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Val Müstair - Alp Sprella: Viele Einheimische sind froh über Beschwerde der Umweltverbände

Die Bestossung der Alp Sprella wurde vor Jahrzehnten mit derjenigen der Alp Mora zusammengelegt. Das Alpgebäude wird seither von vielen Familien und Jägern in zwei Partien als Ferienort genutzt. Die Nachfrage nach Urlaub auf der Alp ohne fliessendes Wasser, ohne Elektrizität und ohne Mobilfunkempfang ist gross, nicht alle Interessenten können in der Zeit von Ende Juni bis Mitte Oktober berücksichtigt werden.
Im Jahr 2007 hat die damalige Gemeinde Müstair entschieden, die Alp Sprella der Sektion Engiadina Bassa Val Müstair des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) für einen symbolischen Betrag von einem Franken im Baurecht abzutreten. Mit der Fusion zur Gemeinde Val Müstair im Jahr 2009 wurden auch die bestehenden Verträge der ehemaligen Gemeinden übernommen. Die Bevölkerung der neuen Gemeinde Val Müstair konnte somit nie zum SAC-Projekt Alp Sprella Stellung nehmen.
Den Einwohnern der Gemeinde Val Müstair, die Landschaft, Fauna und Flora der Val Mora als einzigartig, wild und wertvoll schätzen, blieb im Herbst 2017 nur die Möglichkeit, mittels Einsprache bei der Gemeinde die Notwendigkeit des Bauvorhabens des SAC zu bezweifeln. Muss nun auch die Val Mora, eines der letzten touristisch nicht erschlossenen Hochtals der Schweiz mit einem SAC-Hotel bestückt werden? Die Gemeindebehörde hat es nicht für nötig befunden, die besorgten Bürger zu kontaktieren; die Beurteilung der Einwände wurde dem Amt für Raumentwicklung Graubünden im Rahmen der BAB-Bewilligung überlassen. Im Entscheid wird auf die Einsprachen aus der Bevölkerung mangels erforderlicher Legitimation nicht eingetreten. In der Eröffnung des Bauentscheids der Gemeinde wird auf die Rechtsmittelbelehrung hingewiesen. Juristisch völlig korrekt – ja, aber auch bürgernah?
Mit Freude haben die an der Erhaltung der Val Mora mit den ursprünglichen Gebäuden der Alp Sprella interessierten Bürger von der Beschwerde der Umweltschutzorganisationen ans Bündner Verwaltungsgericht vernommen. Immerhin hat die aktuelle Berichterstattung der Medien die Gemeindepräsidentin dazu bewogen, sich erstmals ein Bild der Situation in der Alp Sprella zu machen.

Grettina Weber
18.07.21 - 20:47 Uhr
Leserbrief
Ort:
Valchava
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Wenn man die Unterkunft auf der Alp Sprella ausbaut und die Zahl der Übernachtungsplätze verdoppelt, so setzt man die übliche Salamitaktik in unserem Land fort, indem alles immer "besser", grösser und spektakulärer sein muss. Geradezu besinnungslos hat man seit den 1960er-Jahren die touristischen Einrichtungen gefördert und die Alpen verschandelt. Deshalb muss man auch mal Nein sagen dürfen. Die Alp Sprella ist zudem mit dem Auto nur mit Bewilligung auf einer äusserst holprigen Strasse erreichbar. Nach dem Ausbau der Alphütte dürfte irgendwann die Forderung laut werden, man müsse die Strasse ausbauen.
Martin Hofer, Fuldera

