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24 Fälle von Kindsmisshandlung in Graubünden

Die Zahlen der Schweizer Kinderkliniken in der Schweiz zeigen: Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz 1502 Fälle von Kindsmisshandlung registriert. 24 davon entfallen auf den Kanton Graubünden.

25.05.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Jeder Fall ist einer zuviel: 1502 Kindsmisshandlungen wurden 2018 registriert, 24 davon in Graubünden.
Jeder Fall ist einer zuviel: 1502 Kindsmisshandlungen wurden 2018 registriert, 24 davon in Graubünden.
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Auf den Tag heruntergerechnet werden in der Schweiz jeden Tag 4 Fälle von Kindsmisshandlung in einer Kinderklinik behandelt. «Das sind einfach zu viele Fälle», sagt Markus Wopmann, Leiter der Fachgruppe Kinderschutz und Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche des Kantonsspitals Baden. Zum zehnten Mal erfassten er und sein Team entsprechende Zahlen in der Schweiz und fassten sie in der nationalen Kinderschutzstatistik zusammen.

Mit Blick auf die Zahlen kann nicht die Rede von einer Erfolgsgeschichte sein. Nach Jahren der Zunahme scheinen sich die Fallzahlen auf hohem Niveau zu stabilisieren.

Vernachlässigung von Kindern in Graubünden

Von den rund 1500 Kindsmisshandlungen in der Schweiz entfallen 24 auf den Kanton Graubünden. Die Hälfte der Kindsmisshandlungen im Kantonsgebiet fällt unter die Kategorie der Vernachlässigung. «Darunter versteht man das Nichterfüllen der kindlichen Bedürfnisse. Dies können Mängel in der Fürsorge, Hygiene, Aufsicht oder Betreuung der Kinder sein», sagt Markus Wopmann von der Fachgruppe Kinderschutz gegenüber suedostschweiz.ch.

Während Vernachlässigung im Schweizer Durchschnitt ein Viertel der Kindsmisshandlungen ausmacht, sind es in Graubünden 50 Prozent. Aufgrund der geringen Fallzahl kann Wopmann über mögliche Gründe für diesen hohen Prozentsatz nur spekulieren.

Enge Zusammenarbeit mit der KESB

Wird ein Kind in der Schweiz misshandelt, wird regelmässig die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) eingeschaltet. Die Kinderschutzstatistik zeigt, dass die Kinderklinik in Chur regelmässig Kindsmisshandlungen der KESB meldet. «Während schweizweit nur jeder zweite Fall an die KESB rapportiert wird, meldet die Kinderklinik Chur neun von zehn Fällen. Wenn sich Eltern unkooperativ zeigen und jegliche Beratungen verweigern, werden zurecht die Behörden eingeschaltet», erklärt Markus Wopmann.

«Nicht einfach tatenlos zusehen»

Um die Zahl der Kindsmisshandlungen zu senken, möchte Markus Wopmann primär zwei Hebel in Gang setzen. Zum einen sollen Eltern lernen, wie sie schwierige Situationen verhindern können und wissen, wo sie Hilfe in Anspruch nehmen können, wenn kein Ausweg mehr in Sicht ist. Zum anderen appelliert Wopmann an die Zivilcourage eines jeden Nachbarn oder Angehörigen. «Wenn entsprechende Beobachtungen gemacht werden, sollen Eltern direkt angesprochen werden.» Die Hemmungen, dass man sich nicht einmischen möchte, seien verständlich, aber bei einem derart wichtigen Thema sekundär.

Wenn man überhaupt keinen Zugang erhält, steht es jeder Person in der Schweiz offen eine entsprechende Meldung an die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde zu machen.

In die nationale Kinderschutzstatistik 2018 gingen Daten von 20 der 31 Kinderkliniken in der Schweiz ein. Die 20 Kliniken decken rund 90 Prozent der registrierten Misshandlungen in Schweizer Spitälern ab. Die Kinderklinik in Chur ist die einzige Kinderklinik im Kanton Graubünden. Die 24 Bündner Fälle wurden folglich dort registriert. Die restlichen Kliniken liefern keine Daten.

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Bei den Zahlen handelt es sich nur um die registrierten Fälle. Natürlich sind es tatsächlich weitaus mehr. So kann aus den vorliegenden Daten keinesfalls geschlossen werden, es habe 2018 keine sexuellen Übergriffe auf Kinder gegeben.
Die vorgeschlagenen Massnahmen sind richtig, sie sollten meines Erachtens durch präventive Angebote erweitert werden.
Oft sind auch Täter Opfer gewesen und können sich nicht selber aus ihren negativen Verhaltensmustern befreien. Die Unterstützung muss in jedem Fall niederschwellig und so angstfrei wie möglich angeboten werden.

Unsauber recherchiert.
Der Journalist hätte nur den Polizeibericht 2018 hinzuziehen müssen um zu sehen, dass 19 Kinder sexuellen Missbrauch in Graubünden erleiden mussten, und fast achtzig Fälle von Kinderpornografie aktenkundig wurden. (Dunkelziffer ist viel höher.) Von 0 % sexuellem Missbrauch zu reden ist schlichtweg ein Blödsinn und schadet allen Bemühungen dem Thema, das leider Jahr für Jahr zunimmt - entschlossen entgegenzutreten.

Hier ein Auszug des Berichtes::
Gemäss dem Polizeibericht 2018 wurden in Graubünden 19 Widerhandlungen gegen Art. 187 StGB (Sexuelle Handlungen mit Kindern) und 78 Pornographiedelikte (Widerhandlungen im Sinne von Art. 197 StGB) bearbeitet. Im letzteren Fall handelt es sich hauptsächlich um Kinderpornographie. Die registrierten Fälle haben im mittelfristigen Vergleich zugenommen (von 2015-2018 beinahe eine Verdoppelung). Auch die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie vermeldet eine deutlich Zunahme (+10%) von registrierten Fällen von Kindsmisshandlungen. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass zum Beispiel in Deutschland jede/r Siebte bis Achte sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexueller Gewalt betroffen sind.

Es wurden vielleicht in der Kinderklinik Chur kein sexueller Missbrauch in GR registriert, doch der Bündner Polizeibericht 2018 sagt etwas ganz anderes aus:
19 Widerhandlungen gegen Art. 187 StGB (Sexuelle Handlungen mit Kindern) und 78 Pornographiedelikte (Widerhandlungen im Sinne von Art. 197 StGB) bearbeitet. Im letzteren Fall handelt es sich vor allem um Kinderpornographie. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass zum Beispiel in Deutschland jede/r Siebte bis Achte sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexueller Gewalt betroffen sind. Davon ausgehen dürfte die Dunkelziffer auch in Graubünden sehr viel höher sein, als die registrierten Widerhandlungen.

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