×

Verkuppeln? Ja warum denn nicht?

Der Singlebock wurde noch nie verkuppelt. Es hat nicht einfach noch nie funktioniert – es wurde noch nicht mal probiert. Wieso denn bloss?

Single
Bock
24.11.21 - 16:30 Uhr
Bild Unsplash

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Ende Sommer hat uns die Singleböckin an dieser Stelle verraten, dass sie es so gar nicht schätzt, wenn ihr Umfeld sie mit jemandem zu verkuppeln versucht.

Ich habe mir auf der Suche nach einem Thema für den aktuellen Blogbeitrag ihren Artikel durchgelesen. Verkuppeln ist so gar nicht der Singleböckin Ding. Sie fühle sich da jeweils wie in einer Folge der Bachelorette. Ausserdem kenne sie kaum Geschichten von Paaren, bei denen das Verkuppeln tatsächlich funktioniert habe. Kurz zusammengefasst: Die Singleböckin möchte, Stand Ende Juli, nicht verkuppelt werden.

Ich bin nach der Lektüre ihres Artikels in mich gegangen und habe versucht, mich daran zu erinnern, wann ich mal hätte verkuppelt werden sollen. Bei aller Anstrengung ist mir keine Situation eingefallen. Entweder habe ich es damals nicht bemerkt oder die Erinnerung aus meinem Gedächtnis gelöscht oder aber – und das beschäftigt mich je länger je mehr: Es gab bisher schlichtweg keine Verkupplungsversuche, in denen ich eine zentrale Rolle gespielt hätte.

Dabei stehe ich dem Thema mit viel weniger Skepsis gegenüber, als dies mein weibliches Pendant tut. Ich habe so meine Mühe damit, mich selbst zu lobpreisen. Das fällt mir schon an meinem Linkedin-Profil auf. Während andere auf der Businessplattform das erfolgreiche Öffnen einer Büchse Ravioli feiern, als hätten sie grad den heiligen Gral der Teigtaschenherstellung entdeckt und gleichzeitig den Welthunger besiegt, ist mein Profil hauptsächlich eine Ansammlung aktueller und ehemaliger Arbeitsstellen. Ich bin nicht sehr begabt darin, mich selbst zu beweihräuchern. Da sind meine Selbstzweifel zu gross. Ausserdem bin ich der Meinung, dass es authentischer wirkt, wenn jemand anderes gut über mich spricht – und damit wären wir wieder beim Thema Verkuppeln.

Wer zwei Menschen miteinander verkuppeln will – davon gehe ich mal aus – kennt beide und hat sich bereits den einen oder anderen Gedanken dazu gemacht, warum die beiden zusammenpassen könnten. Ist diese erste Evaluationsstufe abgehakt, erzählt man den beiden zu Beginn wohl erst von den wichtigsten Eckwerten des oder der jeweils anderen. Idealerweise sind das dann etwas gar positiv verzerrte Darstellungen. Man will die beiden ja schliesslich miteinander verkuppeln. Das beschreibt Kollegin Böckin ja auch in ihrem Text: «Zuerst gibts ein Bild, dann werden die besten Charaktereigenschaften angepriesen und schlussendlich gibts die Fakten, wieso wir ein ach so tolles Paar abgeben würden.» Hat man als Kuppler den Samen des Interesses gesäht, kann man ihn hin und wieder giessen, indem man den zu Verkuppelnden lustige, charmante und kurzweilige Anekdoten über das angedachte Ziel der erhofften Begierde erzählt. Wer verkuppelt, spielt sozusagen permanent das Engelchen auf der einen Schulter. Mal hier, mal da.

So weit die Theorie. Während ich an diesem Text sitze, frage ich mich immer mehr, warum aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis noch niemand versucht hat, mich zu verkuppeln. Habe ich einfach zu wenige Leute in meinem Umfeld, die verkuppeln wollen? Bin ich schwer vermittelbar? Wissen die Leute um mich herum überhaupt, dass ich Verkupplungsversuche nicht so resolut ablehne, wie dies die Singleböckin tut? Ich weiss es nicht.

Eine Vermutung habe ich. Auf die Frage, wie es mir mit der Damenwelt gehe, habe ich früher mit Schwermut reagiert. Heute nicht mehr. Da geht es mir so, wie der Singleböckin. Ich bin im Moment ein eigentlich recht zufriedener Single. Also nicht, dass ich für die grosse Liebe nicht zu haben wäre. Ich mache mein Glück heute aber weniger davon abhängig, die Frau meines Lebens zu finden, als ich dies in jüngeren Jahren noch getan habe.

Nichtsdestotrotz: Vielleicht drucke ich den Inhalt meines Tinderprofils auf Visitenkärtchen und verteile sie, wenn ich von Freunden oder der Familie zu meinem Liebesleben befragt werde. Nützts nüt, so schadts nüt.

Passt auf euch auf

Euer Singlebock

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Liebes Publikum,
seit, zumindest gefühlten, Jahren diese Paar-Bloggerei hier: Wirds euch nicht langweilig?
Dieses Hin unf Her:
Manchmal der Wunsch nach einer Partnerschaft, manchmal das Abstandnehmen "Das brauch ich doch nicht".
Das erinnert mich etwas an Graubünden Ferien (GRF), die quasi "manisch-depressiv" abwechselnd mal von ihrer Erfolgsstrategien hypen (wozu brauchen sie dann aber die hohen Dauersubventionen), und mal von ihrem plusminus Grounding (damit die Dauersubventionen doch nicht versiegen), ja klar, der Währungskurs, das Wetter, inzwischen auch ein anderes Virus; es scheint stets nice, to have a Vorwand bzw. es wäre ja too peinlich wenn sich offenbaren täte, dass es an mangelnder Innovation/Einsatz liegt.
Denn Fantasie, Problemlösung täte echt Not, im Tourismus (Zweitwohnen) und "Tourismus für Einheimische" (Erstwohnen) – ebenso wie bei der Partnerschaft (in unserer Ära der Massengesellschaft/-kommunikation, wo paradoxerweise die Einsamkeit offenbar so gross/verbreitet ist wie noch nie; ich kenne mehrere Quellen, die das belegen).
Hier einige andere Beispiele (nicht die Quellen, die ich oben meine):
1)
https://www.blick.ch/news/buendnerin-patricia-f-60-zahlte-60000-fr-an-f…
2)
https://www.blick.ch/people-tv/schweiz/80000-franken-an-betrueger-gezah…
3)
SO (5.Jan.2021) berichtet über "falschen Astronaut", für den eine gut 30-jährige Japanerin insgesamt sechs Millionen Yen (rund 51'500 Franken) auf ein Konto überwies, damit er den Transport, seinen Umzug zu ihr bezahlen könne, wie die japanische Tageszeitung Hokkaido Shimbun“ schreibt.
Siehe meinen Kommentar:
https://www.beobachter.ch/digital/sicherheit/cybercrime-schutz-gegen-di…
Fazit erneut:
Der Bedarf nach effizienter Lösung ist da, ich sehe ihn allerdings durch jahrelanges Kolumnisieren nicht gelöst. Hingegen meinen Vorschlag zur Lösung machte ich hier ja längst, allerdings interessierte sich niemand dafür, jedenfalls bekam ich keine Realisationsanfrage.