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Tantra mit Huonder: Ein Blitzlicht.

Es ward kürzlich in der Leserbriefspalte der «Südostschweiz» zu lesen: Herr W. aus Z. bietet Herrn Huonder, seines Zeichens in etwa der siebenundachzigste Bischof zu Chur , eine Einladung zum Tantra Vortrag an. Hintergrund: Herr W. aus Z. ist mit dem keuschen Lebenstil, welcher der Churer Bischof zum Jahresbeginn erneut ausruft, einfach nicht zufrieden. Das sei doch völlig unzeitgemäss, so der vermutete Renter, und trüge nicht gerade zum besseren Umgang der Priester mit der anvertrauten Jugend bei. Recht hat er – wahrscheinlich – wenn auch etwas gar kausal gedacht. Auf jedenfall lobt Herr W. all die möglichen Berührungsoptionen der Menschen untereinander in den Himmel und plant bereits ein öffentliches Referat in Chur. Das Manuskript dazu sei verfasst, nur seien noch keine Räumlichkeiten gefunden (wen wunderts, Kirchgemeindehäuser werden ob der Anfrage kaum erfreut sein!). Thema: Tantra, sinnliche Berührungen und deren Mehrwert für alle Menschen. Meine Herren, man stelle sich die beiden im gepflegten Austausch einmal vor: Huonder frönt dem Verzicht, sprich sieht diesen als leiblichen, selbstbeherrschten Akt der Liebe, während Herr W. aus Z. im dörflichen Wellnesstempel der Sinne sprichwörtlich die Glocken läuten lässt. Wie Altmeister Hegel diese beiden Positionen in einer Synthese aufzulösen vermocht hätte, würde mich interessieren. Was bleibt sind Fragen: Braucht die Welt den bischöflichen Rat zu weltlichen Themen? Muss der Gemeindesaal auch für Tantravorträge günstig zur Verfügung gestellt werden? Gibt es noch so etwas wie Privatsphäre? Könnten Zeitungen nicht auch Texte abdrucken, die mir zum geistigen Atmen dienen könnten?
Den beiden Mannen sei deren jeweilige Sicht auf die Welt vergönnt. Allen anderen auch. Und der Bündner Presse wünsche ich viel Substanz im neuen Jahr.

christian stalder
05.01.19 - 16:12 Uhr
Leserbrief
Ort:
zizers
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Offensichtlich hat die Südostschweiz Substanz, denn sie hat mutig meinen Leserbrief publiziert und Ihnen Herr Stalder mit Ihrem Kommentar ein „geistiges Atmen“ ermöglicht. Mit Ihrem Titel verfälschen Sie meine Aussagen aber sehr.
Sie unterstellen mir, dass ich wegen des Vortragthemas „Tantra, Berührungen und Sexualität“ noch keine Räumlichkeiten gefunden hätte. Ich habe noch gar keine gesucht Herr Stalder. Vielleicht bietet mir ja jemand in Chur oder andernorts eine Räumlichkeit an, weil sie die Wichtigkeit des Themas erkennen können und meinen Mut und meine Absicht, den Menschen einen Weg für einen liebevollen Umgang zu vermitteln, auch schätzen. Ich hoffe, dass viele Paare und Singels ebenfalls den Mut haben werden, meinen Vortrag zu besuchen, da Berührung und Sexualität leider noch immer ein Tabuthema ist. Haben Sie kürzlich den DOK-Film im Kino: „Female Pleasure“ gesehen? Er zeigt, dass es auf der Welt mit der Tabuisierung noch viel schlimmer ist, als ich bisher wusste. Darin spricht auch eine ehemalige Nonne Klartext über ihren erfahrenen Missbrauch im Kloster. Das Zölibat gründet ja auf der irrsinnig interpretierten Meinung der Kirche, dass die Frau unrein sei… wo ist da die Liebe?
Ich bin übrigens derselbe Mann, der vor Jahren an vielen Orten in Kirchgemeindehäusern und Gemeindesälen schon zum Thema „Die Macht der Gefühle“ referieren konnte und vielleicht werde ich den Vortrag an denselben Orten halten können.
Haben Sie sich schon einmal eine echte Tantramassage gegönnt? Ich meine nicht im Rotlichtmilieu, denn das sind keine Tantramassagen. Da wird dieser Begriff leider auch verwendet und so verfälscht. Wertvolle Infos finden Sie auf der Homepage des Fördervereins Tantramassage Schweiz.
Echte, absichtslose und achtsame Tantramassagen sind übrigens ein Akt der Liebe und das Herz tief berührend und können deshalb sehr heilsam sein… Da geht es um die Verehrung des Weiblichen und Männlichen und nicht um Machtausübung wie beim Klerus.

Allein schon der Gedanke, dass eine Spezies Mensch von sich behauptet "keusch" zu leben, mutet doch eher seltsam, ja gar weltfremd an. In Anbetracht der vielen Missbrauchsfälle und unehelicher Kinder dieser "Würdenträger" scheint mir, dass es diese Herren doch nicht so eng sehen mit dem Gelübde und der Wahrheit. Vorzugeben ein selbstbeherrschtes Leben zu führen ohne Sexualität , das mutet doch arg an Fabeln rund um Adebar als "Kinderlieferant".

Herr S., wenn Herr H. via Machtfülle öffentlich seine Lehre verbreitet, Herr W. ohne Machtfülle ähnliches via Zeitung(en) versucht, sei Letzterem das gegönnt.
Fürs "geistige Atmen" und Pressesubstanz notabene.

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