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Ferienwohnungen werden immer billiger und gehen doch nicht weg

Zwischen 8000 und 10'000 Ferienwohnungen stehen in der Schweiz Jahr für Jahr zum Verkauf. Seit Annahme der Zweitwohnungsinitiative 2012 ist die Zahl massiv angestiegen. Die Preise befinden sich dagegen seit einigen Jahren im Sinkflug. Das gilt besonders für einige Regionen im Kanton Graubünden.

Südostschweiz
04.11.18 - 13:54 Uhr
Tourismus

Ferienwohnung in den Bergen werden seit Jahren immer günstiger. Zwar gibt es regional mehr oder weniger grosse Unterschiede, grundsätzlich gilt aber in der ganzen Schweiz, das Angebot steigt und die Preise sinken. Schweizweit waren Ende September 9117 Zweitwohnungen auf dem Markt, allein 257 davon in Davos, wie die «Sonntagszeitung» in ihrer aktuellen Ausgabe schreibt. Zum Vergleich führt sie das Jahr 2003 an, damals waren schweizweit rund 3500 Zweitwohnung auf dem Markt.

Grund für das Überangebot sei zu einem grossen Teil die Zweitwohungsinitiative, die 2012 vom Volk angenommen wurde. In der Folge sei so ziemlich alles noch gebaut worden, was schon bewilligt war. Seither seien konstant zwischen 8000 und 10'000 Wohnungen auf dem Markt. Und, seit dem Jahr 2014 sind die Preise um Durchschnitt um rund 15 Prozent gesunken, wie die «Sonntagszeitung» die Immobilienfirma Wüest Partner zitiert, welche die Daten ausgewertet hat.

Verändertes Reiseverhalten

Doch selbst zu den immer tieferen Preisen ist es immer schwieriger Käufer für Zweitwohnung zu finden. Das liegt laut einem Immobilien-Experten der UBS unter anderem am starken Franken, der vor allem ausländische Käufer abschrecke. Jährlich gebe es auf dem Schweizer Markt etwa 500 Verkäufer mehr als Käufer aus dem Ausland.

Ein weiterer Grund für viele Verkäufe – und fehlende Käufer – sei das veränderte Reise- und Ferienverhalten, sagt der UBS-Experte. Viele Erben, die von den Eltern gekaufte Ferienwohnungen übernommen haben, würden diese zu verkaufen versuchen. Es sei heute sehr einfach überall auf der Welt eine Ferienwohnung zu mieten, weshalb die eigene, eher in der Nähe gelegene Wohnung an Bedeutung und Attraktivität verliere. Der Generationenwechsel sei einer der Gründe, warum das Angebot eher steigt sagt der Experte: «Deshalb dürfte das Potenzial für steigende Preise in touristischen Gemeinden beschränkt sein.» Kurz, die Preise für Zweitwohnungen dürften auch in Graubünden weiter eher sinken und das Angebot wachsen.

Wobei es wie gesagt regional deutliche Unterschiede gibt: für Zweitwohnungsbesitzer aus der Schweiz seien diese nämlich vermehrt Wochenend- statt Ferien-Domizil, sagt Immobilienmakler Sascha Ginesta in der «Sonntagszeitung». Dadurch sei die schnelle, einfache Erreichbarkeit von Bedeutung: «Deshalb funktioniert der Markt auf der Lenzerheide und harzt im Engadin. Das ist zu weit weg von den Agglomerationen im Mittelland.»

Oberengadin leidet besonders

Eine direkte Folge dieser veränderten Nutzung zeigt ein Blick auf die zum Verkauf stehenden Zweitwohnungen. Gemäss Wüest Partner stehen in den Gemeinden des Oberengadins 754 Zweitwohnungen zum Verkauf. 2003 waren es 447. Im Vergleich dazu haben diese Zahlen in anderen – näher am Mittelland gelegenen – Regionen von 522 auf 452 (Regionen Davos/Klosters) und von 298 auf 263 (Flims/Laax/Falera) abgenommen.

Ähnlich wie bei den Zweitwohnung sieht es laut «Sonntagszeitung» auch auf dem Häusermarkt in den Tourismusregionen aus. Im Bereich der Luxusimmobilien für die man zwei- (bis drei-)stellige Millionenbeträge hinblättern muss, werde es immer schwieriger, die gewünschten Preise zu erzielen. So habe etwa eine rumänische Familie die Chesa Miralago im Zentrum von St. Moritz zu rund einem Drittel des ursprünglich ausgeschriebenen Preises verkauft. Eine italienische Unternehmerfamilie habe den Verkaufsversuch nach zwei erfolglosen Jahren abgebrochen und für das teuerste Haus am Suvrettahang in St. Moritz, das «Lonsdaleite» (180 Millionen Franken), gibt es trotz einer weltweiten Promotionskampagne keine Abnehmer. Mit Minus 20 bis 30 Prozent verzeichnet das Engadin laut Makler Ginesta denn auch den grössten Preisrückgang. (ofi)

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Da fragt man wohl den unwichtigsten Makler in Bündnerland. In Zürich Top, in Graubünden Flop. Im Engadin wird gut verkauft, aber tatsächlich nur zum richtigen Preis. Weil man vor 5 Jahren utopische 20-30% mehr verlangt hat, heisst es nicht das die Transaktionspreise runter gegangen sind. Und Wüest Partner ist sicherlich eine gute Quelle aber registriert nun mal in Graubünden viel zu wenig Transaktionen um ein eindeutiges Urteil zu geben.

GR hat die Zweitwohnungsinitiative verflucht, aber sogar mit ihr bzw. Reduktion der Zweitwohnungen will die Ladenhüter tendenziell keiner mehr, Beispiel Vals.
Der Tourismus GR(F) macht aus meiner Sicht Kardinalfehler, gemäss HTW-Vortrag des Schweiz Tourismus-CEO gehe es aber nur noch um Nuancen (Bequemlichkeiten) statt wie ich behaupte um Inhalte, Essentielles:
Siehe meinen Kommentar:
https://www.suedostschweiz.ch/tourismus/2018-11-03/grosse-themen-kleine…

Das war zu kommen sehen, ist zum Teil gut so und diese Woche haben einige Grossräte versucht mit allen mittel die Rückzohnungen der Bauzonen in ihren Gemeinden zu verhindern (vermutlich wird halt div. Parlamentarier eigenes Bauland rückgezont). Aber es git eine alte Immobilienweist je weniger Bauland desto höher der Preis, dies ist noch nicht in Graubünden angekommen. Das ist nichts neues auch in anderen Sachen. PostAuto AG lässt grüssen, verabschiedet sich verm. langsam aus GR (nicht Griechenland).

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