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«Luag emal Ätti – I han a Knocha gfunda!»

Zwischen dem Fussballplatz und der Kirche in Fideris tollten Kinder auf einem Baustellenaushub herum. Neben Regenwürmern und Erde entdeckten sie plötzlich uralte Knochen.

11.11.19 - 15:51 Uhr
Leben & Freizeit
Auf einem Baustellenaushub neben der Kirche in Fideris entdeckten Kinder plötzlich menschliche Knochen.
Auf einem Baustellenaushub neben der Kirche in Fideris entdeckten Kinder plötzlich menschliche Knochen.
SYMBOL

Kinder machten in Fideris einen gruseligen Fund. In einem Aushub zwischen dem Fussballplatz und der Kirche entdeckten Kinder menschliche Knochen. Wie alt die Knochen genau sind, kann nicht eindeutig bestimmt werden, sicher ist nur, dass die Knochen nicht aus den letzten Jahrzehnten stammen.

Identifikation gestaltet sich schwierig

Hintergrund des Erdhaufens sind Bauarbeiten rund um die Kirche Fideris. Für eine Erneuerung der Drainage rund um die Kirche fuhren vor rund sechs Wochen die Bagger auf. Bei der Baustelle vor Ort war unter anderem auch Christoph Walser. Er ist Leiter des Baubereich Bau- und Bodenforschung des archäologischen Dienstes des Kantons Graubünden. «Wir wissen, dass die aktuelle Kirche im Spätmittelalter entstanden ist und es ist davon auszugehen, dass bereits davor an der gleichen Stelle bereits eine Kirche stand». Deshalb begleitete er und sein Team vom archäologischen Dienst die Aushubarbeiten. 

«Bei solchen Aushubarbeiten ist die eindeutige Identifikation von teils stark fragmentierten Knochen schwierig. Die Aushube sind oft mit schlammigem Material verklebt und von pflanzlichen Wurzeln durchdrungen. Wenn grosse Schaufeln ausgehoben werden, kann es trotz grosser Sorgfalt vorkommen, dass noch ein Knochenfragment drinsteckt», sagt Christoph Walser weiter. 

Gemäss Augenzeugen vor Ort wurden aber nicht nur kleine Knochenfragmente, sondern ganze Oberschenkelknochen einer ausgewachsenen Person gefunden.

Aushub ist nun zugedeckt

Weshalb die verantwortliche Bauunternehmung den Aushub zwischen Fussballplatz und Friedhof anfänglich für jedermann zugänglich war, ist unklar. Seit wenigen Tagen ist der Aushub nun zugedeckt, «aufgrund der aktuellen Wetterverhältnisse», heisst es von Seiten der Bauunternehmung. 

Für den Vizepräsidenten der Gemeinde Fideris, Andreas Walli, ist das Nichtzudecken des Aushubes ein normales Vorgehen und auch, dass Kinder Knochenteile gefunden haben, empfindet er als unproblematisch. «Falls Kinder im Aushub dennoch ein Knochenstück finden, sehe ich die Eltern in der Pflicht mit den Kindern über die Geburt und den Tod zu sprechen. Es ist ja grundsätzlich nichts Schlimmes, was man dort findet», sagt Andreas Walli.

In rund ein bis zwei Wochen dürften die Bauarbeiten rund um die Kirche in Fideris beendet sein. Die ausgehobenen Knochen werden an gleicher Stelle wieder vergraben und können wieder in Frieden ruhen. (bae)

