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Glarner Ex-Polizeikommandant sitzt in Untersuchungshaft

Daniel Anrig, der Gemeindeschreiber von Zermatt, ist nicht untergetaucht. Der einstige Kommandant der Glarner Kantonspolizei befindet sich in Polizeigewahrsam.

Martin
Meier
30.11.22 - 04:30 Uhr
News
Im Rampenlicht: Einmal mehr sorgt Daniel Anrig für Schlagzeilen.
Im Rampenlicht: Einmal mehr sorgt Daniel Anrig für Schlagzeilen.
Archivbild

Daniel Anrig, der Gemeindeschreiber von Zermatt und ehemalige Glarner Polizeikommandant, ist nicht wie anfänglich vom «Blick» behauptet untergetaucht. Er befindet sich in Zürich in Untersuchungshaft. Laut Anrigs Anwalt Max Imfeld-Frischknecht wird seinem Mandanten vorgeworfen, jemanden bedroht zu haben. «Nachdem diese Person zuvor ihn bedroht hatte», so der Anwalt.

Noch am Samstag sagte der Anwalt von Anrig nur, dass sein Mandant nicht untergetaucht sei. Vielmehr habe er sich aus persönlichen Gründen vom Dienst als Gemeindeschreiber von Zermatt zurückgezogen, noch bevor es abgelaufen wäre.

«Meinem Mandanten wird vorgeworfen, jemanden bedroht zu haben. Nachdem diese Person zuvor ihn bedroht hatte.»

Max Imfeld-Frischknecht , Rechtsanwalt

Beim Zürcher Verfahren gehe es um eine «rein familiäre Auseinandersetzung» ohne «Tätlichkeiten» und «Verletzungen», sagt der Anwalt. «Mit Zermatt hat dies nichts zu tun.» Die Aussage, er sei «untergetaucht» oder «spurlos verschwunden», sei «bewusste Fehlinformation der Medien» gewesen, so Imfeld-Frischknecht. Die Polizei habe den Gemeindeschreiber ebenfalls nicht suchen müssen. Die Gemeindepräsidentin sei seit zwei Wochen über die Untersuchungshaft informiert gewesen.

Die brisanten Aussagen macht Max Imfeld-Frischknecht am Montagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dies nachdem über Anrig auch «20minuten» online sowie das katholische Medienzentrum «kath.ch» berichtet hatten.

Anrig war Kommandant der Schweizergarde …

In katholischen Kreisen ist der 50-Jährige nämlich kein Unbekannter. Bevor er Gemeindeschreiber von Zermatt wurde, war er Kommandant der Schweizergarde im Vatikan. Am 19. August 2008 wurde er von Papst Benedikt XVI. ins prestigeträchtige Amt berufen, am 1. Dezember 2014 von Papst Franziskus wieder entlassen. Die Medien machten dafür damals einen übermässig autoritären Führungsstil verantwortlich, was der Papst in der Presse dementierte.

… und Kommandant der Glarner Kantonspolizei

Anrig kennt man aber auch im Glarnerland. Hier sorgte der St. Galler erstmals während seiner Zeit als Chef der Glarner Kriminalpolizei für Schlagzeilen. Am 3. Juli 2003 stürmten 20 seiner Beamten das Durchgangszentrum Rain in Ennenda. Die Polizisten fesselten die Asylbewerbenden an Händen und Füssen. Die Beamten entkleideten sie und zogen ihnen einen Stoffsack über den Kopf. Dann klebten sie ihnen Nummern auf die nackten Oberkörper, um sie zu fotografieren. Sechs Stunden lang wurden die frühmorgens Überfallenen im Aufenthaltsraum des Asylheims festgehalten – bis ein Vertreter des Roten Kreuzes intervenierte. Die nach einer Anzeige von Amnesty International erfolgten Ermittlungen wurden vom Untersuchungsrichter eingestellt. Anrig musste allerdings einen Teil der Verfahrenskosten übernehmen. Im März 2006 wurde er, zwei Jahre vor seiner Berufung in den Vatikan, zum Kommandanten der Glarner Kantonspolizei befördert. 

Bei der Polizei arbeitete Anrig auch, bevor er in Zermatt tätig wurde – in einer Führungsfunktion am Zürcher Flughafen.

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