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Luftbrücke in die Val S-charl

Schwere Unwetter haben am Samstag und Sonntagabend den Kanton Graubünden getroffen. In Chur überflutete der Regen Keller, Strassen und Unterführungen. Auf dem Streckennetz der Rhätischen Bahn (RhB) waren mehrere Abschnitte unterbrochen und auch die Engadiner Kraftwerke waren im Dauereinsatz. Im Val S-Charl wurde derweil eine Luftbrücke eingerichtet.

Südostschweiz
31.07.17 - 10:27 Uhr
Ereignisse

«Die Situation hat sich stark beruhigt, ich konnte letzte Nacht wieder gut schlafen», sagt Christian Fanzun, Gemeindepräsident von Scuol am Montag gegenüber Radio Südostschweiz. Doch es gibt noch sehr viel Arbeit: Erste Sofortmassnahmen würden eingeleitet, um die Strassen im Val S-Charl schnellstmöglich zu räumen. Das Tal habe erste Priorität. Die Strasse sei über eine grosse Distanz verschüttet und die Stromversorgung unterbrochen. Helikopter-Transporte würden organisiert, um die festsitzenden Leute zu versorgen. Es seien etwa sechs bis zehn Rüfen niedergegangen, berichtet Fanzun.

Die Räumung dauert noch mehrere Tage

Was die Aufräumarbeiten zusätzlich erschwert: Ein Teil der Strasse ist unterspült worden und eine Stützmauer hängt nun in der Luft. Um überhaupt mit den grossen Maschinen auffahren zu können, müsse diese erst gesichert werden. «Ich gehe davon aus, dass es etwa fünf bis sieben Tage dauert, bis wir die Strasse wieder freigeben können.» Auch die Val d’Uina kämpft mit Rüfen-Problemen. Eine wichtige Zugangsbrücke ist beschädigt. Verschiedene Wanderwege, die nun gesperrt sind, müssen geprüft werden.

In nächster Zeit ist mit weiteren Gewittern zu rechnen. Auch für die Val S-Charl und die umliegenden Täler bleibe natürlich eine gewisse Gefahr, so Fanzun. Gegen eine solche Naturgewalt könne man auch mit keinem Massnahmenpaket präventiv entgegenwirken. «Wir müssen halt einfach damit leben», sagt Fanzun.

Taxis als Ersatz-ÖV

In Chur rückten laut Angaben der Stadtpolizei die Sicherheitskräfte wegen überfluteter Keller, Strassen und Unterführungen sowie wegen eines umgestürzten Baumes aus. Zudem fiel ein Baum auf eine Stromleitung, und ein Teil einer sich im Bau befindenden Strasse wurde weggespült.

Vom Niederschlag betroffen war laut Angaben der RhB auch die Albulalinie zwischen Thusis und Tiefencastel, die Arosalinie zwischen Langwies und Litzirüti sowie das Prättigau zwischen Saas und Serneus. Dort fielen Bäume auf die Fahrleitung.

Die von den Streckenunterbrüchen betroffenen Fahrgäste wurden laut Angaben der Bahn mit Ersatzbussen und teils mit Taxis befördert. Es kam zu Verspätungen. Die Arosalinie konnte um 21 Uhr wieder freigegeben werden. Die Unterbrüche zwischen Thusis und Tiefencastel sowie Saas und Serneus dauerten bis Betriebsschluss. Seit dem frühen Montagmorgen verkehren die RhB-Züge wieder gemäss Fahrplan.

Kraftwerke im Dauereinsatz

Die heftigen Gewitter und Niederschläge vom Wochenende hatten auch beträchtliche Auswirkungen auf die Anlagen der Engadiner Kraftwerke (EKW), wie der Energiekonzern in einer Mitteilung schreibt. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag mussten aufgrund von Murgängen sowie erhöhten Sedimentfrachten zahlreiche EKW-Wasserfassungen ausser Betrieb genommen werden.

EKW-Mitarbeitende waren pausenlos im Einsatz, um die verstopften Fassungen zu räumen. Ebenfalls kontrollierten sie in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden des Schweizerischen Nationalparks und der kantonalen Behörden laufend die Sedimentbelastung im Spöl, wobei die festgelegten Grenzwerte glücklicherweise nie überschritten wurden.

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