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SO schreibt:
Vizepräsident der Gemeinde Fideris, Andreas Walli: «Falls Kinder im Aushub dennoch ein Knochenstück finden, sehe ich die Eltern in der Pflicht mit den Kindern über die Geburt und den Tod zu sprechen. Es ist ja grundsätzlich nichts Schlimmes, was man dort findet».
Ich schreibe:
Wow, Herr Gemeindevizepräsident, ich finde es aber trotzdem eine Frage des Alters und der Umstände, wie man konfrontiert wird (mit Geburt, Tod, und dem das dazu führte), schliesslich gibt es ja auch noch den Jugendschutz. Ausserdem gibt es sogar nicht wenige Erwachsene, die sich mit dem Thema Tod nicht beschäftigen wollen oder wenn dann in einer, wie ich finde, unreifen delegierenden Art, so wie man vor allem früher es an die Obrigkeit Kirche delegierte bzw. einem von dieser befohlen wurde, die den Tod als ein Herrschaftsinstrument benutzt(e), wie ich finde. In heutiger Zeit sehe ich dies beispielsweise in der Palliative Care, die ihre Werbetouren sogar bis ins Altersheim Jenaz – das Sie sicherlich bestens kennen, Herr Gemeindevizepräsident – pflanzt (28. Mai 2019, um 20:00 Uhr).
Wenn also Sie, Herr Andreas Walli, so besonders fortschrittlich sein wollen, wie es gemäss Zeitungsartikel scheint, dann bitte ich Sie, das erst recht punkto Selbstbestimmung der Menschen im Sterben zu belegen und beispielsweise in "Ihrem" Altersheim Sterbehilfe zur freien Wahl zu stellen. Denn dass man Menschen – sofern sie in Ihrer gewohnten Umgebung sterben möchten, was die Regel sein dürfte ¬ einzig Palliative Care anbietet, könnte nicht nur die Ruhe der Verstorbenen, sondern auch jene der Angehörigen stören: Den verletzlichsten Augenblick in Leben eines Menschen, das Sterben (Art und Weise), einem Menschen aufzuoktroyieren, zusätzlich ihm den eh schwersten Abschnitt noch schwerer zu machen, finde ich das Schlimmste. Sogar zum Tode Verurteilten gibt man mehr Empathie, Beispiel Henkersmahlzeit bzw. letzter Wunsch.
Was offenbar vielen nicht bewusst ist, dass der Tod mit langdauernden, schweren Symptomen verbunden sein kann (das Ideal, man möchte am liebsten so sterben, indem man normal einschläft und einfach nicht mehr erwacht, dürfte leider eher selten eintreffen), sprich: wozu noch einige Tage oder Wochen herausschinden, die die Hölle sind, man wohl eh nicht mehr sich selbst ist?
Jeder Mensch soll über die Art und Weise seines Todes selbst bestimmen dürfen, das heisst: will ich Palliative Care (das für mich unnötiges Leiden durch Symptome, durch Ortswechsel und durch das Sichselbstverfallensehen, was insbesondere für das weibliche Geschlecht tragisch sein dürfte, darstellt) oder will ich Sterbehilfe (das dem sanften Ideal am nächsten kommt). Jeder soll wählen dürfen, jeder soll seine Meinung sagen dürfen. Und wenn gewisse Ärzte mir sagen "Sie dürfen Ihre Geburt nicht wählen, deshalb dürfen Sie logischerweise auch Ihren Tod nicht wählen" oder "Wegen Angehöriger dürfen Sie die Art Ihres Todes nicht wählen", dann sage ich: Wer ist hier das Opfer, der einzige Schwache: der Sterbende oder die gesunden/starken Angehörigen oder die starke Kirche? Die Elefantenherde jedenfalls richtet sich nach dem Schwächsten, and so do I! "Geliebt wirst du einzig, wo schwach du dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren."―Theodor W. Adorno. Fremdbestimmung, etwas erdulden müssen, das man nicht will, nicht erträgt, gibts in unserer Welt eh mehr als genug.
So viel zum Thema Offenheit, "man kann ja darüber reden, es ist nichts Schlimmes", gell, Herr Walli – und ich wende mich sogar nur an Erwachsene. Umso mehr mag man mir meine Meinungsäusserung erlauben.
Übrigens: Einige wichtige Aspekte habe ich hier noch nicht mal erwähnt, vermutlich weil man in unserer Meinungsfreiheit (oder, ähem… Somediafreiheit) leider doch nicht so frei ist, wie einem oft der Anschein erweckt wird?

Altersheim Jenaz, 7233 Jenaz

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