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Ist das Fotografierverbot nach hinten losgegangen?

Berühmt wurde Bergün mit seinem ungewöhnlichen Verbot. Beliebt? Darüber kann man streiten. Zumindest hebt das Bergdorf nun sein skurilles Verbot wieder auf.

01.06.17 - 17:29 Uhr
Leben & Freizeit
Gemeinde Bergün Fotoverbot Bilder Foto
Unsere Reporterin hat sich nicht an das Verbot gehalten.
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An der nächsten Gemeindeversammlung soll das Fotografierverbot in Bergün wieder aufgehoben werden. Das schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung vom Donnerstag. «Trotz des anhaltenden Erfolgs dieser Kampagne erlaubt Bergün ab sofort das Fotografieren wieder», heisst es im Schreiben weiter.

Ob die Kampagne mit dem Verbot wirklich nur erfolgreich war, darüber lässt sich wohl streiten. Erst am Donnerstag berichtete das Onlineportal «20 Minuten», dass eine Gruppe aus Frankfurt wegen der Aktion ihre Ferien abgeblasen hat. Einen Verlust von 15'000 Franken soll dies der Gemeinde bescheren.

Bereits am ersten Tag nach dem Entscheid der Gemeindeversammlung, löste das Verbot in Bergün selbst ebenfalls Kopfschütteln aus.

Bei der verantwortlichen Kommunikationsagentur zeigt man sich jedoch gelassen. «Wir haben mit Kontroversen gerechnet», sagte PR-Chef Cyrill Hauser gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Vom Ausmass der negativen Kommentare sei man nicht überrascht worden.

Zudem würde sich die negative Welle bereits jetzt legen und positive Kommentare sich häufen. Im Ausland sei die Aktion von Anfang an positiver aufgenommen worden als in der Schweiz.

«Die Schönheit unseres Dorfes ist nun weltberühmt », wird der Bergüner Gemeindepräsident Peter Nicolay in einer Mitteilung zudem zitiert. «Millionen von Menschen rund um den Globus kennen Bergün jetzt.» Die Gemeinde hätte nie gedacht, dass die Aktion ein derart grosses Medienecho auslösen würde. Nicolay hat deshalb eine kollektive Sonderbewilligung erlassen, welche das Fotografieren wieder ermöglicht. In einem Video macht der Gemeindepräsident nun nochmals kräftig Werbung für sein Dorf.

Peter Nicolay hebt das Verbot auf.

Im Gesetz ist das Verbot aber immer noch verankert. Solange bis die Gemeindeversammlung es wieder aufhebt.

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Wie mich das freut, dass eine Reisegruppe aus Frankfurt bereits Konsequenzen gezogen hat und gar nicht erst anreist. Auch für mich ist Bergün kein Ferienziel mehr - da gehe ich lieber nach Filisur, Preda, Zernez und weiteren wunderschönen Orten in der Gegend, die sich auf mich freuen. Durch Bergün laufe ich höchstens noch durch, mache viele Fotos, und laufe dann weiter, ohne einen Rappen auszugeben!
Und wie Stefan Kneifel schon zu Recht kommentiert hat: aus Spass Gesetze bzw. Verordnungen zu erlassen als Marketinggag ist für mich Niveau Bananenrepublik und eines Rechtsstaats unwürdig.

Frappierendst finde ich den gestikulierenden Ganzkörpereinsatz des Herrn Gemeindepräsidenten.
1) Ist das nicht ein totaler Werbespot, der gebührenpflichtig wäre aber gratis hier läuft?
2) Darf der Gemeindepräsident per sofort selbst den Gemeindeversammlungsentscheid aufheben?
Zusatzfrage:
Was von diesem ganzen Jubelbericht - Aufzählung der Vorzüge von Bergün im Video - des "Mayors" gibt es nicht in Österreich? Wie bitte? Die hohen Preise?
Soll das heissen, dass Bergün gar nichts Besonderes ist?
Nun, mir geht es um entscheidende Inhalte-USPs, die würde ich gerne in GR verwirklicht sehen.

Ich habe Mühe damit, dass hier offensichtlich aus Marketinggründen legiferiert wird - das ist meines Erachtens ein Missbrauch eines Instruments der Staatsgewalt, das besser seriös gebraucht würde. Oder sollen wir uns in Zukunft selber ein Urteil darüber bilden, welche Gesetze zum Spass erlassen werden und welche nicht, an welche wir uns somit halten sollten und an welche nicht? Damit spielt man nicht.

Offenbar gute Regiearbeit: Wie der Herr Gemeindepräsident gestikuliert mit Ganzkörpereinsatz, äh... erinnert mich an Puppen, bei denen man unten an der Schnur zieht.
Im Ernst: Was von diesem ganzen Vortrag des "Mayors" gibt es nicht in Österreich? Wie bitte? Die hohen Preise? Nun, mir geht es im Inhalte-USPs, die würde ich gerne in GR erleben, sehe sie aber noch nicht verwirklicht.

Den Satz «Trotz des anhaltenden Erfolgs dieser Kampagne erlaubt Bergün ab sofort das Fotografieren wieder» finde ich nicht das einzige Unlogische an Bergün. Lobpreisen aber teure Aktion abbrechend zurückbuchstabieren?
Ich sehe Missinterpretationen am Laufmeter:
«Gemeindepräsident Peter Nicolay: «Millionen von Menschen rund um den Globus kennen Bergün jetzt.»
Wenn das der "Massstab" ist: Millionen kennen auch Trump inzwischen.
Unsympathisch fällt mir auf, wie sich die Werbeagentur selbst schönredet - aber das müssen die Bündner Steuerzahler selbst wissen, die diese "Marketing-Gags" mit unsicherer Tourismuswirkung umso sicherer blechen via überwiegendem Kantonsbeitrag an das 12-Millionen-Jahresbudget des Privatvereins GRF.

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