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Kampf der Bands: Musikalisches Kräftemessen an Venezuelas Grenze

Das Ringen um die humanitäre Hilfe könnte den Machtkampf zwischen Präsident Maduro und seinem Gegenspieler Guaidó entscheiden. Am Wochenende droht der Showdown an der Grenze. Zuvor bringen sich die Kontrahenten schon einmal mit Musik auf Betriebstemperatur.

Agentur
sda
22.02.19 - 19:36 Uhr
Politik
Publikum mit venezolanischen Fahnen beim Benefizkonzert "Venezuela Aid Live".
Publikum mit venezolanischen Fahnen beim Benefizkonzert "Venezuela Aid Live".
KEYSTONE/AP/FERNANDO VERGARA

Jetzt sprechen die Gitarren: An der Grenzbrücke Tienditas zwischen Kolumbien und Venezuela haben sich die Gegner und Anhänger des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro einen musikalischen Schlagabtausch geliefert. Während auf der kolumbianischen Seite zahlreiche Musiker bei dem Benefizkonzert «Venezuela Aid Live» um Spenden für humanitäre Hilfe warben, forderten regierungstreue Sänger auf der anderen Seite der Grenze: «Hände weg von Venezuela».

Tausende Menschen jubelten am Freitag nahe der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta bekannten lateinamerikanischen Künstlern wie Luis Fonsi, Juanes, Maluma und Paulina Rubio zu. Mit dem Konzert wollten der britische Milliardär Richard Branson und die venezolanische Opposition um den selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó zehn Millionen US-Dollar an Spenden für die humanitäre Hilfe für Venezuela einsammeln. Mit weiteren staatlichen Hilfszusagen sollen innerhalb von 60 Tagen bis zu insgesamt 100 Millionen Dollar zusammenkommen.

«Ein Tag der Hoffnung»

«Menschen sterben jeden Tag in Venezuela, weil Medikamente fehlen. Das ist inakzeptabel», sagte Branson vor Beginn des Konzerts. «Heute ist ein Tag der Hoffnung. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass sich etwas ändert.» Den Auftakt zu dem Konzert machte die Sängerin Reymar Perdomo, die in ihrem bei der venezolanischen Diaspora sehr populären Lied «Me fui» (Ich bin gegangen) erzählt, warum sie ihre Heimat verlassen musste. «Wir wollen Freiheit für alle», sagte eine Besucherin des Konzerts. «Es lebe Juan Guaidó.»

Auf der venezolanischen Seite hielten Maduros Anhänger dagegen. «Alle Künstler auf der Bühne werden der Welt sagen, dass Venezuela frei und unabhängig ist», sagte der Regierungsfunktionär Freddy Bernal. In der Ortschaft Pedro María Ureña sollten venezolanische Rock-, Pop-, Reggaeton- und Salsa-Künstler auftreten.

Am Samstag wollen Tausende freiwillige Helfer die bereits in Cúcuta bereitstehenden Hilfsgüter nach Venezuela schaffen. Staatschef Maduro sieht in der humanitären Hilfe allerdings einen Vorwand für eine militärische Intervention in dem südamerikanischen Land und hat die Streitkräfte angewiesen, die Lieferungen nicht passieren zu lassen.

Guaidó rief die Soldaten dazu auf, den Befehl zu ignorieren und die Lieferungen durchzulassen. «Diese Hilfe kann Leben retten», schrieb er auf Twitter. Venezuela leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Aus Mangel an Devisen kann das einst reiche Land kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs einführen. Viele Menschen hungern und über drei Millionen Venezolaner haben ihre Heimat bereits verlassen.

Infektionskrankheiten breiten sich aus

Weil es an Medikamenten und finanziellen Mitteln für Präventionsprogramme fehlt, breiten sich zudem Infektionskrankheiten wieder aus. Laut einer in der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet Infectious Diseases» veröffentlichten Studie stieg die Zahl der Malariainfektionen von knapp 30 000 im Jahr 2010 auf über 411 000 im Jahr 2017. «Die Zunahme der Malariafälle könnte bald unkontrollierbar werden», warnte einer der federführenden Autoren der Studie, Martin Llewellyn von der Universität in Glasgow.

