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Münzen, Noten und eine Initiative

Die Vollgeldinitiative ist in Graubünden angekommen. Einen Monat vor der Abstimmung melden sich die Befürworter.

Pierina
Hassler
09.05.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Maurizio Degiacomi ist eines von 18 Mitgliedern des Bündner Befürworter-Komitees.
Maurizio Degiacomi ist eines von 18 Mitgliedern des Bündner Befürworter-Komitees.
MARCO HARTMANN

Das Bündner Unterstützungskomitee «Ja zur Vollgeldinitiative» informierte gestern in Chur die Medien. 18 Personen – Studenten, Lehrer, Betriebsökonomen und eine Rentnerin – waren überzeugt: Man muss das Thema nur gut erklären, dann könnte was daraus werden am 10. Juni.

Fakt ist, die Urheber der Vollgeldinitiative wollen die Geldschöpfung der Banken verbieten und sie der Nationalbank überlassen. Diese soll die Geldmenge bestimmen und damit Sicherheit schaffen. Besonders bei Krisengefahr – die faktische Staatsgarantie für Grossbanken wäre nämlich so beendet. Deshalb sagte Komiteemitglied Maurizio Degiacomi auch: In erster Linie gehe es um die Grundsatzfrage: «Wer soll den Schweizer Franken erschaffen?» Und dann komme die Frage: «Und wer soll profitieren?»

Gelder in die Konkursmasse

Für das Bündner Ja-Komitee steht fest: Den Schweizer Franken, ob Vollgeld oder elektronisches Geld, soll ausschliesslich die Nationalbank erschaffen. Und alle Schweizer Franken werden ausschliesslich von der Nationalbank in Umlauf gebracht. «Die Banken verwalten die Zahlungskonten ihrer Kunden noch treuhänderisch, so gehen auch keine Kundengelder mehr in eine allfällige Konkursmasse», erklärte Komitee-Mitglied Daniel Fetz.

«Wir Schweizer haben 1891 den Banken das Drucken von Banknoten verboten.»
Tobias Hendry, Komitee Vollgeldinitiative

Für die Befürworter führt ein Ja zur Vollgeldinitiative wieder dazu, dass ein Bankensystem entsteht, wie es sich die Bürger vorstellen. «Unser elektronisches Geld wird dann nicht mehr durch Banken und Eigeninteressen erzeugt, sondern durch die demokratische kontrollierte Nationalbank», sagte Tobias Hendry vom Bündner Ja-Komitee. Das Geld- und Währungswesen sei Sache des Bundes. «Wir Schweizer haben 1891 den Banken das Drucken von Banknoten verboten.» Im Sinne der Bundesverfassung wolle man heute den Banken auch das «Drucken» von elektronischem Geld verbieten.

Legitimer Wunsch

Mit dabei im Komitee ist auch die Rentnerin Veronika Würth aus Thusis. Sie gab gestern ganz offen zu, dass sie vor gar nicht so langer Zeit nicht allzu viel über die Vollgeldinitiative gewusst habe. «Als ich für das Unterstützungskomitee angefragt wurde, habe ich mich in das Thema reingekniet.» Ihr mache die Ungerechtigkeit zu schaffen. Sie fühle eine konstruktive Wut bei diesem Thema, sagte sie. «Dieser Wachstumszwang ist schrecklich, unsere Welt erträgt das nicht mehr.» Zudem ärgert es sie, dass die Banken Kredite vergeben, teure Zinsen erheben und KMU «chrampfen» müssen, um das Geld zurückzuzahlen.

Würth und alle anderen Befürworter der Vollgeldinitiative gehen davon aus, dass bei einem Ja am 10. Juni die Banken nur noch Kredite mit Geld vergeben können, das sie von Sparern, anderen Banken oder von der Nationalbank erhalten. Und dass dies eben dazu führe, dass die Welt der Bankkredite fairer werde.

Was will die Vollgeldinitiative?
Was ist Vollgeld? Vollgeld sind Münzen und Banknoten, die von der Nationalbank in Umlauf gebracht werden. Was ist elektronisches Geld? Eigentlich nur die Zahlen auf unseren Konti. Diese kommen nicht von der Nationalbank, sondern werden von den Banken erzeugt. Was will die Vollgeld-Initiative? In Zukunft soll auch das elektronische Geld allein von der Nationalbank hergestellt werden. So wird das elektronische Geld zu Vollgeld und steht jederzeit zur Verfügung, auch wenn eine Bank in eine Krise gerät. Werden die Guthaben auf den Banken sicherer? Künftig wären immerhin jene Gelder sicher, die auf Zahlungsverkehrkonti liegen. (hap)

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Ich würde sagen, Vollgeld stellt das Geldsystem vom Kopf zurück auf die Beine. Unser jetziges System, das bisher nur mit verheerenden Krisen "funktioniert" hat, muss früher oder später mit logischer Gewissheit zusammenbrechen, denn die Schulden, die durch die Kreditvergabe der Banken entstehen, diese Schulden wachsen exponentiell, das Buchgeld, das die Banken im Gegenzug schaffen, vermehrt sich nicht. Die Differenz von Schulden und Geld wird immer grösser.

Vollgeld hingegen ist transparent, sicher und ein in sich stabiles System, dass nicht zwangsläufig Krisen produziert und zusammenbrechen muss! Und die Umstellung ist gut durchdacht: Wenn die Politiker und die Nationalbank die Wirtschaft nicht absichtlich ins Unglück stossen wollen, wird es klappen!

Ich stimme überzeugt Ja am Sonntag!

Das Schlimmste ist ja, dass nicht mal die Obersuperhirne der Grossbanken wissen, wie ihr eigenen Betrugs- und Schneeballsystem heute läuft! Entweder lügen sie also brandschwarz oder sie haben wirklich keine Ahnung.
Man muss nicht mal italienisch können, um die Peinlichkeit des Sergio Ermotti zu erkennen:
https://www.youtube.com/watch?v=5m5ifQV4aIg
Deshalb ist das JA eine ethische Pflicht.

Mit der Vollgeld-Initiative wird das Schweizerische Finanzsystem auf eine solide Grundlage gestellt. Auch wenn man wie bei jedem Systemwechsel die Auswirkungen nicht bis ins letzte Detail voraussehen kann, stimmt jedoch die Richtung zu 100 Prozent.

wäre das abstimmungsbüchlein so ausgewogen, wie dieser artikel, dann gäbe es ein klares JA zur demokratisierung des CHF. lassen wir uns von grossbanken nicht angst machen und stimmen wir vollJA.

Der Herr auf dem Foto ist nicht Daniel Fetz, sondern Maurizio Degiacomi. Davon abgesehen gibt der Artikel eine objektive Darstellung der Vollgeld-Initiative.

Schade, dass hier nicht gesagt wird wie Banken das Buchgeld, rund 90% unseres Geldes, erschaffen! Nicht nur jede einzelne Kreditvergabe - ob an Private, Firmen, Kantone oder den Staat - ist neues, von den Banken aus dem Nichts geschaffenes Geld, welches ebendiese nun mit Zinsen zurückfordern. Nein, auch bei jedem Einkauf erzeugen Banken Geld. Ja, wenn eine Bank einkauft, tut sie dies nicht mit ihrem Erspartem, sondern generiert sich dafür selber Geld. Banken kommen gratis zu ihrem Vermögen! Und durch diese beiden Buchungsarten entstanden 1000 Mrd CHF - im Interesse der Gewinnmaximierung von Geschäftsbanken. Das ist schlicht kafkaesk. JA am 10. Juni!

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