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ein modernes Märchen

Des Königs neue Kleider

Als ich in der dritten, vierten Klasse das oben genannte Märchen kennen lernte, habe ich mich sehr geärgert. Was für eine dumme Geschichte! Wie konnten so viele Menschen auf einen derartigen Bluff hereinfallen?
Etwa zur gleichen Zeit, erkannte ich, in welche Richtung sich –die bildende Kunst- entwickelte. Ein paar Kleckse auf einer Leinwand, oder ein unförmiger Klumpen Knete, Skulptur genannt, reichten, um dafür einen Fantasiepreis zu verlangen.
Kunst sah für mich anders aus. Damals dachte ich, wenn der Künstler davon leben will, wird er seine Werke massiv ändern müssen, so einem Schwindel wird bestimmt niemand auf den Leim kriechen.

Mit den Jahren, habe ich erkannt, dass ich mich gewaltig geirrt hatte.

Die moderne Kunst, erzielt heute Höchstpreise. Superreiche überbieten sich ins Unendliche, um dann das erstandene Werk, an einem unbekannten Ort wegzuschliessen, damit es nicht abhandenkommt.

Die Architektur kreiert heute nur noch Wegwerf-Bauten, und in wenigen Jahren Abriss-Wohnungen, mit dem Charme eines Kühlschrankes. Erhaltenswertes war einmal.
Man stelle sich einmal die moderne Ortschaft vor, trostloser geht’s nicht mehr.
Die Fachwelt und die Medien, sind aber des Lobes voll, für jeden modernen Fremdkörper, der die Idylle eines schweizerischen Dorfes, „bereichert“.

Das Handwerk geht verloren, die Lehre ist nicht mehr in, heute muss man studieren.
Man bildet lieber jährlich 300 Archäologen aus, die sich dann um eine einzige Schweizer Stelle bemühen.

Die Arbeitsplätze werden mehr und mehr in die Agglomerationen verlegt, die Talschaften damit entvölkert, obwohl der Computer dezentrales Arbeiten möglich macht.

Die Naturschützer konzentrieren sich verbissen darauf, in unserer dichtbesiedelten Schweiz, die Grossraubtiere anzusiedeln. Um die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen, ist ihnen jedes Mittel recht, sie verdrehen die Fakten, sie verschweigen und verharmlosen. Das Ganze wird dann noch von den Behörden, mit Steuergeldern unterstützt.

Diese Liste könnte man beliebig fortsetzen.

Es fehlt überall an dem kleinen Kind, das der Menge zuruft: „Warum hat denn der König keine Kleider an?“

Annemarie Spescha Disentis

Annemarie Spescha
01.03.19 - 20:21 Uhr
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Disentis
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Sehr guter Beitrag da haben sie es voll getroffen.
Kommt dazu, dass jeder Gemeinde oder Stadtfunktionär eben gern ein "Denkmal" setzt und was aussergewöhnliches will. Dieses "Aussergewöhnliche" wird sehr oft nach der Einweihung bald zum Sanierungsfall. Wenn man nur etwas vernünftiger und praktischer bauen würde (wenigstens bei den öffnetlichen Bauten), könnte man ganz schön Geld einsparen. Aber es ist so, wie sie es schreiben, niemand wagt da was laut zu sagen.