An den Hilfslieferungen könnte sich der seit Wochen tobende Machtkampf zwischen Maduro und seinem Gegenspieler Guaidó entscheiden. Gelingt es dem selbst ernannten Interimspräsident tatsächlich, Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel nach Venezuela zu schaffen und an die notleidende Bevölkerung zu verteilen, wäre das ein Coup. Gehen die Soldaten allerdings mit Gewalt gegen die Freiwilligen vor, könnte es Blutvergiessen geben.

«An alle Soldaten: Heute und morgen entscheidet ihr, wie ihr in Erinnerung behalten werdet», schrieb Guaidó auf Twitter. «Wir wissen bereits, dass ihr auf der Seite des Volkes steht, das habt ihr bereits klar gemacht. Morgen könnt ihr es beweisen.»

Auch auf der niederländischen Karibikinsel Curaçao und in Brasilien stehen zahlreiche Hilfsgüter bereit. Allerdings hat Maduro die Grenzen zu den Nachbarländern schliessen lassen. Medienberichten zufolge verlegten die Streitkräfte Truppen und Panzer an die Grenze zu Brasilien. Nach Angaben der Opposition kam es dabei zu Zusammenstössen zwischen Soldaten und Angehörigen des indigenen Volkes der Pemón. Zwei Indigene seien dabei getötet und rund ein Dutzend weitere verletzt worden, schrieb der oppositionelle Abgeordnete Americo de Grazia am Freitag auf Twitter.

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Unsere hochverehrten Qualitätsmediem – ja, was wären wir denn ohne die? – stellen wieder so ziemlich alles total auf den Kopf.
1) "Freiheit für alle" sei das Ziel in Venezuela. Dieses Ziel haben aber Chavez und Maduro sehr weit verwirklicht. Im Gegensatz zu den Hardcore-Kapitalisten US-Pinochet, US-Poroschenko, US-Bolsonaro etc. etc. – und nun eben der US-Putschist Guaido.
2) Dass der britische Milliardär Richard Branson behauptet, es sei nicht hinzunehmen, dass in Venezuela es an Medikamenten mangle – ist Branson nicht berüchtigt für seinen gesunden Menschenverstand? – da müsste er nicht gegen den Sozialisten Maduro (erstmals Sozialer Wohnungsbau für Arme) sondern gegen die USA-Milliardärsclique kämpfen, die haben nämlich seit längerem schon dafür gesorgt, dass Venezuela keine Medikamente mehr bekommt – vergleiche Irak (noch vor dem illegalen US-Angriffskrieg gegen Irak) als durch US-Boykott, was ja eben auch eine Art von Krieg mit Toten ist, etwa eine halbe bis eine Million Kinder starben und Madeleine Albright, damals US-Aussenministerin, vor laufender Kamera auf die Frage, ob das verhältnismässig sei, antwortete, ja, diese vielen toten Kinder hätten sich gelohnt.
DAS nennen wir unsere "Freunde", deswegen sehe ich für Europa – das noch nicht einmal das Allergrundsätzlichste der US-Kriegsvorbereitungen gegen Russland zulasten natürlich Europas, begreifen will, auch die verzweifelten Hilferufe Putins, des Opfers Russland, verhallen ungehört in Europa – dunkelschwarz.
https://www.infosperber.ch/Umwelt/Nationalrat-lasst-Revision-CO2-Gesetz…
Dass die "Aufrechterhaltung der Souveränität" Vorrang hat vor der Umwelt, scheint klar (auch wenn auf einem zerstörten Planet niemand souverän ist), bloss könnte es ein und dieselbe Partei sein, die beides anstrebt. Zudem müsste man erst mal wissen – und zwar korrekt – wer der Feind ist. Für mich nicht Russland (das selbst Opfer war im 2WK und ist), sondern jene, die uns Europäern nicht erst seit dem 2WK egoistisch mobbend soufflieren, Russland sei böse, dabei aber seit ihrem Bestehen (seit sie den ersten Fuss auf die Ostküste des Neuen Kontinents setzten) und zunehmend, in einem Totalitarismus/Kadenz andere verschlingen (via Finanzsystem, CIA, NSA, Militär), dass einem schwindlig werden könnte. Und für diese "Freunde" garantiert "US-Statthalter Macron des Neurömischen Grossreiches", Georgien die Souveränität (als ob je ein Land im Angesicht der USA souverän sein könnte). Was die Europäer tun, dürfte Hollywoodschocker übertreffen. Willy Wimmer veranlasste schon damals Helmut Kohl, aus einer US-Nato-Übung abzureisen, wo die USA Europa mit Atomwaffen zerstörten. Aber wen interessiert die blutige US-Historie? Wen interessieren US-Opfer wie Venezuela oder den Arzt Allende, lupenrein demokratisch gewählt in Chile und blutig ersetzt (am 9/11, es war ebenfalls ein Dienstag) durch den anerkannten US-Menschenrechtsexperten Pinochet.

