×

200-jähriges Löwendenkmal bietet Stoff für Interpretationen

Das Löwendenkmal, eine Hauptsehenswürdigkeit von Luzern, ist exakt vor 200 Jahren eingeweiht worden. Das Monument, im Gedenken an den Tod von Schweizer Söldnern errichtet, biete auch heute Stoff zum Nachdenken, erklärten Rednerinnen und Redner an einem Festakt.

Agentur
sda
10.08.21 - 12:25 Uhr
Politik
Der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli und alt Bundesrätin Doris Leuthard vor dem Löwendenkmal, das vor 200 Jahren eingeweiht worden ist.
Der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli und alt Bundesrätin Doris Leuthard vor dem Löwendenkmal, das vor 200 Jahren eingeweiht worden ist.
KEYSTONE/PHILIPP SCHMIDLI

Das Löwendenkmal erinnert an den Tod der Schweizer Söldner, die 1792 vergeblich den Königspalast in Paris gegen die revolutionären Massen verteidigten und dabei ums Leben kamen. Die Einweihung des Monuments vor 200 Jahren sei für die progressiven Kräfte eine Provokation gewesen, und das 100-Jahre-Jubiläum sei nur verschämt begangen worden, erklärte Stadtpräsident Beat Züsli (SP) an der Feier.

Denkmäler seien nie widerspruchsfrei, weil sie an umstrittene Umstände erinnerten. Heute sei der Löwe mit seiner Würde, die er ausstrahle, ein Ort der freien Gedanken, sagte Züsli. Er sei froh, dass man sich heute offen und neugierig mit den Facetten des Denkmals auseinandersetzen könne.

Vieles wird nicht gezeigt

Zu einer Auseinandersetzung mit dem Denkmal rief auch die Luzerner Historikerin Silvia Hess auf. Ins Zentrum ihrer Rede stellte sie das, was das Löwendenkmal nicht zeige - etwa wieso Schweizer in Paris auf der Seite des Königs kämpften, und wer gegen wen kämpfte.

Errichtet worden war das Denkmal von Carl Pfyffer von Altishofen, einem Spross einer Patrizierfamilie, die mit dem Söldnerwesen reich geworden ist. Das Denkmal zeige das Selbstverständnis der Patrizier, sagte Hess. Zur Zeit seiner Einweihung sei das Söldnerwesen seinem Ende entgegengegangen. Das Monument könne deswegen auch als Werbung für dieses Geschäft interpretiert werden.

Das Denkmal verschweige auch, dass längst nicht alle Schweizer Söldner dem französischen König während der Revolution die Treue hielten, sondern dass ein Teil desertierte. Der Tod, an den das Denkmal erinnert, gehörte ferner zum Kriegsgeschäft. Ein Drittel der Söldner sei nicht nach Hause zurückgekehrt, sagte Hess. Neben Leid habe das Söldnerwesen Luzern aber auch Reichtum und Wissen gebracht.

Gewalt falsches Mittel

Die Festrednerin, alt Bundesrätin Doris Leuthard (CVP), bezeichnete das Löwendenkmal als Zeitzeuge einer reichen Geschichte und als einträgliche Sehenswürdigkeit. Es sei ein Mahnmal dafür, dass selbst bei löwenhaftem Einsatz Gewalt nicht das richtige Mittel sei.

Leuthard blickte in ihrer Ansprache auf die Welt und die vielen blutigen Konflikte. Wer, wenn nicht die Schweiz, könne und müsse ihre Stimme erheben für Rechtsstaatlichkeit oder für Mitsprache und das friedliche Beilegen von Konflikten einstehen.

Das Löwendenkmal und das Söldnerwesen zeigen gemäss Leuthard aber auch, dass die Schweiz bereits früher international vernetzt war. Frankreich habe die Stellung innegehabt, die heute die EU habe, erklärte die alt Bundesrätin.

Die Feier wurde musikalisch und von einem Spoken-Word-Beitrag von Severin Perrig umrahmt. Zum Schluss gedachten die geladenen Gäste der toten Soldaten und Zivilistinnen und Zivilisten vom 10. August 1792.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Der Löwe als Denkmal und der Kampf der Schweizer für den König sind die Antithese zum Mythos Wilhelm Tell, aber leider die Realität.
SVP-Bundesrat Maurer präsentiert x-Gründe gegen die aktuelle 99 Prozent-Initiative.
Dr. Hans Kissling (ehemaliger Chef des Statistischen Amtes des Kantons Zürich und Mitglied des Initiativkomitees) titelt: Eine sinnvolle Steuerreform
Die Schweiz gehört zu den Ländern mit der höchsten Ungleichheit in der Verteilung der Vermögen. Dies belegen zahlreiche nationale wie internationale Studien.
https://dievolkswirtschaft.ch/de/2014/03/kissling-5/
http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/hans_kissling.htm
Volksinitiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV (Erbschaftssteuerreform)»
Abstimmung (14.6.2015): 71 Prozent Nein
https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/20150614/can594.html
Volker Pispers:
https://www.youtube.com/watch?v=gBlNKxguvpU#t=3m56m
Uwe Steimle:
https://www.youtube.com/watch?v=XeV60YANFZw#t=50s

Mehr zu Politik MEHR