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Der gesunde Kanton soll gesünder werden

10 000 Franken pro Person und Jahr kostet die Gesundheit in Graubünden. Mehr soll es nicht werden. Deshalb gibt der Kanton jetzt Tipps fürs gesunde Leben.

Olivier
Berger
24.08.17 - 05:00 Uhr
Politik
Regierungsrat Christian Rathgeb beim Sport.
Regierungsrat Christian Rathgeb beim Sport.
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Die reine Zahl beeindruckt. Zwei Milliarden Franken betragen die kantonalen Gesundheitskosten jährlich. Dabei sind die Bündnerinnen und Bündner noch nicht einmal besonders ungesund. Im Gegenteil: «In den entsprechenden Umfragen schneidet Graubünden jeweils gut ab», sagt Regierungsrat Christian Rathgeb.

Mehr als eine Pflichtaufgabe

Dass Rathgeb und sein Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit jetzt trotzdem erstmals in der Geschichte ein «Leitbild zur Gesundheitsförderung und Prävention im Kanton Graubünden» vorlegen, hat seinen Grund. «Regierung und Grosser Rat haben es sich im Regierungsprogramm für die Jahre 2017 bis 2020 zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung des Kantons zu einem gesundheitsbewussten Verhalten zu motivieren», erklärt Rathgeb.

Für den kantonalen Gesundheitsdirektor Rathgeb sind Information und Prävention aber mehr als eine Pflichtaufgabe. Folgerichtig ist der nun veröffentlichte Leitfaden nicht von externen Experten verfasst worden. «Wir haben das Leitbild innerhalb der kantonalen Verwaltung erarbeitet», so Rathgeb. «Dies, weil sehr viel Wissen über bereits Bestehendes einfliessen musste; Externen hätte das gefehlt.»

Gute Tipps für jedermann …

Tatsächlich will der Kanton mit dem neuen Leitbild das Rad nicht neu erfinden. «Es gibt bereits seit einiger Zeit erfolgreiche Präventionsprogramme wie ‘Graubünden bewegt’ und ‘Bisch fit?’», erklärt Rathgeb. «Was bisher gefehlt hat, ist ein einheitliches Dach über all den Angeboten.» Mit dem Leitbild werde diese Lücke nun geschlossen. «Es fasst die Grundsätze der Gesundheitsprävention sowie die bestehenden Angebote beim Kanton und in den Gemeinden zusammen.»

Für Rathgeb ist wichtig, «dass das Leitbild auch für den Bürger einen Mehrwert bietet». «Es enthält deshalb viele Gedankenanstösse und konkrete Vorschläge, wie jeder Einzelne einen gesundheitsbewussten Lebensstil führen kann.» Tatsächlich sind die Bündnerinnen und Bündner quasi gesetzlich zum gesunden Leben angehalten – so jedenfalls will es das im Jahr 2016 verabschiedete Gesundheitsgesetz.

… und für die Politik

Das Gesetz nimmt allerdings auch die Gemeinden und Regionen in die Pflicht. So hält das Leitbild fest, diese müssten eine für die Gesundheitsförderung und Prävention zuständige Stelle bezeichnen. Dies sei zum Teil schon geschehen, betont Rathgeb. «Viele Gemeinden arbeiten in diesem Bereich sehr vorbildlich, das darf man ruhig auch einmal loben.» Ein Teil der heute bereits bestehenden Initiativen zur Gesundheitsförderung sei in den Gemeinden entwickelt und umgesetzt worden.

Das Leitbild will deshalb auch die Gemeinden und Regionen miteinander vernetzen. «Wenn eine Gemeinde sieht, was eine andere Gemeinde bereits realisiert hat, zieht sie vielleicht nach», so Rathgeb. Bei dem Papier bleibt es allerdings nicht: Alle zwei Jahre führt der Kanton ein grosses Forum zur Gesundheitsprävention durch. «Dieses erfreut sich bei den Gemeinden einer immer grösseren Beliebtheit», betont Rathgeb.

Nicht nur Kosten sparen

Gesunde Bürgerinnen und Bürger, initiative Gemeinden und Regionen: Eigentlich ist in Graubünden also alles zum Besten bestellt? «Wir haben noch Potenzial», betont Rathgeb. Dahinter stecken durchaus auch finanzpolitische Überlegungen. «Der Kanton hat die Kosten des Gesundheitswesens im Griff», sagt er. «Aber damit das so bleibt, können wir nicht nur bei den Behandlungen ansetzen und dort die Kosten tief halten.»

Deshalb appelliere der Kanton mit dem neuen Leitbild auch an seine Bürgerinnen und Bürger. «Jeder kann einen Beitrag leisten, damit wir alle gesünder leben», betont Rathgeb. In der Pflicht stehen laut dem Leitbild neben Bürgern und Politik auch die Schulen, die Arbeitgeber und die Gastwirtschaftsbetriebe.

Manchmal, sagt Rathgeb, reiche ein kleiner Anstoss, um die Menschen zu gesünderem Verhalten zu motivieren. Auf die Zusammenarbeit des Kantons mit den «Südostschweiz»-Wandertagen und der Aktion «66 plus» hin etwa habe er «so viele Reaktionen erhalten wie noch nie». Das Leitbild solle nun weitere Anreize schaffen – für ein gesünderes Graubünden.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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SO schreibt:
"«Wir haben noch Potenzial», betont Rathgeb."
Das finde ich äusserst understatementet.
"«Wir haben das Leitbild innerhalb der kantonalen Verwaltung erarbeitet», so Rathgeb. «Dies, weil sehr viel Wissen über bereits Bestehendes einfliessen musste; Externen hätte das gefehlt.»"
Ich erlebe im "meinem Alltag" seit Jahren zu Wissen führende Dinge, das aber offenbar diesen "Insidern" fehlt.
"Alle zwei Jahre führt der Kanton ein grosses Forum zur Gesundheitsprävention durch. «Dieses erfreut sich bei den Gemeinden einer immer grösseren Beliebtheit», betont Rathgeb."
Gemeinden? Mich jedenfalls hat noch keiner gefragt. Nicht nur ich prognostiziere imposante Steigerungen im Krankenwesen, Raten, von denen der Tourismus altbackener Prägung weiterhin nicht mal zu träumen wagen könnte.

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