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Wo bleibt der Anstand?

Ich arbeite in einem Altersheim als Pflegefachfrau. Bei uns ist das Besuchen von Bewohnern im Heim mit Zertifikat möglich. Dieses muss bei Eintritt kontrolliert werden.
An Randzeiten bin ich als Pflegefachfrau gezwungen, die Zertifikate zu kontrollieren, wenn Besuch kommt. Ob ich will oder nicht. Was ich hier an faulen Ausreden bei Nichtvorhandensein des Zertifikats zu hören bekomme, geht auf keine Kuhhaut.
Gezwungenermassen muss ich auf ein Zertifikat bestehen, da dies bei uns im Betrieb so vorgeschrieben ist. Irgendwie scheint ein grosser Teil der Besucher dies als persönlichen Affront meinerseits aufzufassen.
Dann fangen die Diskussionen an Fahrt aufzunehmen. Ich muss leider auf dem Zertifikat beharren - Verwandte, Freunde und Besucher verwandeln sich in Kämpfer, die mit aller Energie Einlass begehren, auch wenn sie das Zertifikat nicht dabei haben.
Dabei werden alle Register gezogen: Lügen, Fluchen, Beschimpfen, Laut-Werden, Drohen.
Ich bin es leid, dass die Besucher ihren persönlichen Frust an mir auslassen.
Es erstaunt mich im zweiten Jahr der Pandemie, dass immer noch solche Reaktionen vorhanden sind, obwohl man doch eigentlich dankbar sein müsste, dass man überhaupt noch Besuche machen darf und sich persönlich treffen kann.
Also, liebe Besucher, bevor ihr anfangt uns zu beschimpfen - tief Luft holen, Hirn einschalten, denken.
Falls ihr dann immer noch den Eindruck habt, ihr werdet ungerecht behandelt, wendet euch an die Leitungen der Institutionen und sucht dort den Dialog. Lasst nicht den Frust am Fussvolk aus. Wir versuchen nämlich unser Bestes. Auch für uns ist es keine lustige Situation, so eine Pandemie.
Dies würde uns helfen, weniger Energie in Grabenkämpfen zu verpuffen. Energie, die wir in der täglichen Arbeit mit den Senioren anderweitig besser einsetzen könnten.
Dankeschön und bleibt alle gesund.

Ricarda Meyer
26.09.21 - 17:42 Uhr
Leserbrief
Ort:
Castiel
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Danke Frau Meyer für Ihren Einsatz. Es braucht Kraft und Durchhaltevermögen um Ihre Tätigkeit auszuüben.
Herr Hofer: Was Sie schreiben ist purer Zynismus.Der Covid-19-Virus steckt andere Menschen an. Das ist längst bewiesen. Es ist Pflicht, sich davon zu schützen. Es ist Mord andere Menschen leichtsinnig anzustecken und sei es aus purer Dummheit und Bosheit.

Herr Hofer, Sie sind ein hoffnungsloser Fall: Sie scheinen wirklich nicht im Ansatz eine Ahnung zu haben, was ein totalitärer Staat ist. Diese Wohlstandsverwahrlosung in der Schweiz geht mir sowas von auf den Geist. Bewahren Sie ins vor Ihrem Geschwafel und üben Sie sich in Demut, wie gut es Ihnen trotz der Pandemie geht.

Reto Küng, Sie sind ein hoffnungsloser Fall: Sie scheinen wirklich nicht im Ansatz eine Ahnung zu haben, was ein Systemwechsel ist. Diese Wohlstandsverwahrlosung in der Schweiz zu verdammen, aber selbst Millionär zu sein mit einem Tourismus in GR, den ich seit Jahren verdamme. Bewahren Sie uns vor Ihrem Geschwafel (etwa des Uffa, wenns Abba geht) und üben Sie sich in Demut, dass es noch Leute mit Fantasie gibt, Rufer in der Wüste in GR.

"obwohl man doch eigentlich dankbar sein müsste, dass man überhaupt noch Besuche machen darf und sich persönlich treffen kann."
Dies ist schon eine haarsträubende Einstellung. Mit so einer Einstellung ist es nicht verwunderlich, wenn man mal eins verbal aufs "Dach" bekommt.
Man sollte nicht dankbar sein müssen, jemanden besuchen zu können, nein, das sollte eine SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT" sein. Wieso braucht man plötzlich ein Zertifikat dafür, warum reicht es plötzlich nicht mehr Maske zu tragen beim Besuch und sich zu desinfizieren?
Die heutigen Massnahmen sind völlig übertrieben.
Das gefährlichste ist, wenn die Bevölkerung sich an solche unhaltbaren Zustände gewöhnt.
Auszug aus einer Todesanzeige:

„Traurig müssen wir Abschied nehmen von unserer Schwester, Tante, Grosstante und Gotte, die im Altersheim nicht an Corona, sondern an den Folgen der sehr streng ausgelegten Coronamassnahmen verstorben ist. Die totale Schliessung des Heimes hat jeglichen Kontakt und Einflussnahme ausgeschlossen.“

Was sie als Grundrecht fordern, Herr Hofer, und als "Freyheit und Grundrecht" bezeichnen, bringt Ihre Nächsten (und etwa 30% der Pflegeheimpatienten) mit sehr viel Leiden ins Jenseits. Ein Corona Virus ist nicht einfach eine übliche Grippe. Ich weiss, schwer zu verstehen, aber ist leider so.

Frau Meyer hat sicher recht, dass die Besucher ihre Frustrationen nicht an ihr auslassen dürfen, da sie die Vorschriften nicht gemacht hat. Dass man aber "dankbar" sein darf, Bekannte im Altersheim oder Spital besuchen zu dürfen, ist eine merkwürdige Interpretation. Ich würde vielmehr sagen: Es ist ein Grundrecht, seine Bekannten und Verwandten besuchen zu dürfen. Da braucht es keiner besonderen Gnade durch einen totalitären Staat. Schon in früheren Zeiten waren Spitäler ein Hort multiresistenter Keime, die sich nie ganz verhindern lassen. Es braucht also keine Corona-Viren, um andere Menschen anzustecken.

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