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So können sich Städte gegen zunehmende Hitze wappnen

Grünflächen, Schattenplätze, Lüftungsschneisen: Mit diesen Mitteln können Städte dem Klimawandel entgegenwirken. Das zeigte ein Informationsabend an der Hochschule für Technik Rapperswil.

Linth-Zeitung
11.10.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Nur eine Massnahme: Dank schattenspendender Baumallee im Stampf in Rapperswil-Jona bleiben auch Stadtmenschen an Hitzetagen «cool».
Nur eine Massnahme: Dank schattenspendender Baumallee im Stampf in Rapperswil-Jona bleiben auch Stadtmenschen an Hitzetagen «cool».
GABI CORVI

von Gabi Corvi

Der Hitzesommer 2018 hat allen vor Augen geführt, dass der Klimawandel unser Leben zukünftig stark beeinflussen wird. Hohe Temperaturen und starke Trockenheit machen Landbevölkerung wie Städtern zu schaffen.

In vier aufschlussreichen Blöcken zeigten die Referenten Andrea Cejka, Heidi Berger, Cordula Weber sowie Thomas Stoiber an einem Informationsabend an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) auf, wie man das Stadtklima in Zukunft verbessern kann.

Wichtig seien aussagekräftige Analysen und griffige Strategien – insbesondere aber auch effektive Massnahmen und eine integrale Planung. Die Wirkung – beispielsweise mittels verbesserter Durchgrünung, Schattenplätzen oder offenen Wasserläufen als «cool spots» – ist am Ende für den Menschen entscheidend.

Gute Beispiele sind vorhanden

Thomas Stoiber vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich brachte es mit einer diesjährigen Sommer-Schlagzeile auf den Punkt: «Züri brännt!»

Aber nicht erst seit diesem Jahr nehmen die Hitzetage hierzulande zu. Auch 2003 und 2015 waren die Sommer äusserst heiss. In den Städten wirken sich die Hitzewellen aufgrund des sogenannten Wärmeinsel-Effekts, der die Luft bis zu vier Grad mehr aufheizt, besonders gravierend aus.

In den Städten wirken sich die Hitzewellen aufgrund des Wärmeinsel-Effekts, der die Luft bis zu vier Grad mehr aufheizt, gravierend aus.

Andrea Cejka, HSR-Professorin für Landschaftsarchitektur, brachte Vorzeigeprojekte aus Grossstädten mit, welche Abhilfe schaffen: Bordeaux mit einem dichten Netz an Strassenfluchten als Durchlüftungsschneisen, Würzburg mit seinen Freihaltezonen oder Paris mit seinem grünen Viadukt. Auch Kiesflächen oder Dach- oder Fassadenbegrünungen könnten dazu beitragen, das Stadtklima zu verbessern.

Referent Stoiber zeigte mit Bildern auf, dass es insbesondere in der Stadt Zürich und in den Agglomerationsgebieten punktuell ebenso gute Beispiele gibt: Pocketpark in Opfikon, Maaghof Zürich oder auch die «grünen» Gleise der Glattalbahn. «Verdichtung muss nicht zwangsläufig schlecht fürs Stadtklima sein. Das Lokalmanagement muss passen», so der Experte.

Wir müssen jetzt aktiv werden

Mit aktuellen Klimaanalysen, entsprechenden Karten und Klimaszenarien können die Wissenschaftler heutige und zukünftige Bereiche hoher Wärmebelastung aufzeigen. Ebenso werden Kaltluftentstehungsgebiete und wichtige Durchlüftungsbahnen aufgezeigt. Luftaustausch, Beschattung und Begrünung sind zunehmend wichtige Kriterien für die Wohn- und Aufenthaltsqualität der Menschen und sind darum in der Rauplanung und Siedlungsentwicklung zwingend zu berücksichtigen.

Sion, mit gemessenen 49 Hitzetagen im Jahr 2003, geht schon länger den Weg der «grünen und blauen Strategie». Wasser, Bäume und heller Bodenbelag sorgen hier auch im Hochsommer auf offenen Plätzen für erfrischende Momente. Es brauche noch mehr solcher Initiativen und die Öffentlichkeit müsse noch stärker sensibilisiert werden, waren sich auch Heidi Berger, HSR-Professorin für Raumentwicklung, und Cordula Weber von der Zürcher StadtLandschaft GmbH einig.

Der Bund hat nun in seiner Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (im zweiten Aktionsplan von 2018 – 2022) von 130 Projekten über 50 ausgewählt, welche näher geprüft werden. Die Referenten waren sich einig: Das zeige, dass der Klimawandel ernst genommen werde und die Herausforderung angepackt werden müsse.

Weitere Veranstaltungen zur Reihe «Stadtklima – quo vadis?» an der HSR: Mittwoch, 14. November, 17.15–18.45 Uhr, Thema Stadtgrün; Dienstag, 11. Dezember, 17.15–18.45 Uhr, Thema Wasserkreislauf

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