×

WC-Mangel auf der Fronalp stinkt Wirt und Gemeinde

Christian Drescher, der neue Besitzer des «Stockhaus», ist stinksauer, weil es auf der Fronalp wegen fehlender Toiletten stinkt. Die Gemeinde sieht ebenfalls Handlungsbedarf.

Südostschweiz
09.10.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ihm stinkts: Christian Drescher will auf der Fronalp nicht mehr länger sein privates WC den Touristen zur Verfügung stellen.
Ihm stinkts: Christian Drescher will auf der Fronalp nicht mehr länger sein privates WC den Touristen zur Verfügung stellen.
SASI SUBRAMANIAM

von Martin Meier

Der Blick ist einzigartig – hinab auf die Linthebene, hinein ins Klöntal, hinauf auf den Tödi. Und vor Ort lockt ein Biker- und Wanderparadies. Trotzdem hätte das Urteil über das Gebiet rund um die Fronalp damals schlechter nicht ausfallen können: «Arschlochweg, Arschlochalpen», schimpft 2008 in der 3+-Kuppelshow «Bauer, ledig, sucht» die Zürcherin Sandra. Für die Hoffrau von Älpler Michael war allerdings damals, wie sie im Fernsehen preisgibt, wenigstens das WC «kein Problem».

Alle Toiletten sind wegen zu geschlossen

Ein solches Problem gibts aber heute: Früher lockten auf dem Hochplateau oberhalb von Mollis noch das «Alpenrösli», das «Naturfreundehaus» und das «Stockhaus» zur Einkehr – vor allem aber auch mit stillen Örtchen, auf denen man sein Geschäft verrichten konnte. Genau das geht heute nicht mehr. Sämtliche Gastrobetriebe sind geschlossen.

Drescher beschwert sich in einem Brief

Der WC-lose Berg stinkt vor allem einem: Christian Drescher, der das «Stockhaus» derzeit zu einem Berggasthaus umbaut, das dereinst als Ganzes gemietet werden kann. In einem Brief bittet Drescher Gemeindepräsident Thomas Kistler, «diese unhaltbaren Zustände baldmöglichst zu verbessern».

Damit stösst er bei der Gemeinde Glarus Nord jetzt auf offene Ohren: «Wir haben die Problematik erkannt», erklärt der Kommunikationsverantwortliche Andreas Neumann. «Wir wissen, dass für Toiletten im wahrsten Sinne des Wortes ein Bedürfnis besteht.» Die Gemeinde habe deshalb mit den Leistungsträgern, namentlich dem Verein Glarus Nord Tourismus, Kontakt aufgenommen, um die Situation abzuklären und nach Lösungen zu suchen. «Auf Mullern steht beim neuen Mullern-Beizli seit Kurzem eine Toilette zur Verfügung. Ebenso stellt der Skilift die Toiletten bei der Talstation zur Verfügung.»

«Das grenzt an Menschenwürde verachtende Respektlosigkeit», schrieb Drescher zuvor dem Gemeindepräsidenten. «Dass der Tourismusverantwortliche Touristen in die Region lockt, obwohl er weiss, dass kein einziges WC zur Verfügung steht.» Ausser bei ihm, das aber privat sei, seit er das ehemalige Restaurant kaufte. Immer wieder kämen Frauen in Not zu ihm, Väter mit weinenden Töchtern, die dringend auf den Topf müssten, einmal sei es gar eine 16-köpfige Damenwandergruppe aus dem Aargau gewesen. So Drescher zuhanden des Gemeindepräsidenten weiter. Er habe jetzt aufgehört, seine WC-Touristen zu zählen.

«Die Mauer der Garage wurde zur ‘Velo-Piss-Station’»

«Andere verrichten ihre Notdurft einfach im Freien», sagt Drescher in seinem Brief weiter. «Die Mauer der Garage wurde zur ‘Velo-Piss-Station’. Und unzählige Häufchen mit herumliegendem, benutztem WC-Papier säumen mein Stockhaus.» Das Schlimme sei, dass er für diese «armen ‘Scheisser’» sogar noch Verständnis habe. «Für die herumliegenden, gebrauchten Tampons, die getrocknet wie tote Mäuse aussehen, eher weniger.»

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Wc's stehen bereit

Im Gebiet Mullern steht beim neuen Mullerä-Beizli sei einigen Wochen eine Toilette zur Verfügung, nach Bekanntwerden des Problems wurde zudem die Toilette bei der Talstation vom Skilift Schilt im Gebiet Fronalp geöffnet. Damit stehen in beiden Gebieten je eine Toilette zur Verfügung.
Für die touristische Entwicklung und damit Zukunft vom Gebiet Mullern-Fronalp arbeitet eine Projektgruppe. Die Vision steht fest, für Finanzierung und Umsetzung braucht es Zeit. Man wird darüber lesen.
Hannes Hochuli, Geschäftsführer Glarusnord Tourismus

Mehr zu Leben & Freizeit MEHR