×

Porta Alpina

Zum Thema Sedrun «träumt von der Porta Alpina». Schon vor Jahren wurde von mir vehement auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass sich die Arbeitswelt gravierend ändern wird und hierdurch die Port Alpina nicht nur ein Traum, sondern auch ein Muss darstellt.
Jetzt im Jahre 2019 wird meine kühne Behauptung aus 2008 sicherlich besser verstanden, denn auch in der Surselva ist das Verständnis für die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, angekommen. Ob Bern die Tragweite erkannt hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Worum geht es? Die Surselva leidet, wie viele andere Bergregionen auch, daran, dass sich die jungen Leute verabschieden und in die Wirtschaftszentren / Ballungsräume abwandern, eine Entvölkerung ist nicht zu verhindern. Weit gefehlt, auch bei den Arbeitgebern ist ein Umdenken im Gange, große Bürokomplexe sind out und die Dynamisierung der Arbeitsplätze hat auch in der Schweiz Einzug gehalten, viele Mitarbeiter haben immer mehr die Möglichkeit ihre Arbeit irgendwo zu erledigen.
Die Kommunikationstechnik und die digitalisierten Arbeitsplätze machen es möglich, fast alle computerbasierten Arbeitsplätzen via Cloud anzubinden. Ja, aber… Genau hier liegt die Chance, denn diese Mitarbeiter müssen auch immer mal wieder und oft sehr spontan in den beruflichen Heimathafen beordert werden. Dies macht eine schnelle und flexible Anbindung an die großen Metropolen erforderlich.
Hier wäre gerade die Porta Alpina die Lösung des Problems «Stop der Entvölkerung». Es würde sich relativ schnell beispielgebend in Zürich, Bern, Mailand und auch Frankfurt herumsprechen, dass hier mein Arbeitgeber weit weg, aber gut erreichbar ist. Mein Office mit hohem Freizeitwert und Lebensqualität.
Den Nachweis meiner These kann man heute schon an der ICE Schnellstrecke Köln - Frankfurt nachvollziehen. Da hat sich, weitab von den Zentren, aber an den Haltestellen wie Limburg und Montabaur, eine neue Nachbarschaftskultur entwickelt, da man hier bezahlbar und mit hohem Freizeitwert leben und arbeiten kann, aber mit einem Sprung auch jederzeit an der Hauptverwaltung angebunden ist.

Uschi Hecken
08.12.19 - 08:02 Uhr
Leserbrief
Ort:
Curaglia
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Ich stimme Ihnen total zu und hatte auch schon über die Vorteile einer Porta Alpina nachgedacht.
Laut einer Studie der HTW Chur können über 30 Prozent der erwirtschafteten Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im Kanton Graubünden auf den Tourismus zurückgeführt werden. Ich halte diese Fixierung auf den Tourismus als Standbein der Wirtschaft zu Zeiten des Klimawandels fuer riskant. Die schwindende Schneesicherheit in Gebieten unterhalb 2000m wird sich drastisch auf den Wintertourismus auswirken. Zudem werden die Olympischen Winterspiele 2022 in China stattfinden, was einen Ausbau der Wintersportmöglichkeiten in China zur Folge haben wird, und wenn China etwas tut, dann ist es nie klein und bescheiden.
Die Digitalisierung des Arbeitsplatzes – das Homeoffice oder Telecommuting – ist die große Chance fuer Randregionen. Man arbeitet dort, wo andere Ferien machen. Schon heute gibt es viele Berufe, die keinen fixen Arbeitsplatz erfordern. Die Möglichkeiten zum Homeoffice sind schon jetzt gross und die Fortschritte auf diesem Gebiet sind enorm. Es ist einfach total unnötig, dass alle wie Lemminge zur gleichen Zeit zur oder von der Arbeit weg fahren und so Staus verursachen. Wenn man sieht, wie viel Zeit die Jungen in allen Lebenssituationen im Cyberspace verbringen, dürfte die teilweise bis gänzliche Umstellung zum Homeoffice fuer viele kein Problem sein. Es braucht einfach ein Umdenken von Arbeitsnehmer und -geber. Was die Heimarbeit betrifft, ist die Schweiz europaweit leider im letzten Drittel. Und wir prahlen immer wie innovativ wir sind. Da wird noch viel wertvolles Kulturland mit Strassenbau zerstört werden, bevor wir umdenken.

Uschi Hecken, ich finde Ihren Leserbrief überzeugend wie eine Marketingstudie. Bisher sind aber alle Versuche, Lebensqualität und Mit-allem-verbunden-sein gescheitert (weil es wesentlich mehr Sorgfalt erfordern würde, so etwas aufzuziehen).
Der Unterschied zwischen "täglich pendeln" und Ihrer Variante "diese Mitarbeiter müssen auch immer mal wieder und oft sehr spontan in den beruflichen Heimathafen beordert werden" dürfte nicht fundamental sein. Vor allem werden diese Leute nicht nur beruflich sondern primär privat (der verzichtbare Privatverkehr, die SO 15.6.2018 titelt "Mehr Fahrten zum Spass", ich nenne es wissenschaftlich Suchtverhalten, das mehr als die Hälfte des Verkehrs ausmacht) verkehren (nicht via Glaskabel). Das heisst, Sie schaffen so bloss zusätzliche neue Ballungsräume, aus denen man dann erneut zu flüchten sich veranlasst sehen dürfte hin zu den Lebensgebieten mit Lebensqualität; übrigens, so ergeht es nicht nur uns sondern allen Wildtieren inklusive Insekten, sie wissen tendenziell nicht mehr wohin, suchen Zuflucht, Asyl im eigenen Land – das, was ich für Chronischkranke am meisten beklage seit Jahren, aber trotz Krankenkassenleidens(kosten)explosion scheint sich echt niemand für meine "mit sehr wenig Aufwand sehr viel bewirken"-Lösung zu interessieren.
Wenn das Verursacherprinzip gelten würde, würde menschen-/umweltfreundliches Verhalten belohnt, nur so kämen wir zu gesunden Regeln: Wenn beispielsweise diejenigen, die kein Auto haben, keinen Lärm verursachen etc. daraus die Belohnung bekämen, analog auch keine Abgase und Lärm erleiden zu müssen beim Wohnen. Heute ist es praktisch umgekehrt, wer durch Umwelt-Rücksichtslosigkeit viel verdient, residiert an den unversehrtesten Örtlichkeiten.
Ich kann nur immer wieder auf meinen "Gesundheitstourismus auch für Einheimische – Vorbild für die Welt" verweisen.