×

Keine Stelle ab 50 Jahren

Herr Stricker, Ihre Überlegungen mögen richtig sein, aber wer gibt heute einem Arbeiter oder einer Arbeiterin von über 50 Jahren eine Stelle? Heute haben wir schon Lohnstopp ab ca. 45 Jahren und Einstellungstop ab spätestens 50 Jahren. Wollen Sie die Arbeitslosenkasse noch mehr belasten? Es muss nach einem anderen System gesucht werden. Ich kenne keines, das funktioniert, aber pauschal die Lebensarbeitszeit zu erhöhen, ist keine Lösung.

Jakob Bühler
17.06.21 - 11:11 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Leserbrief «Das goldene Zeitalter für Babyboomer», Ausgabe vom 17. Juni
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Viele Menschen befinden sich um die 50 in Höchstform. Sie können ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen in ihrem Arbeitsfeld intensiv umsetzen. Sie fühlen sich gesund und vital und haben die Übersicht.
Es scheint, dass man nun "die Früchte ernten" kann, die Früchte des Wachstums einer oft mühevollen Lebens- und Berufsentwicklung; oder eben auch nicht: Tatsache ist aber auch, dass zahlreiche Menschen in diesem Alter heute infolge der wirtschaftlichen Entwicklung aus dem Kreis der Arbeitswelt herausgeworfen werden oder dass sie dem enormen Druck psychisch nicht mehr standhalten, krank werden und sich früh pensionieren lassen...
und Tatsache ist ferner, dass viele Menschen, wenn sie in diesem Alter ihren Job verlieren, kaum mehr eine neue Stelle finden.
Ältere Mitarbeiter gelten als zu teuer, Krankheitsanfälligkeit und unflexibel.
Die Praxis zeigt, wenn sich zwei Gleichqualifizierte für dieselbe Stelle bewerben und einer ist über 50 Jahre alt, wird der Jüngere bevorzugt.
Ich denke, Unternehmen täten gut daran, die Qualitäten älterer Mitarbeiter vermehrt zu nutzen und in ihrem Personalbestand eine "Durchmischung" von Jung und Alt anzustreben.
Vom generationenübergreifenden Miteinander und dem daraus resultierenden Lerneffekt profitiert letztlich auch das Unternehmen selbst...

Ja, hier liegt in der Tat ein Problem, das auch mit jenem der Altersvorsorge zusammenhängt, aber v.a. mit unseren Lohnvorstellungen. Ältere Arbeitnehmer sind im Vergleich zu den Jungen schlicht zu teuer. Wir sollten endlich akzeptieren, dass unsere Löhne nicht automatisch mit dem Alter ansteigen, das wiederspiegelt nicht unsere Leistungen im Vergleich zu den Jungen. Auf der anderen Seite muss die Wirtschaft endlich auch sehen, dass die Erfahrung der Alten Arbeitnehmer nicht wertlos ist, wenn die zu vernünftigen Kosten zu haben ist. Dieses Problem sollten aber wir lösen, wir sollten nicht die Jungen dafür zur Kasse bitten.

Nein, die Überlegungen von Herrn Stricker sind eben nicht richtig. Er schwimmt mit im Strom bei der Panikmache bei der Altersvorsorge. Ziel, dass möglichst viele Junge in privater Vorsorge ihr Geld liegen lassen.

Im aktuellen K-Tipp konnte man folgendes lesen:

Schwarzmalerei bei AHV und Pensionskassen

Das Vermögen der AHV stieg in den vergangenen Jahrzehnten ständig und belief sich per Ende 2019 auf 45 Milliarden Franken. Das ist etwa doppelt so hoch wie im Jahr 2000. Auf dem Anlagevermögen des AHV-Fonds erzielt sie gute Renditen.

Trotzdem prophe­zeien Politiker und ­Wirtschaftsvertreter der AHV fast wöchentlich eine rabenschwarze Zukunft. Sie stützen sich meist auf die zu pessimistischen Prognosen des Bundes.

Der K-Tipp hinterfragt diese düsteren Prognosen und zeigt Jahr für Jahr auf, wie es der AHV wirklich geht. So schloss das Vorsorgewerk auch im «Corona-Jahr» 2020 wieder im Plus ab. Aus dem Vermögen resultierte ein Gewinn von 1 Milliarde Franken.

Auch das Vermögen der Pensionskassen ist auf einem Allzeithoch. Ihre Reserven stiegen von 132 Milliarden im Jahr 2017 auf fast 165 Milliarden Franken per Ende 2019. Trotzdem sollen die Renten gekürzt und die Prämien erhöht werden.

https://www.ktipp.ch/artikel/artikeldetail/diese-themen-werden-den-k-ti…

Die AHV Statistik 2020 des BSV unterstreicht den K-Tipp Artikel.

https://www.vorsorgeforum.ch/bvg-aktuell/2021/5/31/ahv-statistik-2020.h…

Wie man dort sieht, keine Spur von Schieflage und daher braucht es auch keine "Rettung"
Auch spricht man stets nur von "Hilfe, die Babyboomer kommen".
Dass es genau die mittleren und späteren Babyboomer waren, welche Herr Stricker länger arbeiten lassen will, welche die angeblich zu hohen und zu frühen Renten der Generation der Veteranen und frühen Babyboomer "finanziert" hatten kümmert ihn nicht.

Auch rechnet man bei der ganzen Rentendiskussion die Sterblichkeit der jetzigen Rentner nicht mit ein.
Stattdessen gaukelt man mit statistisch geschönten, zu hohen Lebenserwartungen zukünftige Geldknappheit bei der Altersvorsorge vor.

Hier einige wenige Artikel die das aufzeigen:

https://www.vorsorgeforum.ch/bvg-aktuell/2021/4/6/sinkende-lebenserwart…

https://www.tagblatt.ch/schweiz/sozialwerke-das-grosse-corona-tabu-die-…

Dass auch ohne Corona die Sterbefälle in Folge Überalterung zunehmen werden sollte man in die Berechnung miteinbeziehen:

Bis 2045 wird die Zahl der Todesfälle aber stark ansteigen, prognostiziert das Amt, (BFS) und fast 100'000 pro Jahr erreichen.
Und das unterschlägt man in der Diskussion einfach, wo man doch beim Bund schon von der AHV im Jahre 2040 spricht.

https://pda.ch/die-zukunft-der-ahv/

Die Performance des AHV Fonds wird nicht reichen, um die Renten nach 2030 nachhaltig zu sichern. Das sieht auch der Ktipp nicht anders, aber das Ergebnis des Fonds war im letzten Jahr (dank der guten Börsenlage)  positiv. Aber das wird nicht reichen um die höhere Zahl an Rentnern zu kompensieren. Dass die Pensionskassen über hohe Vermögen verfügen stimmt, da sparen wir ja alle für den Ruhestand. Die Umverteilung findet auf den Zinsen statt, wo die (ein Teil der) Performance auf dem Vermögen der Jungen verwendet wird, um die überhöhten Rentenansprüche der Alten zu finanzieren. Und dass die heutige Uebersterblichkeit aufgrund der Coronapandemie unsere Sozialwerke retten wird, das dürfte (hoffentlich) nie eintreten. Dafür wird der Effekt immer viel zu gering bleiben!

 

Verschiedene Branchen haben vor 20 Jahren schon keinen Arbeitnehmer über 50 Jahren eingestellt. Erstens braucht es eine Einarbeitszeit bis zur vollen Leistung und dann wollen sie sich noch frühpensionieren!!
Es gibt wenige, die bis zur ordentlichen Pension arbeiten - freiwillig oder ungewollt.

Mehr Kommentare anzeigen