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Rapperswil-Jona will kein «eigenes» Glasfasernetz

Das Elektrizitätswerk Jona- Rapperswil will die Stadt mit einem modernen Glasfasernetz ausstatten. Dafür hat es über 3000 Haushalte befragen lassen. Das Ergebnis: Interesse ist zwar da, zum EWJR will aber niemand wechseln.

Südostschweiz
03.09.12 - 02:00 Uhr

Von Willi Meissner

Rapperswil-Jona. – Das Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil (EWJR) will den Anschluss nicht verlieren. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn das EWJR prüft, ob sich ein stadtweites Glasfasernetz für alle Haushalte und Unternehmen lohnen würde.

Dafür hat es Studenten der Fachhochschule St. Gallen mit einer Marktforschungsstudie in Rapperswil-Jona beauftragt. Das Ergebnis der Studie klingt auf den ersten Blick vielversprechend: Rapperswil-Jona liegt sowohl beim Interesse als auch bei der technischen Ausstattung über dem Schweizer Durchschnitt.

Leute halten Marktführern die Treue

Auf den zweiten Blick allerdings kommen die Studenten zu einem anderen Schluss. «Wir haben von der Investition in die Infrastruktur abgeraten», sagt Student Cornel Müntener.

Das Interesse an Diensten, die Glasfaser benötigen, sei zwar vorhanden. Es sei aber so, dass die Einwohner und Unternehmen in Rapperswil-Jona sehr treu an den Marktführern für Kommunikationsdienste wie Cablecom oder Swisscom hängen würden, so Müntener.

Für diese geringe Nachfrage würde sich laut Peter Müller, Coach der Studenten, die Investition des EWJR in ein eigenes Glasfasernetz kaum lohnen: «Wir sprechen hier von geschätzten Kosten im zweistelligen Millionenbereich.»

Ein zu hohes Risiko für das EWJR. Denn man müsse davon ausgehen, dass die grossen Anbieter künftig ebenfalls Glasfaser anbieten und die Einwohner laut der Studie sowieso kein Interesse an einem Anbieterwechsel hätten. Ausserdem würden die grossen Anbieter speziell in der Startphase oft «mit Dumpingpreisen herumfuchteln», um Kunden zu locken, so Müller.

Trotz dem Negativ-Fazit ist EWJR-Direktor Ernst Gossweiler froh über die Studie. «Wenn man als dritter Player neben Cablecom und Swisscom Kunden werben will, sollte man zumindest Respekt haben.»

Busskirch besonders technikaffin

Das EWJR ist nun froh, über die Marktsituation Bescheid zu wissen. «Aus der Analyse der künftigen Entwicklung konnten wichtige Schlüsse gezogen werden», sagt Gossweiler.

Auch das vierköpfige Studententeam sieht Möglichkeiten. «Dadurch, dass wir das Interesse in den einzelnen Quartieren untersucht haben, können Rückschlüsse gezogen werden, wo sich ein Glasfasernetz am ehesten lohnen könnte», sagt Projektleiter Raphael Hefti. Neben Müntener waren noch Eveline Forrer und Gilles Walz an der Studie beteiligt.

Die Studenten haben Rapperswil-Jona in vier Teile getrennt: Rapperswil, Jona, Busskirch und Lenggis. Insgesamt haben sie 3000 Haushalte sowie die Unternehmen in der Stadt befragt. Erfragt wurden einerseits das Interesse an Zukunftsdienstleistungen wie 3D-TV ohne Brille, Cloud Computing oder Internet-TV sowie die technische Ausstattung der einzelnen Haushalte – etwa mit Tablets, Smartphones oder WLAN-Routern.

Als «modernstes» Quartier entpuppte sich dabei Busskirch. «Sowohl Interesse als auch technische Ausstattung liegen hier markant über dem Schweizer Durchschnitt», sagt Hefti.

Rapperswil, Lenggis und Jona liegen relativ nahe am nationalen Schnitt, wobei Jona das Schlusslicht in der Stadt bildet. Elf lokale Grossunternehmen wurden nicht befragt, weil sie bereits selbst für eine Glasfaseranbindung gesorgt haben.

Studienarbeit für Preis nominiert

Das EWJR dürfte die Studie mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben. Die Studenten hingegen können sich freuen. Ihre Arbeit wurde für den WTT Young Leader Award nominiert. Am 25. September entscheidet sich, ob sie den Preis für ihre Marktforschungsstudie verbuchen dürfen.

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Eine Glasfaserverbindung im Gemeindegebäude in Rapperswil-Jona will man jedoch offenbar sehr wohl. Gerade beobachtet wie SD-Fiber dort Kabel verlegt hat. Hauptsache die Gemeindler haben schnelles Internet. Der Rest kann ja umziehen.

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