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Werden die Davoser Stürmer wieder rocken?

Die Sportredaktion der Medienfamilie Südostschweiz blickt in einer vierteiligen Serie auf die Mannschaftsteile des HC Davos. Vertreter der Zeitungs-, TV-, Radio- und Online-Redaktion versehen diese mit Bewertungen von einem (=katastrophal) bis zehn (=meistertauglich) Steinböcken. In Teil 3 unter der Redaktions-Lupe: Der Sturm.

Südostschweiz
11.09.19 - 04:30 Uhr
Eishockey
Enzo Corvi (links) und Marc Wieser sind tragende Säuelen der Davoser Offensivabteilung.
Enzo Corvi (links) und Marc Wieser sind tragende Säuelen der Davoser Offensivabteilung.
KEYSTONE

Roman Michel (Zeitung Südostschweiz): 6/10 Steinböcke

Der nimmermüde Leitwolf Andres Ambühl, der spielintelligente Enzo Corvi und Zauberhand Perttu Lindgren – das Offensivpotential ist eigentlich vorhanden. Was dem HCD aber schon seit Jahren fehlt, ist ein echter Killer vor dem gegnerischen Tor. Einer, der ein Spiel auch mal im Alleingang entscheiden kann. Einer, der eine halbe Chance für einen Treffer braucht. Wer weiss: Vielleicht schlüpft einer aus dem neuen Ausländerduo Aaron Palushaj/Mattias Tedenby in dieser Rolle. Gespannt sein darf man auch auf Nando Eggenberger, der in Nordamerika deutlich an Masse zugelegt hat. Der Rest? Viel Durchschnitt. Die Torproduktion der Wieser-Brüder hat frappant abgenommen, bei Kessler, Hischier und Egli blieb der erwartete Durchbruch aus.

 

Jan Zürcher (TV Südostschweiz): 8/10

Letzte Saison steckte beim Rekordmeister der Wurm drin: Nicht nur im Tore verhindern, haperte es. Auch der Offensiv-Motor stockte gewaltig. Nur 121 Tore in 50 Spielen – so wenige waren es in diesem Jahrtausend in der Qualifikation noch nie. Jetzt bringen zwei neue, ausländische Stürmer aber Hoffnung auf Besserung. Aaron Palushaj und Mattias Tedenby können mit ihrem Tempohockey für viel Torgefahr im gegnerischen Drittel sorgen und auch Perttu Lindgren wird (hoffentlich), in seiner zweiten Saison noch seiner langwierigen Verletzung wieder mehr Punkte sammeln können. Denn für mich ist klar: Ein gesunder Lindgren ist etwas vom Besten, was es auf Schweizer Eis gibt – man wird ja nicht umsonst Liga-MVP (Saison 2015/2016).

 

Gian Andrea Accola (Radio Südostschweiz): 7/10

Klasse ist eigentlich vorhanden, die Frage bleibt: war das letzte Jahr ein zufälliger kollektiver Totalausfall? Oder haben die offensiven Leistungsträger allesamt einen Schritt rückwärts gemacht? Enzo Corvi muss der offensive Leader sein. Die nachrückende Generation um Hischier, Baumgartner, Herzog, Eggenberger und Meyer wird zudem sehr wichtig für den Erfolg des Teams. Und stete Unterstützung nach hinten wird entscheidend, da die Defensive im modernen Hockey ein Fünf-Mann-Job ist. Hier ist ein Paradigmenwechsel von Nöten. Lange konnte Davos defensive Mängel unter Arno Del Curto dank der potenten Offensive kaschieren. Vergangene Saison kam die Wahrheit schonungslos zum Vorschein. Weniger Tore zu kassieren, wird viel dazu beitragen, ob der HC Davos die Playoffs erreichen kann oder nicht. Es würde zudem viel Druck von den Stürmern nehmen, nicht in jedem Spiel vier oder fünf Tore schiessen zu müssen, um zu punkten.

 

Tobias Kreis (Südostschweiz Online): 8/10

In der Offensive verfügt der HCD über deutlich mehr Klasse, als viele meinen. Die Balance zwischen Künstlern und Arbeitern stimmt, der Tausch von Herzog gegen Pestoni hat dem Team gut getan. Lindgren und Corvi gehören zu den besten Spielern der Liga und dass beim 35-jährigen Ambühl das Alter nur eine Zahl ist, hat er an der WM gezeigt. Der aus Übersee zurückgekehrte Eggenberger übernimmt direkt eine Leaderrolle. Entwickelt sich das österreichische Center-Talent Baumgartner so weiter wie in der vergangenen Saison, wird er zum zusätzlichen Trumpf. Und wenn sich die beiden neuen Ausländer Palushaj und Tedenby als Glücksgriffe erweisen, kann die HCD-Offensive rocken.

 

Redaktions-Total Sturm: 29/40

Redaktions-Total Verteidigung: 20/40

Redaktions-Total Goalies: 22/40 

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Ich weiss nicht, weshalb alle immer von der schlechten letzten Saison sprechen. Schon den Titel 2015 hätte der HCD eigentlich gar nicht mehr holen dürfen. Und seither ging es jedes Jahr schleichend abwärts. Ich verstehe nicht, weshalb das niemand gemerkt hat, schon damals nicht. Spieler wurden jedes Jahr schlechter, wurden dann ersetzt, aber nicht durch stärkere sondern durch höchstens gleich starke zum Zeitpunkt des Abgangs. Soviel wir ADC zu verdanken haben, aber die letzten Jahre hat er schlicht und einfach versagt. Oder anders gesagt, er liess keine anderen Meinungen zu und das hat zum Kentern geführt. Um die Verteidiger hat sich seit Jahren niemand mehr richtig gekümmert, die Stürmer wussten nicht mehr wohin zu laufen und die Torhütersituation war eine Katastrophe. Van Pottelberghe wäre schon vor 2 Jahren sehr talentiert gewesen, hat aber nie die wirkliche Chance erhalten, sich durch zu setzen. Nachdem viele Spieler in der Vergangenheit wegen Del Curto nach Davos gekommen sind, so haben in den letzten vier Jahren wegen Del Curto Davos verlassen oder hätten dies getan, hätte er nicht aufgehört.

Mit dem neuen Trainerstaff könnte sich nun wirklich alles verbessern, die Vorzeichen stehen gut. Wenn es gelingt, die neuen Ausländer einzubauen, den Eifer der Wieser Bros und von Ambühl zu wecken, die Centerposition zu stabilisieren und die Verteidiger richtig aufzustellen, dann hat es auch der Goalie leichter, vor allem leichter sich weiter zu entwickeln. Davos wird im Frühling mit Sicherheit nicht Meister, aber Davos wird mit Sicherheit auch nicht mehr in den Playouts mehr landen.

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