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Danke für den Mut

Sehr geehrter Herr Schneider
Hätten Sie sich nur ganz kurz Zeit genommen, diesen Dr.med. und SVP-Politiker ein wenig kennen zu lernen, dann würden Sie augenblicklich auf Ihre Tasten drücken und diesem Menschen, den weit mehr als die zwei Komplimente ausmachen, für seinen Mut danken. Er hat diesen in der Vergangenheit schon oft bewiesen und wird dies in der Zukunft weiterhin tun.
Gerne dürfen Sie sich bei mir für ein erstes Kennenlernen melden.
Claudia Rieder, Maienfeld

Claudia Rieder
19.05.20 - 15:57 Uhr
Leserbrief
Ort:
Maienfeld
Zum Artikel:
Zum Leserbrief «Bitte solche Vorschläge auch nach der Krise», Ausgabe vom 18.05.2020
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Ich wusste nicht, dass ich von Herrn Dr. Rieder nicht erwarten darf, dass er sich auch nach der Krise dafür einsetzt, dass die Milliarden nicht in unsere Wirtschaft, sondern in die Entwicklungshilfe fliessen. In der Krise verteilen nun alle Geld, auch wenn Sie es gar nicht besitzen. Ich habe bewusst für die dritte Welt gespendet in den vergangenen Monaten, so wie ich dies auch sonst tue. Mit Mut hat das zwar nichts zu tun, aber ich will auch nicht, dass jemand mich lobt, schon gar nicht in der Presse. Ich habe auch meine Telefonnummer in der Südostschweiz publiziert, damit mich Leute anrufen können, wenn sie jemanden brauchen, der Einkäufe für sie macht. Gut, angerufen hat niemand, schien wohl nicht so ein Bedürfnis zu sein.
Wenn ich von der SVP bisher ein anderes Bild hatte (Minarettverbot, Ausschaffungsinitiative, Begrenzungsinitiative, schwarze Schafe, etc.), nämlich ein Bild des Switzerland first, dann darf ich doch die Frage stellen, warum ein Arzt sich dafür einsetzt, dass die Milliarden nun in Entwicklungshilfe und nicht in unsere Wirtschaft fliessen sollen.
Auch ich bin durchaus fähig, die Folgen der Krise zu verstehen und für komplexe Zusammenhänge reicht meine Intelligenz ebenso gut wie die des hier so gelobten Herrn Doktors, glauben Sie mir das. Abgesehen davon habe ich Herrn Rieder nicht in Frage gestellt, ich war von seinem Vorschlag gerührt, habe jedoch lediglich darauf hingewiesen, dass ich gerne auch nach der Krise solche Vorschläge hören möchte.
Interessant finde ich, dass ich gerade von denjenigen angegriffen werde, welche sich selbst so mit Weitsicht loben. Das wiederum zeigt mir, wie weit dieses Denken über den Tellerrand hinaus geht.

Family Business?
Allen Beschönigungen und Lobhudeleien zum Trotz: Der Kern der Aussage zu Corona ist, dass es die Alten nicht wert seien, die Wirtschaft derart zu behindern (runterzufahren; obwohl genau das nötig wäre zur Gesundschrumpfung, Nachhaltigkeit auch ohne Corona).
Nebenbei:
1) Corona betrifft nicht nur Alte. Beispiel: Zoey Deutch (Alter: 25 Jahre): Sie habe Halsschmerzen gehabt und im Fieberwahn fast den Verstand verloren, erklärte die Schauspielerin. Freunde von ihr hätten über «drastisch verschiedenartige» Symptome berichtet. Fast zwei Monate lang sei sie in Quarantäne gewesen und kaum vor die Tür gegangen.
2) Und die Wirtschaft ist dermassen progredient im Endstadium infaust, dass insbesondere einem «Dr.med.» dies nicht nur nicht verborgen sein sollte, sondern die Ärmel aufkrempelnd man zur Behandlung schreiten könnte – allerdings wohl kaum in der SVP, ächzt Donald Duck.
Geldsystem:
https://www.youtube.com/watch?v=PhZ1w2gmG8I
https://www.youtube.com/watch?v=LSwLtGcbwpI

