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Regierung gesteht Fehler ein

Die Diskussion über die Leitung des Bündner Kunstmuseums hat hohe Wellen geschlagen. Der Regierungsrat Martin Jäger hat am Donnerstagmorgen nun bekanntgegeben, wie die Causa Kunz weitergeht. Die Regierung setzt eine Co-Leitung mit Nicole Seeberger ein. Eine Premiere im Kanton.

Südostschweiz
27.07.17 - 10:32 Uhr
Politik
Hans Hatz, Martin Jäger, Nicole Seeberger, Stephan Kunz und Barbara Gabrielli vor den Medien (v.l.).
Hans Hatz, Martin Jäger, Nicole Seeberger, Stephan Kunz und Barbara Gabrielli vor den Medien (v.l.).
YANIK BÜRKLI

Der zwischenzeitlich abgesetzte Direktor des Bündner Kunstmuseums, Stephan Kunz, wird per sofort wieder eingesetzt. Er ist weiterhin für die Kuration neuer Ausstellungen und für die Pflege, Sicherheit und Erweiterung der Sammlung verantwortlich. Als Co-Leiterin setzt die Regierung Nicole Seeberger ein. Sie wird sich künftig um die administrative, personelle und kommunikative Leitung kümmern. Zudem ist sie im Rahmen der Sammlung für die Bereiche Wissenschaft, Dokumentation und Archiv verantwortlich. Alle beteiligten Parteien sind gemäss einer Mitteilung des Kantons mit dieser Lösung einverstanden.

Im Rahmen der Medienkonferenz gestand Regierungsrat Martin Jäger dennoch Fehler ein. Das Departement habe die Vorgänge im Bündner Kunstmuseum wie in jedem anderen Amt untersucht. Das Museum arbeite jedoch anders, als dies eine gewöhnliche Amtsstelle tue. Auf die Defizite, welche Stephan Kunz vorgeworfen wurden, wollte Jäger jedoch nicht weiter eingehen.

Das neue Führungsduo des Bündner Kunstmuseums. PRESSEBILD
Das neue Führungsduo des Bündner Kunstmuseums. PRESSEBILD

Am Donnerstagmorgen informierte Regierungsrat Martin Jäger zusammen mit allen Betroffenen und Beteiligten über die neue Lösung.

Die Presskonferenz im Livestream:

Die Causa Kunz

Am 14. Juni wurde bekanntgegeben, dass Kunz vom Direktor zum Hauptkurator des Bündner Kunstmuseums degradiert wird. Den Entscheid fällte Regierungsrat Martin Jäger. Er warf ihm Führungsschwäche vor. Diese Entscheidung führte zu einem Sturm der Entrüstung bei den Bündner Kunstschaffenden. In der Folge wurde mit Hans Hatz ein externer Berater beigezogen.

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In der Pressekonferenz wurde eine Lösung präsentiert, die vor allem das Gesicht derjenigen wahrt, die den Schaden angerichtet haben.
Eine Lösung, die u. a. sagt, dass die Verantwortlichen einen Direktor eingestellt haben, über dessen hohe Arbeitsqualität sie nicht auf dem Laufenden waren, bzw. die sie nicht einzuschätzen wussten und sich offensichtlich auch nicht die Mühe gemacht haben, sich vor einer derart gravierenden Entscheidung sorgfältig darüber in Kenntnis setzen zu lassen - denn Jaeger zeigte sich überrascht über die heftige Gegenwehr zu seinem Entscheid.
Eine Lösung, mit der der Kanton Graubünden es sich nun leisten kann, 2 Direktoren einzusetzen und vorher scheinbar nicht fähig war, strukturelle Probleme zu beheben, bzw. den Direktor damit alleine liess.
Eine Lösung, die nun vorschlägt, die administrative und künstlerische Leitung zu trennen, was implizit sagt, dass man den Direktor künstlerisch für fähig hält, als administrativen, bzw. finanziellen Leiter und kommunikativen Vertreter des Hauses jedoch nicht und somit eine Aussage darüber macht, wie die Machtverhältnisse intern künftig aussehen werden und somit nicht wirklich die Degradierung rückgängig macht. Es ist eine kosmetische Lösung.
Eine Lösung, die überdies keine Eskalationsstufe vorsieht bei Uneinigkeit und die somit einmal mehr an die Leitung allfällige künftige Probleme zurückdelegiert, die nicht in der Verantwortung einer Museumsleitung liegen.

An Geld für die Kultur kann es im Kanton Graubünden nicht mangeln. Wo sonst führt man einen Betrieb mit 11 Festangestellten mit einer gutbezahlten Co-Direktion. Ich glaube kaum, dass Hans Hatz in seiner Zeit als Bankratspräsident eine solche Lösung gebilligt hätte und mehr als nur erstaunt über eine Lösung, welche keine ist und wenn ja, nur eine schlechte politische. Ich bin gespannt auf den nächsten Akt in diesem Trauerspiel.

SO schreibt: Co-Direktorium? Premiere im Kanton?
Wenn das ein "gutschweizerischer Kompromiss" sein soll, finde ich ihn abverhäit.
Apropos "See-berger": Nicht nur jedem Seefahrer ist der Grundsatz bekannt: Es kann auf jedem Schiff nur einen Kapitän geben. Stellen Sie sich vor: Der Kapitän der Titanic entschied, auf den Eis-berg(er) zuzuhalten, und ein anderer Kapitän hätte das Gegenteil gewollt. So ist man doch handlungsunfähig, oder? Oder soll man dann bei diesen Höchstsalären "eine Münze werfen" fachkompetenzentwertenderweise? Das finde ich nicht nur eine Premiere im Kanton, sondern weltweit. Damit könnte man Schlagzeilen machen wie Bergün. Schilda GR wie es leibt und bebt.

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