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Das Projekt für eine neue Badi in Gommiswald geht baden

Das Gommiswalder Badi-Projekt ist an der Urne gescheitert.55  ​Prozent lehnen das 3,15-Millionen-Projekt ab. Wobei die Gegnerschaft ihr Nein nicht als Nein zur Badi an sich verstanden haben will.

Sibylle
Speiser
19.06.23 - 04:30 Uhr
Politik
In die Jahre gekommen: Die Badi mit Restaurant und Garderoben (oben rechts) ist sanierungsbedürftig.
In die Jahre gekommen: Die Badi mit Restaurant und Garderoben (oben rechts) ist sanierungsbedürftig.
BILD MARKUS TIMO RÜEGG

Die Gommiswalder Stimmbürgerschaft am Sonntag hat den Baukredit von 3,15 ​Millionen Franken für Sanierung und Umbau der Badi Gommiswald mit 980 ​Nein zu 820 Ja abgelehnt. 54,4 ​Prozent sprachen sich also gegen das Projekt aus. Bei einer Stimmbeteiligung von 45,3 Prozent.

«Es war zu vermuten, dass an der Urne ein Nein resultiert», meinte Kantonsrätin Franziska Steiner-Kaufmann, die Präsidentin der Mitte Gommiswald ist, auf Nachfrage. Dies, weil zwei Parteien, die eigene und die SVP Gommiswald, im Vorfeld die Nein-Parole gefasst hätten. Die Mitte hatte sich eine Überarbeitung des Projekts gewünscht.

«Es ist nicht unsere Meinung, dass jetzt fünf Jahre nichts gemacht werden soll», so Steiner-Kaufmann. Vielmehr solle das Nein als Chance für eine Überarbeitung betrachtet werden. Vor allem das Dach müsse besser geplant werden. Denn beim jetzigen Projekt schütze dieses die tragende Konstruktion des Badi-Baus aus Holz nicht vor Regen.

«Wenn man Leute aus der Holzbranche fragt, würde der Bau bei einem solchen Dach nicht länger als 15 ​Jahre halten», so Steiner-Kaufmann. Laut ihr wäre es wünschenswert, wenn eine neue Planung nun zügig an die Hand genommen würde. Und sie hielt fest: «Die Mitte Gommiswald hat nicht Nein zur Badi gesagt, sondern Ja zu einem besseren Projekt.»

«Nicht gegen die Badi«

Auch Martin Thalmann, Präsident der SVP Gommiswald, die ebenfalls die Nein-Parole zum Projekt gefasst hatte, sagte am Sonntag, dass seine Partei nicht gegen die Badi sei. Aber über drei Millionen für ein «Leichtbauprojekt» auszugeben, «ist überrissen». Es sei klar, dass ein 50 ​Jahre altes Badi-Gebäude mit Küche, Umkleideräumen und Duschen saniert werden müsse. Übertrieben seien aber die Pläne für den Neubau, der einem «Kunstwerk» gleiche. Dementsprechend seien die Kosten viel zu hoch.

«Schade, dass die Badi-Kommission nicht schon früher den Mut hatte, diese Planung abzubrechen», so Thalmann. «Aber Projekte, finanziert durch öffentliche Gelder, werden gerne abgenickt», meinte er weiter. Jetzt müsse man zusammensitzen und schauen, ob es wirklich einen Neubau brauche. Oder ob es eine vernünftige, zweckmässige, günstigere Lösung für die Sanierung des Bestehenden gäbe. Auch Thalmann wünscht sich, dass eine solche Lösung «so schnell wie möglich zustande kommt».

«Nicht grundsätzlich dagegen»

Die FDP Gommiswald-Ernetschwil-Rieden hatte für den Baukredit die Ja-Parole gefasst. Das Nein an der Urne interpretiere er persönlich so, dass viele nicht grundsätzlich gegen das Projekt, sondern mit Teilen davon nicht zufrieden gewesen seien, sagte FDP-Präsident Peter Zuberbühler. «Auch für unsere Partei war nicht alles perfekt. Aber man hätte das Projekt annehmen können, um danach in die Detailbearbeitung überzugehen und problematische Punkte zu lösen.» Nun müsse die Gemeinde das Projekt zuerst verbessern und danach neu abstimmen lassen: «Und das möglichst schnell. Eine neue Urnenabstimmung innert Jahresfrist wäre wünschenswert.»

