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Siedlung Waldhaus Chur

Vor über 20 Jahren durften wir als Familie und Angestellte der Klinik Waldhaus eines der 12 identischen Personalhäuschen beziehen, welche damals noch zur Klinik gehörten. Wir freuten uns riesig mit unseren Kindern in das kleine kompakte Häuschen mit dem grossen Garten an der Cadonaustrasse einzuziehen. Der grosse Garten erweiterte unser Häuschen vom Frühling bis spät in den Herbst hinein um ein riesiges Spielzimmer, wo sich die Kinder unbeschränkt tummeln und mit all ihren Freunden ungestört spielen konnten. Sie beobachteten alles war kriecht und fliegt naturnah, bestellten ihr eigenes Gärtchen und probierten die verschiedensten Dinge aus.
Im Zuge des Zusammenschlusses der kantonalen Kliniken Beverin und Waldhaus zu den heutigen psychiatrischen Diensten Graubünden (PDGR) im 2002 ging die Verwaltung unserer Häuschen an das Hochbauamt über. Laut meines Wissens, war für das Hochbauamt von Anfang an klar, dass unsere Siedlung zu gegebener Zeit abgerissen und neu überbaut werden sollte. So wurde die Kunsthistorikerin Fr. Lic. phil. Ludmila Seifert-Uherkovich beigezogen um im Auftrag der Denkmalpflege Graubünden ein Architekturhistorisches Gutachten zu verfassen, welches sie im Februar 2017 vorlegte. Das Gutachten enthält viele spannende und interessante Aspekte zu unserer Siedlung. Frau Seifert kommt darin zum Schluss, dass unsere Siedlung zwar erhaltenswert, aber nicht schützenswert sein soll. Der Kanton wiederum stützt sich nur auf dieses eine Gutachten, welches ihm das Recht einer Neugestaltung des gesamten Landstreifens zwischen der Klinik Waldhaus und der Cadonaustrasse einräumt. Auf der Fläche ist eine Wohnüberbauung mit 106 Wohnungen geplant.
Frau Seifert schreibt in ihrem Gutachten, dass die ursprünglichen Vorteile der Siedlung wie u.a. der bescheidene Anspruch hinsichtlich Raumgrössen und Ausbaustandard der Häuschen und die niedrige Ausnützung durch die grosszügigen Grünflächen heute das grösste Handicap der Siedlung ist, hoch ist auch das substantielle Verdichtungspotenzial.
Für mich ist das Wohnen im «Filetstück» von Chur ganz klar ein Privileg. Ich schätze es sehr so nahe der Stadt im Einklang mit der Natur zu leben, meinen Garten zu bestellen, meine eigenen Früchte und Gemüse zu ernten, die Garten -und Hegepflege zu besorgen, Vögel, Amphibien, Insekten usw. zu beobachten und zu schützen. Ich erachte den Aspekt der Selbstversorgung und der sinnvollen Freizeitgestaltung durch Gartenarbeit als wertvolle und wunderbare Erholung und Psychohygiene vom strengen Arbeitsalltag.
Ich frage mich: braucht es hier oben denn wirklich verdichtetes Bauen?
Ich wünsche mir, dass der Kanton die einmalige Möglichkeit nutzt und schweizweit eine Vorreiter- und Vorzeigerolle einnimmt, indem er umdenkt und die Siedlung baubiologisch und energetisch saniert und so als Zeitzeuge der Nachkriegszeit für die Zukunft erhaltet.

Edith Schulthess
19.01.20 - 19:16 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
«'Erhaltenswert' schützt nicht vor dem Abbruch», Ausgabe vom 3. Januar 2020
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Edith Schulthess, Sie beschreiben schön den Wohnenbiotopgesundheitseffekt, wünschen wenigstens "dass der Kanton die einmalige Möglichkeit nutzt und schweizweit eine Vorreiter- und Vorzeigerolle einnimmt, indem er umdenkt und die Siedlung baubiologisch und energetisch saniert und so als Zeitzeuge der Nachkriegszeit für die Zukunft erhaltet".
Meine Meinung:
Während der Kanton seit über fünf Jahren offiziell mit "Gesundheitstourismus GR", der Tourismus (GRF) mit "Leuchttürmen" prahlt, ich aber von all dem nichts sehe, gibt es Vorschläge für tatsächliche USPs, Beispiele:
Leserbrief «Graubünden als 5G-freie Zone» von Tumasch Planta, Scuol (SO 20.1.2020)
https://reformiert.info/artikel/recherche/der-traum-vom-5g-freien-tal
Siehe meine Kommentare:
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2020-01-11/leserbrief-mobilfu…
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2020-01-10/schon-wieder-mega-h…
Da derlei Vorschläge – zumindest mit bisherigen Durchsetzungsversuchen – etwa ebenso wenig fruchten wie der Club of Rome, die Klimakonferenzen sowie Greta-Resolutions, fürchte ich, dass Sie schon froh sein könnten, wenn das "Verdichtete Bauen" wenigstens jedem Quadratmeter outdoor Naturmaximum erlaubt statt wie bisher üblich mit sterilem Rasen und allerlei Verbrennungsmotorengeräten (Abgase/Lärm) den Bewohnern das Leben samt Gesundheit noch mehr zu verderben.
Apropos PDGR: Meines Wissens geht es der Psychiatrie nicht um die zu behandelnde Umwelt, sondern einzig um den "Klienten", dieser soll sich behandeln lassen. Formulierungsvariante: Je mehr Overkillzivilisation, umso höher der PDGR-Umsatz.
Jedenfalls ist mein "Gesundheitstourismus auch für Einheimische – Vorbild für die Welt" zur Leidensverhinderung (einhergehend mit Kostenexplosionsverhinderung) samt Begründungen/Quellen und Bedienungsanleitung seit Jahren online – ohne Feedback an mich.
Wer gründet in GR eine GReta-Genossenschaft?

Herr Reuss, danke für das Lesen und Kommntieren meines Beitrages sowie Ihre spannenden Links. Wo Sie recht haben, haben Sie recht.
Nebst dem "Wohnenbiotopgesundheitseffekt" geht es in unserer Siedlung auch um den Erhalt und Schutz der Artenvielfahlt, sowie günstigen, naturnahnen Wohnraum für Familien zu erhalten. Anstelle einer GReta-Genossenschaft haben wir daher eine IG SIedlung Waldhaus gegründet ;-)