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Brückenabenteuer als Besuchermagnet

Bei Solis soll das Erlebnisportal «Aventura Alvra» entstehen. Das gegen sechs Millionen Franken teure Projekt soll ab 2021 jährlich 120 000 Besucher anlocken.

Jano Felice
Pajarola
20.03.19 - 21:04 Uhr
Tourismus
Links stabiler, rechts gewagter: Zu einer Kaverne im Soliser Felsen sollen zwei ganz unterschiedliche Hängebrücken führen.
Links stabiler, rechts gewagter: Zu einer Kaverne im Soliser Felsen sollen zwei ganz unterschiedliche Hängebrücken führen.
PRESSEBILD

Hängebrücken haben sich längst zu touristischen Hotspots entwickelt. Fotos in Sozialen Netzwerken wie Instagram belegen es mit reichen Klickzahlen. Auch im Gebiet Solisbrücke in der Gemeinde Albula/Alvra soll es bald ähnlich zu und her gehen – zumindest, wenn die Pläne des Projekts «Aventura Alvra» Realität werden. Gestern Abend wurden die Medien, später die Einheimischen über das von der Standortgemeinde, der Nachbarge-meinde Vaz/Obervaz und der Region Albula getragene Vorhaben orientiert. Das Wichtigste in Kürze: Östlich des bestehenden Restaurants «Solisbrücke» sollen ein Parkplatz für 120 Autos und ein Besucherzentrum entstehen; von dort aus würde eine erste, behindertengerecht ausgeführte und 120 Meter lange Hängebrücke hoch über der Albula und der Staumauer Solis direkt in eine Kaverne in der gegenüberliegenden Felswand führen. Aus der Kaverne wiederum ginge es über eine zweite, 240 Meter lange und nochmals deutlich abenteuerlichere Hängebrücke hinüber zur alten Solisbrücke, durchgehend 60 bis 80 Meter über der Schynschlucht.

Die Durchreisenden ansprechen

Als weiteres Element von «Aventura Alvra» und Endpunkt des Rundgangs würde der Gastrobetrieb der Familie Salzgeber um einen Marktplatz, eine Grillstelle und eine Spielwiese erweitert – zur Zielgruppe des Vorhabens gehören nicht zuletzt Familien, wie an der Medienorientierung betont wurde. Ansprechen wolle man einerseits die vielen Durchreisenden; im Schnitt passieren gemäss Projektplaner David Baselgia von der Firma Crestageo gut 7000 Fahrzeuge pro Tag die Kantonsstrasse bei der Solisbrücke. Aber auch die Gäste aus den umliegenden Tourismusdestinationen und die Einheimischen zählen zu den potenziellen Nutzern der geplanten Infrastruktur.

«Es sollte keine Kopie eines anderen Projekts sein», meinte gestern Jürg Gartmann von der ebenfalls in die Erarbeitung des Vorhabens involvierten Ingenieurfirma Alping.ch. Dafür sorgen sollen nicht nur die total 360 Meter Brückenabenteuer, sondern auch die erwähnte Kaverne, die als «pulsierendes Herzstück» Platz für 30 bis 50 Personen bieten soll und nach Bedarf unterschiedlich bespielt würde. Letztlich, so die Vorstellung der Initianten, soll «Aventura Alvra» das «schlummernde Potenzial» der Schynschlucht nutzen und dabei «Perlen» hervorheben, deren Leuchtkraft bis jetzt «kaum zur Geltung kommt».

Tor zum Albulatal aufwerten

«Das Projekt muss aber für die ganze Region sinnvoll sein, nicht nur für den Standort, das ist das oberste Ziel», so Baselgia. Mit dazu beitragen soll unter anderem eine Verkaufsfläche für regionale Produkte im geplanten Besucherzentrum, das notabene auch mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sein soll. «Das Tor zum Albulatal und zu Mittelbünden muss als Empfangsort für den Gast aufgewertet werden.» Die Vorstudie für «Aventura Alvra» finanziert hat die Region in Kooperation mit Partnern wie der Rhätischen Bahn und dem Parc Ela, Hilfe hat auch der Kanton zugesagt.

Die Realisierung der auf fünf bis sechs Millionen Franken geschätzten Infrastruktur soll dann aber nicht die öffentliche Hand finanzieren, sondern ein noch zu suchender Investor, wie gestern betont wurde. «Aventura Alvra» soll ein dank Eintritten, Merchandising und Gastronomie selbsttragender Betrieb sein. Erhofft werden mindestens 120 000 Besucher im Jahr und zehn zusätzliche Arbeitsplätze.

«Eine Superchance»

Einen ersten Entscheid wird die Gemeindeversammlung von Albula/Alvra Mitte Juni fällen: Nötig ist laut Gemeindepräsident Daniel Albertin eine Teilrevision der Ortsplanung. Die umweltrechtliche Bewilligungsfähigkeit ist gemäss den Initianten beim Kanton bereits abgeklärt – mit positivem Ergebnis. Sagt die Bevölkerung Ja zur Umwandlung in eine Tourismuszone, kann die Investorensuche starten. Ist diese von Erfolg gekrönt, folgt das Gesuch um die Baubewilligung; die Umsetzung der Pläne wird im Jahr 2021 erhofft. Das Vorhaben sei «eine Superchance», so Regionalentwickler Daniel Kunfermann-Maissen. «Ich bin gespannt, wie es vorwärtsgeht.»

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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