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Ab sofort fliesst das Geld

Noch diesen Monat erhalten in der Schweiz 366 Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen 25 000 Franken als Solidaritätsbeitrag aus dem nationalen Fonds. In diesen hat der Kanton Glarus 150 000 Franken eingezahlt.

Marco
Häusler
03.01.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
In Glarus hatte die Regierung im März 2013 eine kantonale Anlaufstelle für ehemalige Heim- und Verdingkinder geschaffen.
In Glarus hatte die Regierung im März 2013 eine kantonale Anlaufstelle für ehemalige Heim- und Verdingkinder geschaffen.
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Um Beiträge ersucht haben beim Bundesamt für Justiz (BJ) laut einer Mitteilung über 4300 Personen. Sie wurden vor 1981 Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen, besser bekannt als «Verdingkinder».

Noch bis zum 31. März können weitere Gesuche gestellt werden. Weil aber angenommen werden könne, dass bis dann weniger als 12 000 eingehen, könne mit den Auszahlungen früher als geplant begonnen werden, geht aus der Mitteilung weiter hervor.

Und: «Gleichzeitig bedeutet das auch, dass alle Opfer, deren Gesuche gutgeheissen werden, den Maximalbetrag von je 25 000 Franken erhalten.» Geschätzt hatte der Bundesrat ursprünglich, dass sich 12 000 bis 15 000 Opfer melden, die zu gleichen Teilen maximal 300 Millionen Franken erhalten sollten.

Glarner Geld aus Lotteriefonds

Finanziert werden die Solidaritätsbeiträge vom Bund. Die Kantone und Dritte können ihn dabei aber freiwillig unterstützen. Getan haben das in unterschiedlicher Höhe bisher 20 Gemeinden und die folgenden acht Kantone: Glarus, St. Gallen, Graubünden, Obwalden, Thurgau, Solothurn sowie Appenzell Inner- und Ausserrhoden.

Dass der Glarner Regierungsrat 150 000 Franken beisteuern will, hatte er bereits in seinem Bulletin Ende November 2017 mitgeteilt. Das Geld wird dem Lotteriefonds für soziale Zwecke entnommen.

Dass sich bisher vor allem Ostschweizer Kantone am nationalen Fonds beteiligen, hat laut dem Delegierten für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, Luzius Mader, nichts mit den Opferzahlen zu tun. Die Ostschweiz habe sich einfach vergleichsweise früh mit dem Thema auseinandergesetzt, sagte der stellvertretende BJ-Direktor Ende Dezember in einem Beitrag des «Regionaljournals» von SRF.

Anlaufstelle seit bald fünf Jahren

In Glarus hatte die Regierung im März 2013 eine kantonale Anlaufstelle für ehemalige Heim- und Verdingkinder geschaffen und den Anwalt Philipp Langlotz mit ihrer Betreuung beauftragt.

Mit diesem Mandat hatte er auch den Bericht über die schlimmen Geschehnisse verfasst, die sich 1945 bis 1953 im Kinderheim St. Maria in Diesbach abgespielt hatten. Als das Dossier Anfang 2014 dann publiziert wurde, bat die Glarner Regierung offiziell alle um Entschuldigung, die je von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen betroffen waren.

Bei Langlotz gemeldet haben sich bis Ende September des letzten Jahres 43 von ihnen. Von den gesamtschweizerisch bisher 4310 bekannten Opfern erhalten nun jene 366 als Erste den einmaligen Solidaritätsbeitrag, die schwer krank oder über 90-jährig sind. Alle anderen prioritären Gesuche sollen im Lauf des Jahres bearbeitet werden, bis Ende März 2021 will das BJ alle Zahlungen abgeschlossen haben.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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ganz genau dieser Meinung bin ich auch, verstehe die Warterei auch n icht, nachdem klar ist das nur 75mio. fr gebraucht wir (4000 pers.) ich habe mein gesuch im nov.2016 eingereicht, nachdem ich dankbarerweise einen zustupf vom solidaritätsfonds erhalten habe, und klar ist das ich nach 17 jahren Psychotherapie zur traumaaufarbeitung klar ein opfer bin, warten wir halt bis wir sterben wie wir gelebt haben am rande der Gesellschaft, arm geboren arm gestorben was sollst, Hauptsache das über 200 mio. zurück an den Staat geht und nicht den opfern zugute kommt, bravo, die Gesellschaft sprich Politiker haben echt toll was gelernt aus der geschite, ohrfeigen sind wir opfer ja gewöhnt, es schmerzt mittlerweilen auch nicht mehr, eine mehr....

Selbst Verdingkind im Alter von 76 Jahren, müssen ältere Menschen zuerst Sterben bevor etwas ausbezahlt wird ? Ich verstehe die Verzögerung bei der Auszahlung nicht, denn die Gelder sind bewilligt. Oder betreiben unsere Beamten noch immer Gewalt und Angst mit den geschädigten ?

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