«Sehr unrealistisch»

Den Wunsch, binnen eines Jahres ein neues Badi-Projekt vorzulegen, kommentierte der Gommiswalder Gemeindepräsident Peter Hüppi auf Nachfrage jedoch als «sehr unrealistisch».

Nach dem Nein gelte es nun, zu überlegen, was als Erstes an der in die Jahre gekommenen Badi getan werden müsse, was am dringendsten sei. Die Badi-Kommission werde das definieren. Er persönlich finde die Ablehnung an der Urne schade. Denn das Projekt sei ein schönes gewesen, wenn auch nicht ganz günstig. «Aber die Bevölkerung will es so, und das gilt es, zu respektieren.»

Mit dem Projekt habe man die sanierungsbedürftigen Gebäulichkeiten der Gommiswalder Badi durch einen Neubau aus Holz ersetzen, den Zugang zum Schwimmbecken behindertengerecht umsetzen sowie das Wasserbecken für Kinder durch Wasserspiele erneuern wollen, fasste die Gemeinde nach der Abstimmung in einer Mitteilung das Vorhaben noch einmal zusammen.

Der Gemeinderat werde nun zusammen mit der Badi-Kommission die nächsten Schritte prüfen und das weitere Vorgehen festlegen, heisst es in der Mitteilung weiter. Der Gemeinderat stehe nach wie vor hinter der Badi Gommiswald und werde sich auch weiterhin dafür engagieren.

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Dass die Gebäude der Badi Gommiswald eine Sanierung nötig haben, ist offensichtlich. Die Grundsatzfrage stellt sich: Wollen wir im Ergebnis eine Luxus-Badi oder bleiben wir bei etwas Vernünftigem. Meiner Meinung nach bräuchten die bestehenden Duschen und Umkleiden lediglich eine kosmetische Sanierung und die Küche könnte verschlankt werden (zusammen mit der Speisekarte). Die Becken wurden bereits saniert und alles andere ist funktional.
Bedenklich ist m.E. dass es zwischen der Badi-Genossenschaft und der Gemeinde keine Leistungsvereinbarung gibt. Wenn die Gemeinde schon jetzt jedes Jahr über hunderttausend Franken an die Badi bezahlt, das Wasser gratis ist und auch die Ortsgemeinde auf den Baurechtszins verzichtet, wäre es angebracht, der Badi-Genossenschaft einen klar umschriebenen Auftrag mit definierten Leistungsparametern zu erteilen. Wir hatten bis jetzt einfach Glück und immer eine gute Crew, die das Bad in Schuss gehalten und die Besucher gut betreut hat.
Was ebenfalls geregelt werden muss, ist die Parkplatz- und Verkehrssituation insbesondere am Mittwochnachmittag und am Wochenende. So herrschte am wunderschönen Abstimmungssonntag wieder volles Chaos. Parkiert wurde kreuz und quer, das Fahrverbot wurde von Autos und Mofas fast schon im Minutentakt missachtet , es musste sogar die Polizei gerufen werden, welche dann immerhin eine Ordnungsbusse aussprach. Mit den ÖV kam erkennbar niemand, und die meisten Fahrzeuge hatten keine SG-Schilder. Es kam übrigens auch schon vor, dass Besucher ihr Fahrzeug hinter dem Fahrverbot vor das Haus eines Anwohners gestellt hatten.

Bei einem neuen Anlauf wäre es schön, wenn der Gemeinderat nicht nur mit der Badi-Kommission, sondern auch mit den Anwohnern das Gespräch suchen würde, bevor er ein neues Projekt aufgleist. Und es wäre schön, wenn die Bevölkerung mehr von ihren Mitsprachemöglichkeiten gebrauch machen würde. Zusammen, davon bin ich überzeugt, können wir mit einem Bruchteil der geplanten drei Millionen die Badi Gommiswald so sanieren, dass wir den Gemeindehaushalt nicht wesentlich mehr belasten und trotzdem etwas cooles auf die Beine gestellt haben werden.

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