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Acht Hunde für über 900 Schafe

Auf der Trinser Alp gab es in den vergangenen vier Wochen drei Angriffe auf Schafe. Nun schützen unter anderem mehr Herdenschutzhunde die Tiere. Seither ist nichts mehr passiert.

25.08.17 - 13:36 Uhr
Ereignisse
SCHWEIZ VAL FEX UMZUG SCHAFE
Alle Hände (Pfoten) voll zu tun: Acht Hunde Schützen über 900 Schafe.
SYMBOLBILD KEYSTONE

Das Bild eines toten Schafes muss für jeden Besitzer schmerzvoll sein. Umso mehr, wenn das Tier bei einem Kampf mit einem anderen Tier sein Leben lassen musste. Im Falle der Trinser Alp sind bei drei Angriffen mindestens acht Tiere gestorben und drei weitere verletzt worden.

Der erste Vorfall ereignete sich bereits vor einem Monat, wie der Alpverantwortliche der Schafalp Culm da sterls, Christian Erni, auf Anfrage erklärte. Die DNA-Analyse habe gezeigt, dass der Angreifer ein Wolf war. Die beiden anderen Angriffe seien noch in Abklärung. «Vermutlich war es auch in diesen zwei Fällen ein Wolf, ich möchte hier aber keine Polemik betreiben», betont Erni weiter. 

Jan Boner, Herdenschutzbeauftragter am Plantahof, führt weiter aus: «Die Herdenschutzhunde haben nicht versagt, sondern wahrscheinlich Schlimmeres verhindert.» Auch Herdenschutzhunde könnten unter Umständen nicht die ganze Herde im Überblick behalten. Die Alpen-Topographie gewährleiste nicht immer einen Blick auf alle Schafe. 

Bei den Rissen auf der Trinser Alp habe es sowohl typische Kehlbisse - was auf einen Wolf schliesst - als auch untypische Verletzungen im hinteren Körperbereich und an den Hinterbeinen der Schafe gegeben. «Solche Verletzungen sind von jagenden Hunden bekannt. Sie könnten aber auch von einem Wolf stammen - beispielsweise wenn er bei der Jagd gestört wird», so Boner weiter. 

Auf der Trinser Alp sind derzeit über 900 Schafe am Grasen. Anfangs wurden sie von sieben Herdenschutzhunden beschützt, da zwei Weibchen jedoch läufig wurden, mussten sie zwischenzeitlich von der Alp runter. Nach den Angriffen habe man die Anzahl Hunde auf acht erhöht und der Hirtin eine Hilfe zur Seite gestellt. Seither habe es keine Angriffe mehr gegeben, so Erni weiter.

Sensibles Thema

Acht Hunde auf über 900 Schafe sei im Verhältnis, so der zuständige Wildhüter Claudio Spadin. Gemäss Spadin lasse sich derzeit noch nicht sagen, woher der Wolf stamme. Diese Auswertung würde nochmals zwei Wochen dauern und die genaue Zuordnung lasse sich nur dann machen, wenn der Wolf bereits erfasst sei.

Angriffe von Wölfen auf Nutztiere sind im Kanton Graubünden ein sensibles Thema. Alleine in den Monaten Januar und Februar 2017 wurden 30 Schafe in unmittelbarer Nähe von Ställen und innerhalb von Weidezäunen durch Wölfe gerissen. Ende Februar stieg ein Wolf gar in einen Stall ein.

Thema in der Augustsession des Grossen Rates

Grund genug für CVP-Grossrat Reto Crameri eine Anfrage an die Bündner Regierung zu starten, in welcher er Fragen rund um Wolf, Herdenschutz und Kosten stellte. Nächste Woche in der Augustsession wird diese Anfrage dann nochmals thematisiert.

Crameri wollte im Vorfeld von der Regierung wissen, ob ein institutionalisiertes Warnsystem für Grossraubtiere als Herdenschutzmassnahme denkbar wäre. Gemäss der Regierung könnte man ein entsprechendes System einrichten.

Ein solches System sei allerdings mit viel Aufwand verbunden und da Grossraubtiere innert kurzer Zeit grosse Distanzen zurücklegen könnten, könne eine Meldung in einem entfernten Gebiet oder keine Meldung für falsche Sicherheit sorgen. «Trotzdem wäre es wichtig, wenn Tierhaltende und die Hirtschaft eine zusätzliche Information zur Präsenz von Grossraubtieren hätten. Der Kanton prüft deshalb die Einsatztauglichkeit von Herdenschutz-Warnsystemen, wobei Resultate noch offen sind.»

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