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Kampfflugzeugbeschaffung

Am 19.07.2018it habe ich an dieser Stelle einen Leserbrief gegen den Kauf von Kampfflugzeugen für die Schweizer Armee geschrieben. Ich war sehr verwundert, als ich am 23.07.2019 ein dickes Couvert von einem gewissen Herr Divisionär Claude Meier erhalten habe.
Er sendete mir ein beinahe 200 seitiges Sammelsurium von z.T. abstrusen Argumenten warum die Schweizer Armee unbedingt Kampfflugzeuge kaufen sollte.
Herr Divisionär Meier ist nicht irgendein Offizier, nein, er führt als Chef des Armeestabes der Schweizer Armee im Departementsbereich Verteidigung die wichtigsten unternehmerischen Belange. Als Mitglied der Armeeführung ist er dem Chef der Armee direkt unterstellt. Er verantwortet die operationelle Umsetzung der politischen und militärstrategischen Vorgaben und Handlungsanweisungen. An der Nahtstelle der politisch-strategischen und operativ-taktischen Stufe ist er für die Entwicklung, Planung, Ressourcenallokation und Steuerung der Armee zuständig. Seit 2012 ist er Chef A3/5, Unterstabschef Operationen und Planung.
Das Werk das er mir zustellte heisst „LUFTVERTEIDIGUNG DER ZUKUNFT“ Herausgeber ist das VBS, Redaktion: Expertengruppe „Neues Kampfflugzeug“ unter der leitung des Chefs Armeestab.
Das Werk ist im Internet unter https://www.vbs.admin.ch/de/verteidigung/schutz-des-luftraumes.detail.d… nachzulesen. Ich musste es nicht mehr lesen, denn das hatte ich längst getan. Herr meier hätte auch auf diesen Link verweisen können. Sparen Herr Divisionär, es sind Steuergelder die sie da verschicken.
Herr Divisionär Meier, für die Bündner Zeitung, muss es Balsam sein, wenn einer der allerhöchsten Offiziere Zeit aufwendet, diese Blatt inkl. Leserbriefe zu studieren. Für einen Bürger ist es eher beängstigend, wenn er weiss, dass die höchsten Offiziere ihre Zeit mit Leserbriefstoff um die Ohren schlagen. Ob über mich eine Fiche angelegt wurde werde ich schon noch rauskriegen.
Nun zum Werk an sich. Es geht der Spruch um; Jeder Umfrage, Studie, Theorie kann man nur dann glauben, wenn man sie selber gefälscht hat. Jüngstes Beispiel, die Diesel-, Abgas- resp. Schadstoffdebatte in Deutschland.
Die Argumente für den Kauf von Kampfflugzeugen im oben erwähnten Werk stammen aus der Zeit des Kalten Krieges. Jeder Konflikt in unserer Zeit wird auf viel perfidere Art ausgetragen. An erster Stelle will ein Gegner sicherstellen, dass die Luftüberlegenheit über einem Konfliktgebiet, auf welche Art auch immer, zu seinen Gunsten erzwungen wird. Der effektivste Weg ist die Erklärung der Flugverbotszone.
Das wäre im Falle eines Konflikts in oder um die Schweiz der Fall. Kein Gegner würde es dem anderen erlauben, die Schweiz als Umgehungsgebiet zu benützen. Damit ist Ihre Luftwaffe bereits Makulatur. Eine weitere Option wäre, dem Gegner jegliche Infrastruktur im Bereich Flugplätze der Schweizer Armee zu zerstören. Wie das so gehen würde hat Präsident Trump in Syrien in 20 Minuten auf dem Militärflugplatz asch-Schaʿirat mit 59 Tomahawks demonstriert, wobei der Angriff mit den beteiligten noch abgesprochen war. Kein Flugzeug war damals aufgestiegen. Keine Flugabwehr eingesetzt. Es gibt ebenfalls Es gibt viele Argumente, warum ein Kampfflugzeug in der heutigen Zeit nutzlos ist. Nicht einmal im Luftpolizeilichen Einsatz ist es zu gebrauchen. Jüngstes Beispiel, die Österreichisch Luftwaffe versucht seine Eurofighter wieder loszuwerden. Der Eurofighter hält so wenige Versprechen wie ein Diesel Auto Euro-Norm 6. Für die Luftpolizeilichen Aufgaben werden wenige kleine Flugzeuge aus schwedischer Produktion ausreichen. Ich möchte den Mann kennenlernen, der den Abschussbefehl für ein Passagierflugzeug erteilt. Da haben wir ja Beispiele genug, Ostukraine, Russland etc.
