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Burkas und Gendersternchen

In den Augen mancher Feministinnen sind weisse Männer die Wurzel allen Übels. Nur dumm, dass die meisten Vertreter dieser Spezies in den vergangenen Jahrzehnten zu handzahmen Frauenverstehern domestiziert wurden und den modernen Suffragetten kaum noch Angriffsflächen bieten. Anderseits ist Kritik am Islam für viele Linke tabu, obwohl bei männlichen Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft punkto Frauenrechte nicht selten noch Luft nach oben besteht. Doch bei Männern aus anderen Kulturkreisen sehen das viele Genossinnen nicht so eng – schliesslich wollen sie kein Wasser auf die Mühlen der Rechtspopulisten leiten oder gar die eigene Migrationspolitik in Frage stellen.

Und so kommt es, dass selbst Hardcore-Emanzen, die sonst verbissen um jedes Gendersternchen kämpfen, nichts Verwerfliches darin sehen wollen, wenn muslimische Frauen gezwungen werden, in unförmigen Stoffsäcken herumzulaufen. Manche von ihnen beweisen sogar einen ausgeprägten Sinn für Humor, indem sie das Burkaverbot als Angriff auf die Selbstbestimmung der Frau umdeuten. Kompliment, darauf muss man erst mal kommen! Auf Fotos aus den Siebzigerjahren aus Iran und Afghanistan sieht man fröhliche, selbstbewusste Musliminnen in westlichen Kleidern. Wahrscheinlich wurden sie damals von ihren Männern gezwungen, sich so zu kleiden und hätten eigentlich lieber Ganzkörperverhüllung getragen.

Und nun stellen Sie sich einmal die Empörung in gewissen Kreisen vor, wenn ein paar knorrige SVP-ler ihren Herzdamen vorschreiben würden, sich in der Öffentlichkeit nur noch in Appenzeller Tracht zu zeigen.

Kurt Brändli
02.02.21 - 10:05 Uhr
Leserbrief
Ort:
Malans
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Hallo Herr Brändli, ein grosses Kompliment für Ihren Leserbrief. Noch selten ist die linke und feministische Politik so gut beschrieben worden. Die aktuelle Unterstützung der muslimischen Ganzkörperverhüllung, beweist hier wieder überdeutlich, wie verlogen in diesen Kreisen argumentiert wird.

Herr Brändli, das haben sie treffend formuliert - bravo!
Nur der letzte Satz mit der Tracht ist ja noch viel zu harmlos - , denn die Tracht zeigt die Frauen von der schönsten Seite und ist auch noch eine sehr teure Bekleidung.

Lieber Herr Steinmann
Da haben Sie natürlich recht! Die schöne Appenzeller Tracht gibt optisch deutlich mehr her als eine Burka und wird von den Frauen mit Stolz getragen - mir ging es in diesem Satz um den (vielleicht nicht allzu glücklich gewählten) Vergleich, wie gewisse Feministinnen Vorschriften von Männern völlig unterschiedlich deuten, wenn sie vom rechtskonservativen Schweizer oder von einem Mann aus einem anderen Kulturkreis kommen.

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