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"Weltliteratur in der Provinz" , Kolumne von Chasper Pult

«Weltliteratur in der Provinz

Die Huldigung für George Steiner ist sicher richtig, aber
bei der Huldigung von Texten, die er nachher anfügt, sollte Pult Begriffe sauber gebrauchen – denn vorschnelle Lobhudelei ist ärgerlich: – Die «Geflüchteten», die ihre Texte bei der Ganzoni-Feier anlässlich der Übergabe des Bündner Literaturpreises, lasen, mögen ja eindrücklich sein – aber - sind diese «Geflüchteten» GFK-Flüchtlinge und ist es richtig, sie als junge, zukünftige Talente zu feiern, nur weil sie von weit her kommen ?

Ein junger Eritreer hat Pech: Sein Taxi ist mit der Tasche verschwunden aber seine Tante, die ihn wohl als Familienmitglied nachkommen liess, ist noch da und sicher auch das teure Smartphone mit dem er sie anrufen kann und sofort Hilfe bekommt – der andere Text, der des jungen Afghanen wirft auch Fragen auf – sicher, 48 Stunden nichts zu essen und nichts zu trinken ist schlimm aber wie viele Menschen im Südsudan, die nach GFK Flüchtlinge sind, erleben das und haben nicht die Möglichkeit auszusuchen, in welches Land sie flüchten wollen und verhungern.

Im Oktober 2019 beklagte Chasper Pult in einer Kolumne den Verlust des Portraits auf der alten Hunderter-Note – das Gesicht von Alberto Giacometti, einem grossen Künstler von Weltformat aus der Region- zu recht. Der berühmte Bildhauer der hauptsächlich in Paris sein künstlerisches Werk schaffte- unter anderem, weil er dem Kleingeistigen entkommen wollte – lief jeweils lange um seine Figuren herum und sagte immer wieder : « C`est très, très mal» und arbeitete daran weiter – unverdiente Lorbeeren hätte er wohl abgelehnt – er, der sagte, « Ce qui m `interesse, c`est la vérité.» ( « Was mich interessiert, ist die Wahrheit» )
Kunst hat grundsätzlich mit Wahrheit zu tun - in der Politik mag das anders sein – ob in der Literatur oder in der Bildenden Kunst oder anderen Sparten – Lobhudelei und Etikettenschwindel gehören nicht dazu.

Priska Haldner
20.02.20 - 17:28 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
"Weltliteratur in der Provinz" Kolumne von C. Pult ,SO 18.2.2020
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Wo Sie aber Recht haben, Herr Zogg, ist bei der Bemerkung, dass die Arm-Reich- Kluft in der Schweiz besonders gross ist – und immer weiter auseinanderklafft – umso mehr sollte deshalb genau hingeschaut werden – wo die 2.3 Milliarden Franken für die Asylkosten hin fliessen – denn wenn einheimische Sozialhilfebezüger jeden Fünfer umdrehen müssen und Asylberwerber viel mehr und viel teurere Konsumgüter, Wohnungen, Smartphones usw. erhalten, schürt das an der Peripherie der Gesellschaft die Wut auf ein ungerechtes Sozialsystem – besser wäre es aus der Geschichte zu lernen und soziale Ungerechtigkeiten nicht zu schüren mit Lügen oder Missachten vom Gehör der Betroffenen – wo das hinführt sah man in Deutschland in den 30er Jahren in der Weimarer Republik und auch heute– da kriechen aus den dunklen Ecken die Neo- und Altnazis wieder hoch - besser wäre es, sich für einen sozialen Frieden mit Gerechtigkeit einzusetzen und da stehen die sogenannten „Gutmenschen“ genauso in der Pflicht, wie die Vertreter von Gross-Kapital und -Wirtschaft, die immer reicher werden.

Das stimmt nicht, Herr Zogg: Leute aus dem Asylbereich bekommen ebenso viel Geld wie hiesige Sozialhilfeempfänger( auf dem Papier – real ist es, mit all den Extras, die sie erhalten, eben mehr ) – nur in einigen Kantonen gab es Abstimmungen, nach denen die Asylbewerber weniger bekommen sollen – aber auch nur ein bestimmter Teil davon und andere – zum Beispiel anerkannte Flüchtlinge – bekommen eben so viel. Vielleicht haben Sie keinen Kontakt zu Sozialhilfeempfängern, die hier leben – aber wenn beispielsweise ein junger Davoser, der zeitweise von der Sozialhilfe unterstützt wurde, sich ärgert, dass neu ankommende Asylsuchende sofort mehr bekommen, als er, der zuvor gearbeitet hat und vom Grundbedarf von etwa 950 Franken im Monat leben musste – davon aber das Smartphone-Abo usw. selber bezahlte – während die jungen Asylbewerber alles in allem mehr bekamen und zudem die Smartphone-Abos und auch das BÜGA gratis erhielten, weil für den Deutschkurs-Besuch nach Cazis fahren müssten – solche Berichte sind nicht einfach „SVP-Propaganda“ oder Fake-News, sondern Erfahrungen von Betroffenen, von denen es etliche mehr gibt- aber es trauen sich nur wenige die Missstände aufzudecken.

