×

Faszination Wolf

Der Wolf fasziniert, auch mich. Dieses hochintelligente Wesen, mit seinen starken sozialen Strukturen, zieht manch einen Naturforscher in seinen Bann. Und ich kann die Freude an der Rückkehr dieses wilden Tieres durchaus verstehen. Wir leben aber mit unseren vier kleinen Kindern auf dem Bauernhof in der Surselva. Die Arbeit mit den Tieren und das Versorgen der Tiere gehört für sie zum Alltag. Bei Routinebesuchen auf der Alp schwingt nun aber immer ein ängstliches Gefühl mit. Die Nachrichten, dass die Tiere durch einen nächtlichen Besuch eines Wolfen unruhig werden, nehmen zu. Was, wenn sich unsere Kuhherde plötzlich ganz anders verhält? In Zukunft gilt es abzuwägen, wie gefährlich es ist und wenn nötig, werden wir auf solche gemeinsame Tätigkeiten verzichten müssen.
Zusätzlich beschäftigt mich auch die grosse Last an Verantwortung, die Tierhalter zu tragen haben. Wir versuchen unser Möglichstes, zäunen Wege aus, informieren auf Plakaten und klären auf, dass die hohe Wolfspräsenz zu unberechenbaren Reaktionen führen kann. Was, falls trotzdem etwas geschieht? Wie weit geht unsere Verantwortung? Was, wenn wir die volle Verantwortung tragen müssen, können wir das überhaupt? Es kann nicht sein, dass aufgrund eines Zwischenfalls durch aufgeschreckte Tiere Alpverantwortliche lebenslang darunter zu leiden haben. Diese Sorgen beschäftigen, insbesondere auch auf Alpen, wo die Alpmeister die Verantwortung auch für fremde Tiere tragen.
Wir, als Landwirte in diesen Gebieten, sind uns der Problematik bewusst. Doch sind es auch die Touristen, Wanderer und Biker? Wissen sie um die hohe Präsenz des Wolfes bei uns? Können sie die Signale der Rinder deuten? Die aktuelle Challenge auf den sozialen Medien, wo Kühe erschreckt werden, lässt mich daran zweifeln.
Der Wolf ist hochintelligent, im Guten wie im Schlechten. Er lernt Schutzmassnahmen zu umgehen. Genauso wird er reagieren können, wenn wir solches Fehlverhalten nicht tolerieren.
Die Faszination bleibt.

Marianne Derungs-Loretz
07.07.20 - 18:31 Uhr
Leserbrief
Ort:
Surcasti
Zum Artikel:
«Wolfsrudel und Rindvieh beschäftigen auch den Rat», Ausgabe vom 19.06.2020
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Wenn man diese ängstliche, und besorgte Stimme in diesem Film sich anhört, sollte es eigentlich mit der Faszination Wolf vorbei sein und klar sein, dass Wölfe in der Schweiz nichts verloren haben und nur eine sehr grosse Gefahr für Mensch und Tier sind. Aber genau das wollen ja diese menschenfeindlichen Pseudonaturschützer und freuen sich noch daran....
https://www.20min.ch/story/vier-woelfe-schlichen-um-unseren-hof-5846727…

Ich erlaube mir, als Münstertaler meine persönliche Meinung, betreffend Wolf und Bär kundzutun. Das ist so eine Sache; praktisch alle finden diese Tiere schön und faszinierend, doch am Umgang mit ihnen scheiden sich die Geister! Diese Raubtiere wandern enorme Strecken, was zu den bekannten Problemen führt. Bei uns in der Val Müstair sind schon Bären aufgebrochen, Neues zu erkunden, Jagd auf Schafe zu machen und Bienenstöcke oder Abfallkübel zu durchsuchen. Man sagt, Bären seien scheu; gut und recht, aber wenn ein Bär plötzlich mit meinem Boxerhund konfrontiert wird, dann wüsste ich nicht, was zu tun wäre. Bei dieser Bevölkerungsdichte Bären und Wölfe auszusetzen, finde ich ziemlich daneben. Da kann man nur hoffen, dass man solchen Raubtieren nie begegnet! Raubtiere waren aus unseren Gebieten verschwunden, weil es schon dazumal keinen Platz gab. Die Umwelt hat sich verändert, die Landschaft mit Straßen und Bauten zugepflastert. Man mag dies bedauern, aber man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Ein Nebeneinander von Bär und Mensch ist schlicht nicht möglich. Immer wieder ist darüber zu lesen, wie über die Vorfälle auf der Fedaia-Alm mit über 40 gerissenen Tieren oder gleich bei uns über der Grenze in Taufers sowie in Ulten. Es sei anzunehmen, dass es sich um Wölfe des Calanda-Rudels handle, das bei uns in der Schweiz im Norden Graubündens angesiedelt ist. Diese Situation ist untragbar geworden, und ich fühle mich auf eine Art mitschuldig. Bekanntlich, wurden im Trentino neulich 2 Wanderer, Vater und Sohn, von einem Bären angegriffen und schwer verletzt. Ich denke, jetzt sollten auch die Politiker gefordert sein! Landeshauptmann Fugatti hat eine Abschussverfügung für das Raubtier ausgestellt - und schon hagelt es Kritik! Aber vielleicht gibt es ein Umdenken bei den selbsternannten Bären- und Wolfsschützern und den übrigen Besserwissern, wenn tatsächlich Wanderer oder Pilzsucher angegriffen werden. Oder soll man zuwarten bis es zu tödlichen Ereignissen kommt? Wir sind nicht Kanada und nicht Sibirien; bei uns ist es letztlich eine Frage der Vernunft. Die Medien bringen farbige Bilder dieser Tragödien auf Schafweiden, die wie Schlachtfelder aussehen. Da kann ich mir kaum vorstellen, dass ein überzeugter Tierschützer dies befürworten kann! Ich kritisiere, dass sich manche freuen, dass Großraubtiere angesiedelt wurden. Das unsägliche Leid, das diese Tiere anrichten, sollte zu denken geben. Ich wünsche, dass die Vernunft siegen möge und Schutz und Sicherheit der Menschen Vorrang haben, ohne Wenn und Aber!

Wenn man dem Wolf freie Bahn lässt wird etwas passieren, die Frage ist nur wann?
Wenn Wölfe in dicht besideltem Gebiet auftauchen, muss das zu Denken geben.
Daher sollte man jetzt über Regulierungskonzepte sprechen. Naturschutz in Ehren aber wir leben nicht mehr in Gegebenheiten früherer Zeiten, als der Wolf bei uns heimisch war.

Mehr Kommentare anzeigen