Lieber Herr Reuss, wenn Sie den Leserbrief genauer gelesen hätten, würden Sie verstehen, dass es gerade nicht um einen Utilitarismus geht, sondern vielmehr um ein Abwägen der Folgeschäden des Lockdowns. Die Sache ist nämlich etwas komplizierter, als sich einfach einzuschränken und schlimmstenfalls 2-3 Monatslöhne zu verlieren. Als Arzt sieht Dr. Rieder eben auch die Folgen der Massnahmen. Krebsvorsorge Untersuchungen werden verschoben, Menschen mit Herzinfarkten und Schlaganfällen kommen nicht rechtzeitig zum Arzt aus Angst vor Corona, Psychische Krankheiten verschlimmern sich, die Gewalt in den Familien nimmt zu. Nachgewiesen ist auch, dass steigende Arbeitslosigkeit das Suizidrisiko erhöht. Jeder fünfte Suizid steht offenbar mit Arbeitslosigkeit im Zusammenhang. Zudem, wenn wir etwas über unseren Schweizer Tellerrand hinausschauen, werden laut einem Artikel der NewYork Times Folgen der Corona-Massnahmen weltweit über 130 Mio. mehr Hungertote im Jahr 2020 bedeuten. Im Übrigen hat Dr. Rieder einige Jahre in Nepal den ärmsten der Armen gedient und darf daher zu diesem Thema ruhig auch etwas sagen. Die Massnahmen des Bundes waren zu Beginn gerechtfertigt, doch inzwischen liefern viele Studien neue Zahlen und zeigen, dass die Sterblichkeit tiefer ist als befürchtet. Jedes Menschenleben ist wertvoll, dies bestreitet niemand, am wenigsten Dr. Rieder der das Gegenteil von einem Utilitaristen ist. Wenn es wirklich um jedes Menschenleben gehen würde, dann müssten der Bund genau soviel Aufwand und Finanzen in die Prevention von anderen Krankheiten und Todesursachen investieren, die vielleicht weniger akut aber dafür viel mehr Todesopfer fordern. Fraglich ist sowieso ob der Lock-Down der Schweiz erfolgreicher war, als zB. Schweden's Herangehensweise, die ohne kompletten Lock Down auf die Eigenverantwortung der Menschen gesetzt hat. Eines zeigt sich jedenfalls jetzt schon recht deutlich. Eine gesunde Diskussionskultur ist selten zu finden. Jemandem politische oder sogar utilitaristische Motive zu unterstellen, ist jedenfalls sehr billig und zeigt nur, dass komplexes Denken nicht praktiziert wird. Das etwas grundsätzlich an unserer Gesellschaft nicht stimmt, da gebe ich Ihnen recht. Ja und dieser Herr Dr. krempelt seine Ärmel schon seit vielen Jahren hoch. Doch wenn Sie denken, dass diese Krise dazu führen könnte, die Wirtschaft gesunden zu lassen, täuschen Sie sich leider, denn wer wirklich darunter leidet ist der Mittelstand und nicht die Grosskonzerne. Also denken wir doch auch an die Mutter, die ihren sterbenden Sohn nicht begleiten durfte, oder an unsere Nachbarn, der nicht genügend Entschädigung bekommt um sein Geschäft weiterzuführen, oder an die Frau die aus Angst vor Corona nicht rechtzeitig zum Arzt ging und nun wegen einer Blinddarmentzündung auf der Intensivstation liegt, oder die 60-jährige Frau die nicht operiert werden konnte und nun ihr Brustkrebs Metastasen im Gehirn verursacht hat. Die Welt ist ein komplexes System und um sie besser zu verstehen, brauchen wir den Blickwinkel von verschiedenen Richtungen und kein Herabwürdigen anderer Meinungen und schon gar nicht unqualifizierte persönliche Angriffe von Ihnen, lieber Herr Reuss und Herr Schneider.

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