Da es sich herumgesprochen hatte, dass Asylbewerber vom ersten Tag an im Asylverfahren eine gute medizinische Versorgung erhalten ( CSS-Versicherung) , gab es laut Medienberichten einen riesigen Zulauf von Leuten aus Georgien, obwohl die genau wissen, dass ihr Asylverfahren abgelehnt wird – aber bis zu diesem Entscheid verstreicht so viel Zeit, dass es sich für sie lohnt, sich während der Dauer des Asylverfahrens von der Schweiz eine medizinische Gratisversorgung bezahlen zu lassen – zudem sind Mitarbeiter der Sozialhilfe vermutlich so instruiert, dass sie wo immer möglich Leute aus dem Asylwesen bevorzugen und die ansässige Bevölkerung, die Unterstützung braucht, dauernd schikanieren und demütigen. Die müssen dann – meist ohne rechtlichen Beistand - für ihre verbürgten Rechte kämpfen- während für Leute aus dem Asylbereich sofort von überall her -auch rechtliche - Hilfe -gratis-gewährt wird.

Hartnäckig hält sich der Irrglaube, Asylsuchende bekämen mehr Geld als Menschen, die Sozialhilfe beziehen. Dabei hat eine Person im Asylverfahren nur Anspruch auf Leistungen nach dem Asylgesetz. Ihre Grundleistungen sind niedriger als Sozialhilfe.
Wenn die Flüchtlinge schlechter versorgt würden, bekäme ein Sozialhilfe-Empfänger deshalb nicht einen Rappen mehr, geringe Löhne würden deshalb nicht steigen, für Menschen mit mittlerem Einkommen gäbe es nicht weniger Anlass zur Angst vor dem sozialen Absturz.
Dahinter steht nämlich ein anderes, weit grösseres Problem: die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Verdiente das oberste Zehntel der Bevölkerung Mitte der 1980er Jahre noch fünfmal so viel wie das untere Zehntel, betragen die oberen Einkommen laut einer OECD-Studie heute sogar siebenmal so viel. Die reichsten 10 % der Haushalte besitzen weit über die Hälfte des gesamten Nettovermögens, die untere Hälfte verfügt nur über 1 %.
Immer wieder wird versucht Sozialhilfeempfänger und Asylanten gegeneinander auszuspielen. Dabei wäre es sinnvoller aufzudecken welche Partei in der Schweiz ständig daran ist die Sozialhilfe zu kürzen bzw. zu torpedieren aber gleichzeitig will die gleiche Parte ununterbrochen die Steuern für Unternehmen und Reiche reduzieren.

Sicher, Herr Zogg – und der eben erst in der Schweiz angekommene, junge Eritreer, hatte dann also, bevor er das Taxi bestellen konnte, einen öffentlichen Computer benutzt und dort über die Adresse «Ricardo.ch» das günstige Aktions-Smartphone ersteigert und es sich an die Wohnadresse senden lassen ?

Laut Medienberichten soll ganz offiziell das Budget, das für die «Entwicklungshilfe» wäre, abgezwackt werden für die umstrittene Asylpolitik und wenn den armutsbetroffenen SchweizerInnen schon das ihnen zustehende Geld genommen wird, dann doch lieber für GFK und OAU-Flüchtlinge: 50 Rappen ( Fünfzig ) kostet ein Erdnussprotein-Säckchen um einem Kind im Südsudan das Überleben zu sichern:
Ein Dreisatz, Herr Zogg: Wie viele Kinder in den Hungergebieten im Südsudan (oder auch im Jemen, oder sonst wo) könnten dort gerettet werden, wenn bei Smartphones- ( auch unter hundert Franken ) – und anderen Konsumgütern nach europäischem Mittelstand - für mehr - oder eher weniger berechtigte– Asylsuchende , die sich die Reise in die Schweiz leisten konnten, gespart würde ?
Für Schweizer- Mittelstandslohn-Empfänger mit einem Dozenten-Lohn an der HTW mag das ja anmassend klingen – aber fragen Sie, Herr Zogg, hiesige Armutsbetroffene, die schauen müssen, wie sie hier in der Schweiz bis Ende Monat überleben können, wie die sich fühlen, wenn ihnen verwöhnte junge UMIS ( Unbegleitete minderjährige Immigranten, die das Asylrecht missbrauchen ) verächtlich begegnen, weil sie mit denen, die mit dem Geld der Schweiz verwöhnt werden, materiell nicht mithalten können, obwohl sie sich rechtmässig in der Schweiz aufhalten, ein abgeschlossenes Studium und hier Steuern bezahlt haben.

Sehr geehrter Herr Zogg,
you are a smart person, dann wissen Sie doch ganz genau was Frau Haldner “ sagen “ wollte.
Trotzdem Sie das über das teure Smart Phone argumentieren, heiß es aber trotzdem nicht dass es
kein Fr 600 phone war.

Frau Haldner:
Wussten Sie es: "Teure" Smartphones kann man(n)/Frau bei Ricardo.ch bereits für weniger als Hundert (100) Franken ersteigern! Nie gerade das allerneuerste Modell, aber das letzjährige tut es auch!

Sicher. Herr Zogg ,
und die Adresse riccardo.ch,hatte dann, der eben erst in der Schweiz angekommene junge Eritreer, bevor er das Taxi bestellte, von einem Öffentlichkeit zugänglichen Computer gewählt und das Aktions
Smartphone an die Wohnadresse senden lassen ? Herr Zogg, die NZZ berichtete neulich., dass das Budget "Entwicklungshilfe" ganz offiziell gebraucht wird für die Asylpolitik kosten und
wenn man schon den armutbetroffenen Schweizern das ihnen Zustehende nimmt,dann doch lieber für GFK
Fluechtlinge !

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