Was uns aber helfen kann, ist eine Boden-Luftabwehr die aus allen Rohren, mit allen Kalibern und allen möglichen neuesten Systemen besteht.
Ich bin nicht gegen die 8 Mia., die zur Verteidigung des Schweizer Luftraums aufgewendet werden sollen. Ich bin gegen den unnützen Kauf von Kampfflugzeugen für diese Aufgabe.
Was wir beim Kauf von Rüstungsgütern unbedingt beachten sollten ist die Verknüpfung von wirtschaftlichen und politischen Bedingungen die aus unserer Feder stammen. Diese Bedingungen müssen in höchstem Masse für unser Land von Vorteil sein. Keine Kompromisse und Hintertürchen. Knallhart und keine faulen Kompromisse. EU-Länder die an unseren Ausschreibungen teilnehmen wollen müssen nach unserer Geige tanzen, bedingungslos und kontrollierbar. Auch muss das Parlament jederzeit Einsicht in die laufenden Verhandlungen haben. Deutsche Verhältnisse sind nicht zulässig. Länder die in irgendwelche Konflikte verwickelt sind ( Afghanistan Irak, Iran, Syrien, Jemen, Gaza etc. sind von der Offert-Stellung im Vorneherein auszuschliessen. Notfalls sind die Systeme selber zu entwickeln. Das wären Verteidigungswaffen, die dann auch exportiert werden könnten. Es käme der Schweiz gut an, selber wieder in die Hände zu spucken und die eigene Waffenindustrie zu stärken. Wo bleibt denn seit Jahren unsere Politik, die es der Wirtschaft bestenfalls erlaubt, nur noch bei anderen unter die Decke zu schlüpft, statt sich selber warm zu halten. Es war beim Projekt N1 wie beim P-16 genau gleich. Wir hätten im kalten Krieg keine Sperrholzflieger in England kaufen müssen, hätten wir unsere Industrie tatkräftig unterstützt.
Stimmbürger, erinnert euch am Tag der Abstimmung zum Kauf von Kampfflugzeugen daran, wir brauchen keine Spielzeuge für unsere Piloten und Generäle, wir brauchen eine schlagfertige Boden-Luft-Abwehr. Ein oder zwei Helikopter zum Transport der Gemahlinnen oder Geliebten der Generäle vom Eigenheim zum Golfplatz liegen bei 8. Mia. alleweil drin. Wenn die Herrschaften sich an der frischen Luft bewegen, kommen sie weniger auf dämliche Rüstungsideen und können anschliessend im Gartenrestaurant noch die Leserbriefe der SOS oder Bündner Zeitung studieren.

Theo Hess
08.02.19 - 15:00 Uhr
Leserbrief
Ort:
Landquart
Zum Artikel:
Mein Leserbrief vom19.07.2018
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Alle (selbst Militärpiloten) wissen es, dass wir keine Flugzeuge brauchen, aber ich mag den Piloten ihr Hobby als Freizeitpilot schon gönnen. Aber reichte es denn nicht sich ein paar UL anzuschaffen für ein bisschen alljährlichen Firlefanz über Davos?

Grandios, meisterhaft, Theo Hess, wie Sie die Generalität vom Schlachtfeld fegen. Noch viel weniger könnten diese "Strategen in Uniform" vor einem äusseren Feind bestehen, wie man unschwer beschwerlich zu schlussfolgern sich bemüssigt sehen könnte.

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