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Derungs: «Hätten aktiver hinschauen müssen»

Die Wettbewerbskommission hat wegen Preisabsprachen im Unterengadin Baufirmen gebüsst und dem Graubündnerischen Baumeisterverband die Bezahlung der Verfahrenskosten auferlegt. Der Verband ist sich keiner groben Fehler bewusst. Geschäftsführer Andreas Felix bleibt Kandidat für die Bündner Regierung.

Südostschweiz
26.04.18 - 11:38 Uhr
Wirtschaft

LIVE: Bauskandal - die Pressekonferenz des Graubündnerischen Baumeisterverbandes

Posted by Südostschweiz on Thursday, April 26, 2018

Markus Derungs, Präsident des Graubündnerischen Baumeisterverbandes (GBV), eröffnet die Medienkonferenz. Er sagt, dass die Wettbewerbskommission (Weko) das Verfahren gegen den GBV eingestellt habe.

Dem Baumeisterverband und deren Organe werde zwar nicht vorgeworfen, an Preisabsprachen beteiligt gewesen zu sein, jedoch allein schon mit der Organisation von Vorversammlungen das Umfeld für Preisabsprachen geschaffen zu haben, so Derungs weiter.

Dabei habe der GBV allerdings nichts Anderes gemacht, als das Reglement des Schweizerischen Baumeisterverbandes vollzogen, welches die Durchführung von solchen Vorversammlungen explizit vorsah.

Derungs: «Fake-News»

Dieses Reglement aus dem Jahre 2003 wurde im Rahmen des Schlussberichtes der Weko vom 15. September 2003 in Bezug auf die Durchführung solcher Versammlungen als kartellrechtlich unbedenklich erklärt. So stellt die Weko in ihren Schlussfolgerungen zum Reglement des Schweizerischen Baumeisterverbandes fest: «Gegen den GBV würden keine Anhaltspunkte für allfällige Wettbewerbsbeschränkung mehr bestehen», so Derungs. Weiter bezeichnet er die Medienmitteilung der Weko als tendenziös. Der Fortsetzungsroman der Online-Plattform republik.ch sei somit als Fake-News entlarvt, so Derungs.

Anschliessend ergreift Geschäftsführer Andreas Felix das Wort. Er gesteht ein, zu gutgläubig auf die Reglemente vertraut zu haben. «Im Bereich der unternehmerischen und der verbandinternen Complaints müssen wir zusammen mit dem Schweizerischen Baumeisterverband in Aus- und Weiterbildung investieren, sagt Felix.

Um Millionen beschissen

Auf die Frage eines Journalisten, ob sie Derungs und Felix im Klaren seien, dass sie private Bauherren sowie die öffentliche Hand um Millionen beschissen hätten, antwortet Felix: «Das ist eine missbräuchliche Auslegung der abgehaltenen Absprachen. Wir hatten einen Auftrag, solche Sitzungen zu organisieren. Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir die reglementarischen Abwicklungen dieser Sitzungen nicht oder zu wenig kontrolliert haben», so Felix. Und er bleiben Kandidat für die Bündner Regierungsratswahlen vom 10. Juni sowie Geschäftsführer des GBV, dem er seit 2008 vorsteht.

«Die Schuldfrage decke die Weko auf. Und die Weko sanktioniert diese auch», so Derungs. Aber: «Wir hätten aber aktiver hinschauen müssen.» Allfällige Preisabsprachen würden aber von marktbeteiligten Unternehmungen und nicht von Verbänden gemacht, so Derungs weiter. Der Präsident sagt, er würde es bedauern, wenn Leute ob allfälligen Preisabsprachen zu Schaden gekommen wären. «Darum wollen wir, dass diese Sache raschmöglichst untersucht wird.»

Vom Entscheid der Weko betroffen sind auch Unternehmungen, die im Vorstand des GBV sitzen. Zwei Vertreter von betroffenen Unternehmungen sind seit Anfang Jahr im Ausstand und haben an den Vorstandssitzungen nicht mehr teilgenommen. Sie haben dem GBV am 20. April mitgeteilt, dass sie mit Wirkung der Demissionserklärung aus dem Vorstand zurücktreten. Einer davon ist  Roland Conrad von der Foffa Conrad AG. (phw)

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