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Rund 90 Festnahmen bei Razzien gegen 'Ndrangheta

Dutzende mutmassliche Mitglieder der Mafiaorganisation 'Ndrangheta sind am Mittwoch bei einer internationalen Grossrazzia festgenommen worden. 90 Verdächtige wurden festgenommen.

Agentur
sda
05.12.18 - 15:14 Uhr
Blaulicht
Razzien gegen die 'Ndrangheta fanden auch in Deutschland statt.
Razzien gegen die 'Ndrangheta fanden auch in Deutschland statt.
KEYSTONE/EPA/SASCHA STEINBACH

Mehrere hundert Polizisten durchsuchten Gebäude in Deutschland, Italien, Belgien, den Niederlanden sowie im südamerikanischen Surinam. Koordiniert wurde die internationale Operation «Pollino» von der europäischen Justizbehörde Eurojust mit Sitz in Den Haag.

Diese erklärte, den Verdächtigen werde «Kokainhandel, Geldwäsche, Bestechung und Gewalt» vorgeworfen. «Heute haben wir eine klare Botschaft an kriminelle Vereinigungen in ganz Europa gesendet», sagte der Vizechef von Eurojust, Filippo Spiezia, auf einer Pressekonferenz in Den Haag. «Sie sind nicht die einzigen, die grenzüberschreitend arbeiten können.»

Vier Tonnen Kokain beschlagnahmt

Die Beamten beschlagnahmten den Angaben zufolge vier Tonnen Kokain, 120 Kilogramm Ecstasy und zwei Millionen Euro Bargeld. Die Durchsuchungen fanden unter anderem in italienischen Restaurants und Eiscafés statt.

Die Einsätze in Deutschland richteten sich nach Angaben der deutschen Behördenvertreter bei der Pressekonferenz gegen 47 Verdächtige. 65 Wohnungen, Restaurants und Büros seien durchsucht worden, vor allem in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Spiezia sprach von einem «nie dagewesenen und aussergewöhnlichen Ergebnis» des Einsatzes, der sich gegen «gefährliche Mitglieder der 'Ndrangheta-Familie» gerichtet habe, «die tief verwickelt sind in Drogenhandel und Geldwäsche».

Nach Angaben des niederländischen Staatsanwalts Fred Westerbeke begannen die Ermittlungen, nachdem bei zwei italienischen Restaurants im Süden der Niederlande der Verdacht von Geldwäsche aufgekommen war. Dabei seien kriminelle Verbindungen nach Deutschland und Kalabrien - der Heimat der 'NDrangheta - entdeckt worden.

Dank der weit verzweigten Verbindungen der 'Ndrangheta seien Drogen in die Häfen von Rotterdam in den Niederlanden und Antwerpen in Belgien geschmuggelt und von dort in ganz Europa weiterverkauft worden. Westerbeke sagte, es habe auch Razzien in Surinam gegeben, einer früheren niederländischen Kolonie in Südamerika.

In Belgien konzentrierten sich die Einsätze vor allem auf die Gegend um Limburg, einer Hochburg italienischer Einwanderer. Die in Italien Festgenommenen waren nach italienischen Angaben vor allem in der Gegend um die Stadt Reggio Calabria aktiv gewesen.

Weitere Aktionen geplant

Der italienische Anti-Mafia-Staatsanwalt Federico Cafiero De Raho sagte in Den Haag, die Einsätze würden das Drogenhändler-Netzwerk der «Ndrangheta auf der ganzen Welt beeinträchtigen. Doch dies sei "nur ein erster Schritt", fügte er hinzu. Die Festnahmen seien "nichts" für die »Ndrangheta, es müssten tausende Menschen festgenommen und Milliarden (Euro) beschlagnahmt werden".

Die europäische Polizeibehörde Europol sprach nach dem Einsatz von einem «bedeutenden Schlag gegen eine der mächtigsten italienischen kriminellen Netzwerke weltweit». Der aus Italien stammende EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani gratulierte der italienischen Polizei und erklärte: «Europa kämpft gegen die kriminellen 'Ndrangheta-Gruppen.»

Die «Ndrangheta hat ihren Ursprung im süditalienischen Kalabrien, aber die Organisation hat ihre kriminellen Machenschaften längst auf ganz Italien und ins Ausland ausgeweitet. In Italien hat sie den Mafiaorganisationen Cosa Nostra aus Sizilien und Camorra aus Neapel den Rang abgelaufen. Nach Angaben der italienischen Behörden ist die »Ndrangheta die einzige Mafiaorganisation, die auf allen Kontinenten präsent ist.

Der italienischen Polizei war erst am Dienstag ein Schlag gegen die sizilianische Mafiaorganisation Cosa Nostra gelungen: Sie nahm deren neuen Chef Settimino Mineo sowie mindestens 45 weitere Verdächtige fest.

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Tja, Diesbezüglich kann man auch nur sagen: Die Polizei schläft nicht, im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, welche ihre Klauen bis weit in Politik wie Wirtschaft ausgebreitet hat, und dabei Unsummen von Euros für Schmiergelder fließen lässt. Aber dies ist ja nicht erst seit heute oder gestern der Fall. In allen Bereichen der Wirtschaft, wie auch des öffentlichen Lebens, lässt sich doch von jeher, auf "ehrliche" Art und Weise, gut Geld machen. Und dabei sind mit Sicherheit die Damen und Herren in Streifenanzügen im Bereich der organisierten Kriminalität, bestens vernetzt, wie auch digital ausgestattet.

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