lodge und des Heustalls davongeweht worden. Bis in die Abendstunden holten die Einsatzkräfte lose Ziegel von den Dächern.

«Wir haben Teile der Altstadt gesperrt, damit bei dem kontrollierten Abbau niemand zu Schaden kommt», sagte Meier. Seine Truppe ist seit Beginn des Jahres auch für Teile des Zürichsees zuständig. Sie musste gestern auch zu Wasser ausrücken. «Einige Boote mussten wieder angebunden werden», so Meier.

Ampeln kurzzeitig ausgefallen

Gegen 11.20 Uhr waren in der Stadt etwa 20 Ampeln ausgefallen – allerdings nur für rund eine Minute. Lediglich die Ampel bei der Kreuzung am Zeughausplatz streikte etwas länger. Martin Manhart vom Strassenkreisinspektorat Uznach nannte als Ursache die starken Vibrationen durch den Wind: «Da fallen die Leds aus», sagte er.

Auch einen vorübergehenden Stromausfall schloss er nicht aus. Beim Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil war gestern niemand zu erreichen. Die St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG sprach von mehreren Stromausfällen aufgrund von Schäden an Leitungen. In Ricken, Gommiswald, Uetliburg und Amden mussten 400 Kunden rund drei Stunden lang ohne Strom auskommen.

Im relativ hoch gelegenen Dorf Amden gab es keine grösseren Zwischenfälle. Allerdings musste die Feuerwehr Amden zur Strasse nach Betlis ausrücken. Dort lagen grosse Steinbrocken und Teile von Bäumen. Zur Sicherheit sperrte die Feuerwehr die Strasse, bis diese geräumt war.

Auch in Benken hatten die Einsatzkräfte zu tun. Unter anderem fiel laut Feuerwehrkommandant Thomas Kempf ein Baum auf einen Hydranten, und Wasser trat aus. Bei zwei Häusern mussten die Einsatzkräfte wegen grösserer Schäden Notdächer errichten.

In der Giessenstrasse fiel ein Telefonmast um. Ausserdem wurde ein Wintergarten weggeblasen und Teile davon landeten auf der Strasse. In der Bahnhofstrasse brach eine Schranke entzwei. «So einen Sturm hatten wir länger nicht», sagte Kempf.

In Eschenbach musste ein Kran einen Baum von einem Dach heben, wie Feuerwehrkommandant Heinrich Arnold sagte. In der Rapperswilerstrasse sei ausserdem ein Baum auf ein Auto gestürzt. «Es wurde aber niemand verletzt», so Arnold. Am Eschenbacher Fussballplatz stürzten Bäume und eine Strassenlampe um.

Ein Zaun und die Dächer der Wechselbänke wurden beschädigt. Ebenfalls wegen umgefallener Bäume musste die Strasse zwischen Eschenbach und Schmerikon gesperrt werden. Arnold erwartete, dass sie bis heute Mittag geschlossen bleibt.

Auch Gommiswalds Feuerwehrkommandant Sven Kälin berichtete von umgestürzten Bäumen und beschädigten Dächern. Von Personen- oder grösseren Sachschäden hatte er jedoch nichts gehört. «Wir sind glimpflich davongekommen», sagte er.

Ähnlich äusserten sich die Feuerwehrkommandanten aus Kaltbrunn und Weesen. Auch in Schänis war die Feuerwehr nicht überfordert. «Ein Baum lehnte an einem Haus, aber das Dach wurde nur leicht beschädigt», so Feuerwehrkommandant Ivo Hegner. Auch Heinz Hickert von der Feuerwehr Uznach-Schmerikon berichtete, abgesehen von den Bäumen auf der Strasse nach Eschenbach, nicht von grösseren Schäden.

Glarus und Schwyz

In den Nachbarkantonen sorgte der Sturm ebenfalls für Schäden und Verzögerungen. Die A53 zwischen Reichenburg und Tuggen war wegen umgestürzter Bäume vorübergehend gesperrt. In Mühlehorn am Walensee wurde ein Steg aus seiner Verankerung gerissen und mehrere Boote trieben im Hafen. Drei wurden bis ans Ufer gespült.

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