Unsere hochverehrten Qualitätsmediem – ja, was wären wir denn ohne die? – stellen wieder so ziemlich alles total auf den Kopf.
1) "Freiheit für alle" sei das Ziel in Venezuela. Dieses Ziel haben aber Chavez und Maduro sehr weit verwirklicht. Im Gegensatz zu den Hardcore-Kapitalisten US-Pinochet, US-Poroschenko, US-Bolsonaro etc. etc. – und nun eben der US-Putschist Guaido.
2) Dass der britische Milliardär Richard Branson behauptet, es sei nicht hinzunehmen, dass in Venezuela es an Medikamenten mangle – ist Branson nicht berüchtigt für seinen gesunden Menschenverstand? – da müsste er nicht gegen den Sozialisten Maduro (erstmals Sozialer Wohnungsbau für Arme) sondern gegen die USA-Milliardärsclique kämpfen, die haben nämlich längerem schon dafür gesorgt, dass Venezuela keine Medikamente mehr bekommt – vergleiche Irak (noch vor dem illegalen US-Angriffskrieg gegen Irak) als durch US-Boykott, was ja eben auch eine Art von Krieg mit Toten ist, etwa eine halbe bis eine Million Kinder starben und Madeleine Albright, damals US-Aussenministerin, vor laufender Kamera auf die Frage, ob das verhältnismässig sei, antwortete, ja, diese vielen toten Kinder hätten sich gelohnt.
DAS nennen wir unsere "Freunde", deswegen sehe ich für Europa – das noch nicht einmal das Allergrundsätzlichste der US-Kriegsvorbereitungen gegen Russland zulasten natürlich Europas, begreifen will, auch die verzweifelten Hilferufe Putins, des Opfers Russlands, verhallen ungehört in Europa – dunkelschwarz.
https://www.infosperber.ch/Umwelt/Nationalrat-lasst-Revision-CO2-Gesetz…
Dass die "Aufrechterhaltung der Souveränität" Vorrang hat vor der Umwelt, scheint klar (auch wenn auf einem zerstörten Planet niemand souverän ist), bloss könnte es ein und dieselbe Partei sein, die beides anstrebt. Zudem müsste man erst mal wissen – und zwar korrekt – wer der Feind ist. Für mich nicht Russland (das selbst Opfer war im 2WK und ist), sondern jene, die uns Europäern nicht erst seit dem 2WK egoistisch mobbend soufflieren, Russland sei böse, dabei aber seit ihrem Bestehen (seit sie den ersten Fuss auf die Ostküste des Neuen Kontinents setzten) und zunehmend, in einem Totalitarismus/Kadenz andere verschlingen (via Finanzsystem, CIA, NSA, Militär), dass einem schwindlig werden könnte. Und für diese "Freunde" garantiert "US-Statthalter Macron des Neurömischen Grossreiches", Georgien die Souveränität (als ob je ein Land im Angesicht der USA souverän sein könnte). Was die Europäer tun, dürfte Hollywoodschocker übertreffen. Willy Wimmer veranlasste schon damals Helmut Kohl, aus einer US-Nato-Übung abzureisen, wo die USA Europa mit Atomwaffen zerstörten. Aber wen interessiert die blutige US-Historie? Wen interessieren US-Opfer wie Venezuela oder den Arzt Allende, lupenrein demokratisch gewählt in Chile und blutig ersetzt (am 9/11, es war ebenfalls ein Dienstag) durch den anerkannten US-Menschenrechtsexperten Pinochet.

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