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Pilotprojekt zur Staubekämpfung trägt erste Früchte

Ausweichstau neben der A13 und im Prättigau bereitete den betroffenen Gemeinden in den vergangenen Wintersaisons Bauchschmerzen. Ein Pilotprojekt zur Entlastung ging nun zu Ende und zeigt Resultate. 

Südostschweiz
10.03.23 - 15:31 Uhr
Politik
Grosser touristischer Rückreiseverkehr: Die Gemeinde Schiers sperrte im vergangenen Winter in eigener Regie die Zufahrt in den Ort.
Grosser touristischer Rückreiseverkehr: Die Gemeinde Schiers sperrte im vergangenen Winter in eigener Regie die Zufahrt in den Ort.
Pressebild

von Anna Nüesch, Andrea Sabadi und Sarina von Weissenfluh

Sonntag für Sonntag sind Bündner Strassen wegen touristischem Verkehr verstopft. Besonders betroffen ist die Nationalstrasse A 28 mit Schiers, Grüsch, Jenaz und Landquart sowie die Gemeinde Zizers. Schiers sorgte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen, als die Gemeinde entschied, selbst gegen den Ausweichverkehr im Dorf vorzugehen. Kurzerhand wurden Strassensperrungen eingeführt, um den Verkehr am Wochenende nicht im Dorf zu haben. In diesem Winter wurden an sechs Sonntagen Ausfahrten im vorderen Prättigau gesperrt. Es wurde getestet, ob damit der Ausweichverkehr in den Dörfern verhindert werden kann. 

Gemeinsam mit dem Tiefbauamt Graubünden, dem Bundesamt für Strassen (Astra) und der Kantonspolizei haben die betroffenen Gemeinden ein Konzept erarbeitet, das auf unterschiedlichen Szenarien aufbaut. Jeweils am Donnerstag werden die Wetterlage, das touristische Aufkommen und Rückreiseverkehr analysiert und Massnahmen für das Wochenende festgelegt. Ebenfalls werden Leute über eine Sicherheitsfirma aufgeboten. Der Pilotversuch wurde nun ausgewertet und zeigt: Die Massnahmen wirken, die Anwohnerinnen und Anwohner sind jedoch gespaltener Meinung.

Positive Rückmeldungen

Die Gemeindepräsidenten von Schiers, Ueli Thöny, und Zizers, Daniel Freund, ziehen ein positives Fazit zum Pilotversuch. «Wir sind sehr froh, dass das Tiefbauamt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen und der Kantonspolizei die Arbeit übernommen hat. An diesen Wochenenden, an denen ich mir ein Bild gemacht habe, hat es super geklappt», führt Ueli Thöny gegenüber Radio Südostschweiz aus.

Daniel Freund aus Zizers hat an verkehrsbelasteten Wochenenden gleich selbst Zettel an Verkehrsteilnehmende verteilt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. «Viele haben gut reagiert und sind direkt wieder auf die Autobahn. Bei der Dorfbevölkerung kamen die Massnahmen ebenfalls gut an.» Freund ist sich aber bewusst, dass man es mit Massnahmen nie allen recht machen kann. Eine Herausforderung: Viele Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner müssen durch die Strassensperrungen Umwege in Kauf nehmen oder sind eingeschränkt in der Autonutzung.

Die erarbeiteten Massnahmen können es nicht allen recht machen. Radio Südostschweiz hat sich auf den Strassen von Schiers und Zizers umgehört und hat die verschiedenen Meinungen eingefangen.

«Einheimische sollten die alte Strasse in Schiers brauchen dürfen.»

Anwohner Schiers 

«Ich finde es nicht schlecht, sonst geht der Verkehr durchs Dorf. Es stört mich nicht gross, dass ich eine Ausfahrt später rausfahren muss.»

Anwohnerin Schiers

«Ich finde es nicht toll, dass die Einheimischen einen Umweg fahren müssen. Wir werden am Sonntag nicht mehr ins Prättigau fahren.»

Anwohnerin Landquart in Zizers

«Ich finde es nicht schlecht, wenn abgesperrt wird.»

Anwohnerin Zizers

«Am Sonntag kommen auch Feuerwehr und Krankenauto nicht mehr durch den Verkehr. Ausserdem haben wir alle Abgase im Dorf. Das ist keine schöne Situation mehr.»

Anwohnerin Zizers

Der Schierser Gemeindepräsident Ueli Thöny stellte fest, dass im Februar sogar an Wochenenden ohne Massnahmen wieder weniger Verkehr in die Dörfer ausgewichen ist. Das Projekt trägt erste Früchte. Trotzdem betont er: «Langfristig kann es nicht sein, dass die Situation so bleibt. Man muss den Verkehrsknotenpunkt Landquart, Maienfeld und Bad Ragaz bis Sargans lösen.»

Am Donnerstag trafen sich die Gemeindepräsidenten mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Kantonen und dem Tiefbauamt zu einem dritten runden Tisch. Im Fokus standen laut einer Mitteilung die Feiertage mit Palmsonntag, Ostern und Pfingsten. Es wird mit einem höheren Verkehrsaufkommen gerechnet – beispielsweise im Domleschg wird der Durchgangsverkehr durch die Dörfer unterbunden. 

Mehr zum runden Tisch vom Donnerstag gibt es hier zu lesen:

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