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Verschwunden in Vals – keine Spur von Tracey Splinter

Mord, Selbstmord oder schlicht abgetaucht? Das Verschwinden der Südafrikanerin Tracey Splinter lässt viele Fragen offen. Ihre letzte Spur führt nach Vals – das war vor genau einem Jahr.

Pierina
Hassler
12.09.17 - 04:30 Uhr
Blaulicht
Die 45-jährige Tracey Splinter wird seit September 2016 vermisst.
Die 45-jährige Tracey Splinter wird seit September 2016 vermisst.

Eigentlich sind die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen. Wären da nicht verzweifelte Eltern, der Fall Tracey Splinter würde zu den Akten gelegt. Immerhin verschwinden tagtäglich Hunderte erwachsene Menschen freiwillig. Manche tauchen nie mehr auf. Andere wiederum stehen plötzlich vor der Haustüre, als ob nie was gewesen 
wäre.

Ob Tracey Splinter eine von diesen oder eine von jenen ist? Ob ihr etwas passiert ist? Niemand weiss es. Sicher ist nur, sie ist verschwunden. Unlängst hat der ehemalige deutsche Kriminalhauptkommissar Reinhard Knapp ihr Gepäck in Vals abgeholt. Ihrem letzten bekannten Aufenthaltsort.

Vergebliche Suche

Die rätselhafte Geschichte beginnt 
in Barsinghausen bei Hannover. Dort ist die 45-jährige Südafrikanerin mit deutschem Pass bis Juli 2016 in einem Mehrfamilienhaus gemeldet. Ihre Miete überweist das Jobcenter direkt an die Hausverwaltung. Was in Deutschland Jobcenter heisst, ist in der Schweiz eine Mischung zwischen Sozialamt und regionaler Arbeitsvermittlung. Splinter scheint also ohne Arbeit gewesen zu sein.

Irgendwann im Laufe des Jahres verliert sich Splinters Spur vorerst, 
weder Eltern noch Freunde hören je wieder von ihr. In Barsinghausen wird eine Vermisstmeldung aufgegeben. Die deutsche Polizei sucht, bisher vergebens. Splinters verzweifelte Eltern beauftragen die Detektei «L & K Hannover». Reinhard Knapp und sein Partner übernehmen den Fall.

Beeindruckende Architektur

Im August 2016 taucht Splinter plötzlich in Vals auf. «Wir wissen, dass sie zu dieser Zeit in den beiden Hotels «Alpina» und «Schnider» gewohnt hat», sagt Knapp. «Tracy hat die Übernachtungen immer bar bezahlt.» Auf ihren Konten habe man seit ihrem Verschwinden nie mehr eine Bewegung festgestellt.

Aus Gründen, die keiner kennt, will Tracey Splinter nach ihren Aufenthalten im «Alpina» und «Schnider» im September 2016 im Valser Nobelhotel «7132» einchecken. Das Zimmer mit Frühstück kostet ab 450 Franken aufwärts. Das Hotel wirbt mit beeindruckender Architektur, aufmerksamem Service – eine Hommage an das Echte und Wahre. «Checken Sie ein und Sie werden ein Teil davon sein.» Splinter will offensichtlich.

Keine Kreditkarte

An der Rezeption zeigt sie ihre Kreditkarte, die aber zu wenig Deckung aufweist. Splinter möchte sowieso lieber bar bezahlen – möglicherweise um keine Spuren zu hinterlassen. Unauffindbar zu bleiben. Versteckt in einem Bündner Bergdorf, weit weg von ihrem früheren Leben. Doch es kommt anders. Splinter wird im Hotel «7132» ihr Bargeld nicht los – wütend verlässt sie die Hotelhalle. Und verschwindet zum zweiten Mal.

«An der Postautohaltestelle gleich beim Hotel «7132» wurde am 29. September 2016 ihr Gepäck gefunden», sagt Knapp. «Ein Rollkoffer mit Kleidern, ein Rucksack. Laptop, Fotoapparat, Handy, Wanderstöcke und diverse persönliche Dokumente.»
Splinter sei im August 2016 mit dem Postauto nach Vals gereist, so Knapp. «Über eine eventuelle Abreise wissen wir nichts: Das Postauto hat sie nicht genommen. Ein Taxi auch nicht.» Alle Überprüfungen vor Ort seien negativ verlaufen.

Niemand kennt die Frau

In Splinters Gepäck findet Knapp auch eine Karte von Chur. Mit einem Kugelschreiber hat sie den Asia Market Vannavong an der Ringstrasse 111 in Chur eingezeichnet. «Ich habe dort, aber auch in anderen Läden in der Umgebung wie Coop und Migros ihr Bild gezeigt», sagt Knapp. «Niemand hat sie gesehen, es ist zum Verzweifeln.»

Knapp hofft jetzt auf die Leser der «Südostschweiz»: «Es ist unser letzter Versuch, Tracey Splinter doch noch zu finden.» Vielleicht habe jemand die Frau gesehen oder wisse, wo sie jetzt lebe. «Sie könnte natürlich auch in Vals tödlich verunfallt sein», so Knapp. «Aber dann hätte man sie doch schon längst gefunden.» Der pensionierte Kriminalhauptkommissar will Antworten – die verzweifelten Eltern in Südafrika hätten sie verdient. Knapp bittet allfällige Hinweise dem Touristenbüro in Vals, oder der Kantonspolizei Graubünden zu melden.

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When the last time I met her in Riyadh, in 2015. She was so upset and depressed. As a good friend, I tried to comfort her but she was not looking for comfort in Riyadh anymore. She wanted to move to some other country. I hope she's fine and she's gonna pop up again soon.

Was mir im Bericht fehlt, was hat die Auswertung der zurückgelassenen Gepäckstücke ergeben? Gibt es Rückschlüsse über Notizen, Freunde, Pläne, Arbeit (von wo kommt das Bargeld?) etc. Dann, Vals ist ein Tal mit einem Ein- und Ausgang, gibt also nicht viele Wege. Was hatte Sie an? Wanderkleidung, normale Kleidung? Welche Zeiten? Wie weit ist Sie gekommen? Es gibt viele Touristen-Autos vom Unterland, wie auch von Italien etc. Die Öffentlichkeit bräuchte mehr Hinweise!

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