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Der «Churer» Vladimir Petkovic

Vladimir Petkovic pflegt bis heute enge Kontakte zu Chur. Von Sarajewo aus war er 1987 in die Schweiz gezogen. Seine Weggefährten, die mit ihm beim FC Chur spielten, erzählen, wie der Schweizer Nationaltrainer tickt.

01.07.21 - 04:30 Uhr
Sport

Chur war Vladimir Petkovics erste Station in der Schweiz. Hier spielte er während vier Saisons in der Nationalliga B – als Profi. Und er prägte den damaligen Klub – auf und neben dem Platz. Das erzählen seine Weggefährten und Freunde Germano de Gani, Andrea Beeli und Paul Friberg.

Sie alle spielten mit Petkovic beim FC Chur zusammen. Freundschaften sind damals entstanden, die bis heute halten. Die drei ehemaligen Teamkollegen wissen, wie Petkovic tickt.

«Er hat die Mannschaft auf seine Art geführt»

Germano de Gani war nicht nur Mitspieler von Petkovic, sondern auch Trauzeuge des heutigen Schweizer Nationaltrainers. «Petkovic ist ein ganz korrekter Mann und ein sehr guter Kamerad», sagt de Gani. Er erinnert sich an die späten Achtzigerjahre: Als dieser zu Chur stiess, staunte de Gani nicht schlecht. Zu gut war Petkovic für die Nationalliga B. «Ich glaube, er war anfangs unterfordert. Er hat Bälle gespielt, die seine Mitspieler nicht verstanden haben. Man fragte sich, was der hier macht, der müsste eigentlich in der Nationalliga A in einem Topklub spielen.»

Paul Friberg, ein anderer Mitspieler, meint kurz und knapp: «Es war schön, mit ihm zusammenzuspielen.» Er sei ein Analytiker gewesen, der die Mannschaft dirigiert habe. Er habe das Spiel gesehen und sei ein Stratege im Mittelfeld gewesen.

Andrea Beeli, ebenfalls Teamkollege in der damaligen Petkovic-Mannschaft, ergänzt: «Er war für uns ein Vorbild und auf dem Platz der Chef. Wir haben uns an ihm orientiert.»

Die Aussagen zeugen davon, dass schon damals das Trainergen in Petkovic schlummerte. Und dies trotz seiner zurückhaltenden Art: «Er war ruhig, aber ein Leader. Er hat die Mannschaft auf seine Art und Weise geführt», sagt de Gani. 

Petkovic bleibt Petkovic

Die Beschreibungen von früher erinnern stark an den heutigen Vladimir Petkovic. Analytisch, ruhig, ein Stratege. Wenn man den Trainer an der Seitenlinie beobachtet, passen diese Attribute noch heute zu ihm. Dazu passt eine weitere Erinnerung: «Feste lagen nicht drin. Bei mir vielleicht mehr, aber bei Vladi nicht. Er war schon damals ein richtiger Profi – so wie man ihn kennt», sagt de Gani.

Alle drei sind überzeugt, dass diese Qualitäten ihm als Nationaltrainer zugutekommen. Beeli und Friberg heben seine seriöse Planung, die Beharrlichkeit und die sachliche Art hervor. De Gani ergänzt das enorme Fachwissen, das schon den Spieler Petkovic auszeichnete. Die Schweiz spiele heute einen sehr gepflegten Fussball.

Hinzu kommt die soziale Kompetenz. Bei Amtsantritt vor sieben Jahren hatte Friberg leise Zweifel, ob das gut kommen würde. Denn: «Es gab damals Grüppchen im Team. Beispielsweise die Secondos. Doch Petkovic konnte das Team zusammenschweissen.»

Die Mannschaft sei seither immer besser geworden, meint Friberg. Dass Petkovic in seiner Zeit in Bellinzona als Sozialarbeiter tätig war, komme ihm zugute. «Er kennt alle Mentalitäten. Seine Sozialkompetenz ist sein grosses Plus. Er kann mit jedem gut reden.»  

Beeli bewundert, dass Petkovic an seinen Spielern festhält, auch wenn sie in der Kritik stehen. «Die Beharrlichkeit und das Vertrauen in die Spieler zeichnen ihn aus.»

Petkovics Beharrlichkeit zeigt sich auch, was seine ehemaligen Mitspieler und Freunde anbelangt. Seine Verbindung zu Chur bestehe bis heute. Immer wieder komme er zu Zusammenkünften in die Bündner Hauptstadt. Und eins ist sicher: Das nächste Mal dürfte es wieder viel zu erzählen geben.

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