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Tausende von «VIPs» an den Maienfelder Pferderennen

5500 Pferde- und Wettbegeisterte kamen für die 61. Internationalen Pferderennen nach Maienfeld. Trotz abgespeckten Formats der Veranstaltung fieberten sie bei schönstem Herbstwetter mit den Vierbeinern mit.

16.10.17 - 04:30 Uhr
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Ruedi Niederer, Präsident des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz, strahlt mit der Herbstsonne um die Wette: «Es hat bereits jetzt so viele Leute, wie ich noch nie hier gesehen habe.» In der Tat: Unzählige ältere und jüngere Fans der schnellen Pferde stehen kurz nach Beginn des ersten Rennens auf Festbänken und blicken auf das Trabrennen.

Nachdem die beiden traditionellen Rennsonntage wegen durchnässter Bahn hatten abgesagt werden müssen, wagte der Rennverein gestern einen neuen Anlauf. Weil die Tribüne und das Festzelt schon abgebaut werden mussten, setzte man mit dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» auf Nostalgie: Festbänke statt Tribüne, viel weniger Verpflegungsangebote und nur ein winzigkleines Cüpli-Zelt.

«Die Jungen wetten wieder»

Der Stimmung tut dies gar keinen Abbruch: Lautstark werden Sing Sing, Semilla und Le Pogge, wie die edlen Vollblüter unter anderem heissen, angefeuert. Als Le Pogge, der sechsjährige braune Wallach, der als Favorit gestartet war, das Rennen gewinnt, jubelt Simon: «Nun habe ich Geld!» Der 26-jährige Churer, der mit seinen Kollegen Gianna, Flurin und Timo an diesem Nachmittag mehrmals ins Wettbüro flitzt, hat auf den Richtigen gesetzt. Ganze 14 Franken. «Unser Ziel ist, dass wir das Geld für den Eintritt und die Verpflegung wieder reinholen», sagt der gut gelaunte junge Mann.

Die Vierergruppe steht beileibe nicht alleine da mit der Meinung, dass die Rennen nur Spass machen, wenn man mit Geld auf Pferde setzt. Auch Ariane Motalli, eine Mutter aus Bonaduz, führt ihre zwei kleinen Mädchen früh in die Geheimnisse des Wettens ein. Rico Zindel, der 82-jähriger Ehrenpräsident des Rennvereins, freut dies: «Ja, die Jungen wetten wieder.»

Zuschauer zeigen sich solidarisch

Zindels Vater war 1956 einer der Begründer des Traditionsanlasses gewesen, und er selbst hatte die Pferderennen nach dreijähriger Pause im Jahr 1983 wieder zum Leben erweckt. Für ihn ist es fantastisch, zu sehen, dass der Rennsport nach wie vor beliebt ist. Und dass sich die Gäste aus der Region trotz abgeändertem Konzept solidarisch mit dem Anlass zeigen.

Das tun sie wahrlich nicht nur mit ihrer Anwesenheit, sondern auch mit ihrer Geduld. Zur Essenszeit bilden sich nämlich lange Schlangen vor den Verpflegungsständen. Glace, Würste und Getränke sind heiss begehrt bei den hohen Temperaturen, schwitzen tun nicht nur die edlen Rosse auf der Rennbahn. Gewartet wird aber überall geduldig und ohne Kritik zu üben. Die Zuschauer scheinen es einfach zu geniessen, dass der Anlass an diesem wolkenlosen Herbsttag doch noch stattfindet.

Alle auf einer Augenhöhe

«Ich finde es toll, dass heute alle auf einer Augenhöhe sind. Die Ehrengäste sitzen nicht fernab auf einer Tribüne», sagt ein junger Mann. Auch Niederer gefällt die Stimmung: «Einmal zurück zu den Wurzeln zu gehen, ist gar nicht so schlecht. Vielleicht führt dies zu einem Umdenken, dass man sich künftig auf Wesentliches konzentriert.» Für ihn sei jeder Besucher ein VIP.

Defizit abgeschwächt

Am Abend zieht Conny Amman, Medienverantwortliche des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz, ein positives Fazit. «5500 Besucher kamen. Und dies, obwohl das Datum mitten in den Ferien liegt. Beim Wettumsatz kommen wir auf 67 936 Franken, dies ist ganz ordentlich», meint sie. Nun ginge es daran, die finanzielle Lage zu überprüfen: «Das Ergebnis des heutigen Tages kann die beiden Absagen natürlich nicht kompensieren. Im besten Fall wird das Defizit abgeschwächt», so Ammann. Sie gibt sich trotz allem zuversichtlich, dass die Pferderennen nächstes Jahr wieder in gewohntem Rahmen stattfinden können.

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