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Zweitwohnungsbesitzer blockieren Wirtschaft

Erstaunlich, wie es einigen unserer sehr geschätzten Zweitwohnungsbesitzer immer wieder gelingt, unsere Wirtschaft zu blockieren.
Das ganze erinnert mich an die Zweitwohnungsinitiative. Auch damals wurden wir - welche das ganze Jahr in den Ferienorten wohnen, die unsere Brötchen hier verdienen, deren Kinder hier zur Schule gehen, die unsere Freizeit hier verbringen, bei schönem und auch bei schlechtem Wetter - fremdbestimmt.
Geniesst unsere schöne Bergwelt, aber lasst uns entwickeln wie wir es möchten, denn unsere Nachkommen sind uns dankbar für eine witschaftliche Entwicklung im Tal, Eure Nachkommen werden Eure in die Jahre gekommene Ferienwohnung verscherbeln und irgendwo anders die Lebensmittel aus dem Unterland importieren und dort die Wochenenden (nur) bei schönem Wetter verbringen.

Christoph Kaufmann
28.05.20 - 14:09 Uhr
Leserbrief
Ort:
Savognin
Zum Artikel:
Blockade bei Projekten in Savognin, GR, 28.5.2020
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Christoph Kaufmann, Nomen est omen, erst recht, wenn man es übertreibt?
1) Ich finde den Zwiespalt weit verbreitet in Graubünden, dass man zwar Fremdenverkehrs-Kanton ist, gleichzeitig aber fremdenfeindlich, das heisst man unterdrückt seine Impulse gerade mal dem Geld zuliebe. Ich empfinde es so, dass Sie schreiben «unsere sehr geschätzten Zweitwohnungsbesitzer», aber offenbar das Gegenteil meinen. Wenn diese Menschen (Zweitwohnungs-Personen) wirklich so zweitrangig, störend, fremdbestimmend wären (oder überhaupt ohne Rechte sein sollten), wie ich es aus Ihren Worten heraushöre, wieso haben sie dann das Recht, Rekurse beim Verwaltungsgericht Graubünden einzureichen?
2) Warum waren sie gut genug, den Verkäufern deren Boden, Häuser oder anderen Kram abzukaufen (zwecks quasi Hoteleigentum) statt in Hotels teuer zur Miete zu wohnen wie auch die Mehrheit der Erstwohnenden? So machten die Verkäufer sofort gross Kasse (und nun ward der Mohr nicht mehr gern gesehen, denn nun hatte er seine «Schuldigkeit» getan, war er ausgelutscht?), statt durch Miethotels langfristig noch viel mehr aus den Logis bzw. Goldeseln zu pressen.
Weil Leute wie Herr Kaufmann, die Brigelser Resalpina GmbH und die Churer Panorama Development AG ihren Hals nicht voll genug kriegen können – ein Befund, der leider grassiert in GR?
Medien berichten im Mai, es gebe einen Ansturm auf Reka-Feriendörfer, «bloss im Luxussegment harzt es». Luxussegment? In Savognin (Parsonz: Tgamon Somtgant) wird eine windige Balkenhütte angeboten für discountige 60.-/Nacht (das wären 1800.- Monatmiete), während ich bei «Tourismus Savognin Bivio Albula AG» zwei verschiedene Preise sehe: Fr. 145 und Fr. 190 pro Person/Nacht (das wären dann 5700.- Monatsmiete pro Person; übrigens, Leute, wieso so kompliziert, was kostet es denn jetzt wirklich, vor lauter Durcheinander gehen die Gäste wahrscheinlich einfachheitshalber ins Wallis, oder?), man solle Taschenlampe und Schlafsack nicht vergessen, es könne kalt werden auf 2200 Metern ü.M., Zentralheizung oder Ofen sind bei diesen Preisen natürlich ausgeschlossen), bis zum WC seien es 50 Meter. Yeah, tolle GR-Luxussegmente, eure Gastfreundschaft finde ich «unbezahlbar»!
https://savognin.graubuenden.ch/de/angebot/tgamon-somtgant
Dass der Bund nun – wahrscheinlich übermütig geworden, weil das «Volk der Mieter» dummerweise bei der Mieterinitiative (9.2.2019) Nein sagte zu «Ja zu fairen Mieten. Mehr bezahlbare Wohnungen» – auch noch quasi den kümmerlichen Rest dessen, was es in der Schweiz eh nicht gibt meines Wissens (im Ausland, zumindest in Österreich aber eher schon), Sozialen Wohnungsbau, seinen Eigenbestand an Wohnungen verscherbelt an Privatkonzerne, finde ich einen Volksaufstand wert.
Denn die Privatkonzerne (wie SwissLife, mit denen ich äusserst schlechte Erfahrungen machte) wissen haargenau, warum sie locker das doppelte und mehr bieten als staatliche Mitbieter bei solchen Auktionen des Bundes (Ausverkauf der Heimat?!).
Und die Parteien-Vertreter sogar aus SVP, FDP, CVP, BDP (Parteien, die allgemein auf Vermieterseite stehen) werden ebenfalls wissen, warum sie gegen die Liquidation sind, zumal die Antwort des Bundesrates auf die Motion von SP-Nationalrätin Badran für mich ein sensationeller Witz ist: «Es sei Aufgabe des Bundesrates, wirtschaftlich mit öffentlichen Mitteln umzugehen.»
Dass der Bundesrat im Gegenteil Staatsvermögen quasi verschenkt an Privatbarone, beweist das brennende Interesse der Grosskonzerne (Banken/Versicherungen; vergleiche BlackRock-Zustände in Deutschland).
Die Gegner der bundesrätlichen Milchbüechlirechnung dürften insbesondere erkannt haben, dass der Bund (samt Kantonen/Gemeinden) durch Verkauf staatlicher Immobilien umso mehr Cash-bachab-flowen lassen muss (Cumulus, neverending) fürs Volk, für Sozialhilfe und Ergänzungsleistungen. Dasselbe erkannte ein bürgerlicher (!) Politiker, der sage und schreibe in der Gewerbezeitung (bereits vor Jahren; ich dachte, da muss wohl der Redaktor geschlafen haben) schrieb, das seien Subventionen an Millionäre. Wow! Kann man es treffender formulieren?
https://www.bluewin.ch/de/news/schweiz/staedte-wehren-sich-bund-will-du…
Christoph Kaufmann, man könnte es so betrachten, Zweitwohnungsinhaber haben ihr «goldenes Ei» schon gelegt in der Hühnerbatterien-Immo-Industrie, ich betrachte sie aber dennoch nicht als Suppenhühner, die man in die Pfanne haut. Und ich ermuntere alle Hühner der Schweiz aufzustehen gegen die Abzockerei.