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Koalition der Gegner Netanjahus in Israel erwartet

Kurz vor Ablauf einer Frist zur Regierungsbildung in Israel gilt eine Koalition der Gegner des bisherigen rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als immer wahrscheinlicher.

Agentur
sda
30.05.21 - 15:42 Uhr
Politik
ARCHIV - Der israelische Politiker Naftali Bennett, Vorsitzender der rechtsgerichteten Jamina-Partei "Neue Rechte", und seine Frau Gilat geben ihre Stmme ab. Foto: Tsafrir Abayov/AP/dpa
ARCHIV - Der israelische Politiker Naftali Bennett, Vorsitzender der rechtsgerichteten Jamina-Partei "Neue Rechte", und seine Frau Gilat geben ihre Stmme ab. Foto: Tsafrir Abayov/AP/dpa
Keystone/AP/Tsafrir Abayov

Naftali Bennett von der ultrarechten Jamina-Partei habe sich für ein Bündnis mit Oppositionsführer Jair Lapid von der Zukunftspartei entschieden, berichtete der israelische Rundfunk am Sonntag. Dies habe er in privaten Gesprächen bestätigt, es werde in Kürze mit einer offiziellen Mitteilung gerechnet.

Am Sonntagvormittag wollte Bennett den Berichten zufolge seine Parteimitglieder informieren. Demnach einigte er sich mit Lapid auf eine Rotation im Amt des Regierungschefs. Bennett solle als erster für zwei Jahre Ministerpräsident werden und Lapid ihn anschliessend ablösen.

Bei der Wahl am 23. März war Lapids in der politischen Mitte angesiedelte Zukunftspartei zweitstärkste Kraft hinter Netanjahus Likud geworden. Die vierte Parlamentswahl binnen zwei Jahren hatte erneut keine klaren Mehrheitsverhältnisse ergeben. Netanjahu war mit der Bildung einer Regierung gescheitert, am 5. Mai beauftragte Staatspräsident Reuven Rivlin daher Lapid damit.

Lapids Zukunftspartei wollte am Sonntag Koalitionsgespräche mit der rechtsorientierten Tikva Chadascha (Neue Hoffnung) von Gideon Saar fortsetzen. Sie hat bereits Vereinbarungen mit der linksliberalen Meretz-Partei, der Arbeitspartei sowie der ultrarechten Partei Israel Beitenu von Ex-Aussenminister Avigdor Lieberman getroffen.

Lapid will mehrere kleine Parteien hinter sich versammeln, die im politischen Spektrum weit auseinander liegen. Es würde sich dabei um eine Minderheitsregierung handeln, die von arabischen Abgeordneten geduldet wird. Sie eint vor allem die Ablehnung Netanjahus, gegen den ein Korruptionsprozess läuft. Ihre politischen Ziele klaffen jedoch weit auseinander.

Lapids Mandat zur Regierungsbildung gilt noch bis kommenden Mittwoch um Mitternacht. Sollte der 57-Jährige Erfolg haben, wäre die Ära Netanjahu vorerst beendet. Netanjahu war bereits von 1996 bis 1999 Ministerpräsident und danach seit 2009 durchgängig im Amt.

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Der israelische Souverän wählt eben nicht so wie gut situierte Mitteleuropäer, die nicht jeden Tag mit einer Scud-Rakete auf ihr Haus rechnen müssen, von ihm erwartet.
Wer fast 70 Jahre die Erfahrung gemacht hat, ständig in seiner Existenz bedroht zu werden, der hat vielleicht nicht ganz so viel Lust auf linke Experimente.
B. Netanyahu hat aber das wichtigste Thema in Israel auf seiner Seite: Das Sicherheitsbedürfnis seiner Bürger.

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