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In Glarus Nord wird der Griff ins Portemonnaie unumgänglich

Heute berät der Gemeinderat Glarus Nord das Budget für das nächste Jahr. Dabei wird er so gut wie sicher eine Erhöhung des Steuerfusses beantragen – unabhängig von jener, die es 2020 zur Sanierung der Lintharena braucht.

Marco
Häusler
12.09.18 - 04:30 Uhr
Politik
Glarus Nord braucht mehr Geld.
Glarus Nord braucht mehr Geld.
PIXABAY.COM

Die Bombe liess Gemeindepräsident Thomas Kistler am Montagabend ganz zum Schluss platzen. Denn eigentlich ging es in der Lintharena in Näfels hauptsächlich um Informationen zur ausserordent- lichen Gemeindeversammlung vom 28. September. An dieser wird unter anderem über den Kredit von 42,9 Millionen Franken beraten, der zur Sanierung mit gleichzeitigem Ausbau des Sportzentrums benötigt wird.

An diese Modernisierung der Lintharena soll Glarus Nord als Standortgemeinde maximal 18,41 Millionen Franken beisteuern. Um das finanzieren zu können, soll der Steuerfuss ab 2020 um 2 Prozent angehoben werden. «Das müssen wir haben», sagte Kistler, «sonst können wir uns das nicht leisten.» Und ein Steuerprozent entspreche ungefähr 600 000 Franken.

Doch Glarus Nord braucht mehr. Viel mehr.

Das Loch in der Kasse wächst

Kistler holte weit aus, bevor er die un-angenehme Nachricht verkündete – die da lautet: «Der Gemeinderat plant unabhängig vom Entscheid zur Zukunft der Lintharena für das Jahr 2019 eine Steuererhöhung.»

Beschlossen sei noch nichts, beeilte er sich anzufügen. Der Gemeinderat berate das Budget erst am Mittwoch, und natürlich werde es sich auch die Geschäftsprüfungskommission noch ansehen, bevor es der Gemeindeversammlung vom 23. November vorgelegt werde. Aber: «Der Gemeinderat rechnet mit jährlichen Defiziten zwischen 2,4 und 4,6 Millionen Franken.»

Das entspräche dann mindestens 4 bis fast 8 Steuerprozenten.

«Wir haben ein Problem»

Ganz so hoch wird der Antrag auf Erhöhung des Steuerfusses für 2019 wohl nicht ausfallen. Aber beim Ausholen zeichnete Kistler ein doch eher beängstigendes Bild. «Wir haben ein Problem», fasste er es zusammen. Es bestehe darin, dass seit der Fusion zur Grossgemeinde Investitionen aufgeschoben worden seien. «Verständlicherweise», fand Kistler, weil es zuerst um den operativen Aufbau gegangen sei.

Nun aber erfordere die Entwicklung der Gemeinde Investitionen, auch zur Beseitigung geerbter Altlasten. In Niederurnen und Näfels fehle Schulraum, die Wasserwerke müssten saniert, der Hochwasserschutz angegangen werden, nannte Kistler Beispiele. Zudem müsse beim jetzt schon knappen Personal wegen des Wachstums der Gemeinde mit weiterem Aufwand gerechnet werden, wobei das Wachstum nicht jene zusätzlichen Steuereinnahmen generiere, mit denen man gerne rechnen würde.

Nicht mit solchen Nachrichten gerechnet hatte das gut 50-köpfige Publikum. Davon vermutlich etwas überrumpelt, hatte es dazu keine Fragen mehr. Gestellt wurden diese zuvor aber zur Sanierung der Lintharena – um die es ja eigentlich ging.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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Wir haben ein Problem?
Ohne den Kauf der Linth Arena haben wir eines weniger.
Eigentlich sollte durch die Gemeindefusion viel Geld eingespart werden, wo ist das denn hin?

Liebe Bürger, geht an die GV und stoppt den Wahnsinn. Es ist euer Geld.

Nein zu diesem SGU Ausbau!!!!!!

Nein, meine ich ganz klar zu diesem Ausbau. Warum nein zu diesem Ausbau?
Der Ausbau in diesem Ausmass beinhaltet mit Steuergeldern Sauna, Hotel und 34 Grad Aussenpool. Es kann nicht angehen, dass dies dem Steuerzahler zugemutet wird. Es heisst Bestand halten und nicht ausbauen. Ich bin der Meinung, dass es weiterhin ein Schulschwimmen braucht und eine intakte Infrastruktur.
Deshalb würde ich ihnen Vorschlagen, das Ganze grossräumiger und weitsichtiger zu überdenken. Da unsere Oberstufenschulhäuser und diverse Infrastrukturen in die Jahre kommen wäre es nicht an der Zeit, eine Planung eines Oberstufenzentrums für Glarus Nord einzubeziehen sowie ein Busbahnhof. Die Gemeindekanzlei hätte auch Platz im neuen Oberstufenzentrum. Neue Turnhallen mit einem Schwimmbad gehören natürlich auch integriert.
Die frei werdenden Oberstufenschulräume könnten der Primarstufe zugeführt werden und unsere Kinder bis 12 Jahren könnten im eigenen Dorf zur Schule gehen. Die nicht mehr benötigten Räume und Schulhäuser der Oberstufe könnten veräussert werden und würden die Liegenschaften nicht mehr belasten und auch deren Unterhalt. Das neue Oberstufenzentrum könnte zu einem Bildungszentrum ausgebaut werden mit Musikschule, Sportschule etc. Der grosse Budgetposten Bildung könnte man somit optimieren.

Weiter müsste man sich überlegen, wird dieses SGU nach heutiger Planung gebaut sind in 25 Jahren Revisionen und Renovationen an, die alleine die Gemeinde Glarus Nord tragen muss. Wir reden dann wieder von einer Steuererhöhung ohne Kanton, der sich elegant verabschiedet hat. Für mich einfach eine kurzfristige Planung ohne Weitsicht. Offene Fragen sind sicher auch, wie ist der Erneuerungsfond der Rückstellungen? Wie hoch wird dieser sein bei anfälligen Renovationen oder benötigt es jedes Mal eine Steuererhöhung.
Noch etwas zum gewerblichen Nutzen. In dieser Grössenordnung der Ausschreibung wird vollumfänglich das Submissionsgesetz in Kraft treten. Das heisst, die Aufträge werden öffentlich ausgeschrieben und nur mit wenig Abweichung wird der günstigste zu Zug kommen. Ich bin mir nicht sicher, in welchem Umfang das einheimische Gewerbe zum Zuge kommt. Im Gegenteil, mit Steuergeldern das Hotel und Wellnessanlagen schaffen kann ja nicht die Lösung sein.
Für ein starkes Glarus Nord kommen Sie an die Gemeindeversammlung!!!
Stefan Gasser

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