Gehören Biker wirklich auf Wanderwegen?
Vor etwas mehr als 20 Jahren sind die Pioniere auf ihren Mountainbikes in die Berge gefahren – heute ist das Biken zum Breitensport geworden und damit auch eine gute Einnahmequelle für den Tourismus. Das ist ein Boom geworden, das viele Konflikte heraufbeschworen und mich in letzter Zeit unheimlich nervt. Wo früher in Berggegenden, wie bei uns in der Val Müstair oder im benachbarten Vinschgau die Wanderer allein unterwegs waren, sehen sie sich heute vermehrt mit waghalsigen Mountainbikers konfrontiert, die auf Wanderwegen rasant ins Tal hinunterfahren. Da kann man tatsächlich nicht einmal mehr den Hund ab der Leine laufen lassen. aus lauter Angst, dass er angefahren wird! Die fehlende Rücksicht vieler Biker ist der Hauptgrund warum ich nicht gut auf diese Freizeitsportler zu sprechen bin. Natürlich gibt es auch die anständigen Biker, die sind aber erstens rar und zweitens braucht es nur einen einzigen Raser, der die Wanderer verunsichern kann. Auf breiteren Wegen haben viele Biker die schlechte Angewohnheit, von hinten sich lautlos zu nähern und dann in einem unglaublichen Tempo vorbei zu fahren, da erschrickt man jedes Mal und ist froh, dass nichts passiert ist! Ich hatte Begegnungen die freundlich waren und auf gegenseitige Rücksichtnahme bedacht; also warum geht das bei anderen nicht auch. Wäre es nicht schön, wenn die Biker den Wanderer den Vorrang geben und sich mit einem Danke und Bitte entgegen könnten. Also ein gemeinsames miteinander und nicht gegeneinander. Zwar gibt es signalisierte Bike-Routen, diese sind aber für eingefleischte Biker uninteressant und auch die gesetzliche Sachlage ist alles andere als klar. Die Situation wird in Zukunft noch kritischer, denn nun kommen zum Biker Paradies noch die MTB-Biker mit Elektroantrieb hinzu. Die boomende Sportart hat die Tourismusregion völlig in Beschlag genommen. Das bringt zwangsläufig Konflikte, die Wanderer fühlen sich an den Rand gedrängt und werden diese Gebiete meiden. Ist das tatsächlich im Sinne einer Tourismusorganisation? Aber auch sonst habe ich das Gefühl, dass dem Velofahrer Privilegien eingeräumt werden die mehr als fragwürdig sind; man stelle sich einmal an eine stark befahrene Kreuzung in der Innenstadt mit Lichtsignalen und verfolge das bunte Treiben von Zweiradfahrern, die Verkehrsregeln schlicht ignorieren und somit auch die Fußgänger streifen und sogar Fahrrad Verbotstafeln! Der Biker muss sich aber bewusst sein: Passiert ein Unfall zBsp. auf einem Wanderweg, bleiben die Kosten meistens an ihm hängen. Selten hört man, dass fehlbare Velofahrer gebüßt oder zur Rechenschaft gezogen werden. Das wissen auch die Biker und sie kümmern sich daher einen Deut um die Rechte und nutzen das dementsprechend voll aus. Für uns Wanderer ist das recht mühsam, vor allem wenn wir mit dem Hund unterwegs sind. Ständig muss man auf der Hut sein und aufpassen dass keine Biker daherkommen. Biker sind in meinen Augen der Wanderschreck schlechthin, da Mountainbikes praktisch für alle Wege geeignet sind die über Stock und Stein führen, sind für Liebhaber der Bergvelos besonders attraktiv: Sie verlangen Geschick und haben dadurch einen viel größeren Reiz als eine zwei Meter breite und plane Forststrasse. Ich weiß, ich steche da in ein Wespennetz… meistens sagen die Behörden, es gibt eigentlich keinen Ärger zwischen Mountainbikers und Wanderer. Betroffene sehen das anders und ärgern sich über rücksichtsloses Verhalten der Sportler. In Tourismusgebieten gibt es immer mehr Pisten für Biker. Das rührt daher, dass man sie als Wirtschaftsfaktor entdeckt hat, der das Sommergeschäft ankurbelt. Immerhin fahren bereits sechs Prozent des Schweizer Mountainbikes, so habe ich es kürzlich gelesen. Zudem verfügen Mountainbiker im Schnitt über ein höheres Einkommen als Wanderer und benutzen die Bergbahnen öfter: Mit der Bahn rauf, mit dem Bike runter – und das mehrmals am Tag. Leider eben nicht nur auf präparierten Pisten! In der Szene spricht man von Freeridern und Tourenfahrern. Erstere suchen Nervenkitzel und Temporausch, Letztere Naturerlebnis, eigentlich dasselbe wie Wandern. Zuweilen macht den Wandernden nicht nur ihre Sicherheit Sorgen, sondern auch die durch Biker verursachte Belastung der Natur. Es ist unbestritten, dass Mountainbikes zur Erosion des Bodens und zur Störung des Wilds beitragen. Es wird wohl noch länger bestehen bleiben, das Problem des ungezügelten Mountainbikers. Die Folgen sind teilweise gravierend, der Protest dagegen nimmt nicht ab. Das Leide an der Geschichte ist, die heutigen Befürworter werden es eines Tages bereuen… nur dann ist es zu spät!

Jetzt hatte die Val Müstair vor, nur wegen dem schnödem Money eine unberührte Naturlandschaft, wie die Val Mora, übrigens eines der intaktesten Täler in der Schweiz und von besonderer Schönheit, verkehrstechnisch zu erschließen und das nur um den Tourismus, sprich Mountainbikers anzukurbeln! Dass man eine Naturlandschaft deswegen „verscherbelt“ und das noch in Übereinstimmung mit der Gemeinde finde ich schlicht einfach unzumutbar! Dank der Beschwerde der Umweltschutzorganisationen macht man sich jetzt darüber auch mal Gedanken! Die Wanderer, sie sind alle über die Biker genervt, weil dort die Biker Touristen die Wanderwege für sich beanspruchen und somit das Leben übernehmen. Zu viel des Guten! Wie ein Segen zum Fluch wird… Man ist endtäuscht “Nicht vom Tourismus aber von diesem Tourismusmodell Biker.“ Das hätte der Val Mora nur “Erschöpfung und eine Übersättigung“ gebracht. Auch muss man sich für unser Tal überlegen; wollen wir Wander Touristen verdrängen und dem Biker Tourismus den Vorrang geben?

Giacumin Bass
7537 Müstair

Liebe Frau Weber
Schön, dass Sie sich glücklich schätzen in Sachen Alp Sprella. Korrekt ist auch der Umstand, dass sich die Gemeindebehörde, welchem Ihr werter Ehegatte bis Ende des Jahres 2020 angehörte wohl nie mit Ihnen, als vehemente Unterschriftensammlerin Kontakt aufgenommen hat! Daher hat der neue Gemeinderat diese seit vielen Jahren verzwickte Angelegenheit mit dem BAB Entscheid nun endlich ins Rollen gebracht. Nicht korrekt ist auch, dass die neue Gemeindepräsidentin- also meine Person - sich erstmals dank den Medien ein Bild machen konnte - zum Glück lebe ich seit über 30 Jahren im Tal und kann über solche Aussagen nur lächeln denn sie tun nichts zur Sache - weder baut die Gemeinde die SAC Hütte noch meine Person - also liebe Frau Weber- bleiben wir sachlich! Gabriella Binkert Becchetti, Gemeindepräsidentin Val Müstair

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