Von der Absurdität, dass sich die USA als "Amerika" bezeichnet
Bei einer genauen Betrachtung wird klar, dass es absurd ist, wenn die USA als „Amerika“ und US-AmerikanerInnen sich als „AmerikanerInnen“ bezeichnen oder deren Aktivitäten in unseren Medien, heute gar vermehrt, als „amerikanisch“ bezeichnet werden - denn dies ist höchstens in einem anderen Sinn zutreffend !
Fest steht, dass es sich beim Begriff „Amerika“ nur um die Bezeichnung eines Doppelkontinents handelt, welcher aus Süd-, Mittel- und Nordamerika besteht. Auf dem Kontinent Amerika gibt es zusammen mit der USA über hundert Nationen mit sehr unterschiedlichen Kulturen, die 982 verschiedene Sprachen aus mehreren Sprachfamilien sprechen; es gibt weder „amerikanische“ Einheitssprache noch Kultur und hat sie auch noch nie gegeben.
In einer dekolonisierten, klaren Sichtweise - gerade auch auf Grund der modernen, internationalen Archäologie und Anthropologie - wird darum heute nur noch von „den Amerikas“ gesprochen. Spätestens seit den neueren Erkenntnisse über die präkolumbianische Zeit des Kontinentes Amerika vor 1491 wurde klar, dass die Amerikas schon Jahrhunderte vor deren Kolonialisierung durch die Europäer viele, weit entwickelte und faszinierende Hochkulturen hervorgebracht haben.
Hiermit ist klar, dass es eine eigentliche Absurdität ist, dass die USA „Amerika“ ist oder sein will, da die USA und die US-AmerikanerInnen unmöglich stellvertretend für sämtlichen, anderen Kulturen und Nationen des Kontinentes gelten bzw. sprechen können. Die synonyme Verwendung von „Amerika“ gleich USA hält sich hartnäckig schon seit der Staatsgründung der USA und deren Entwicklung zu einem grossen Global Player; heute umso hartnäckiger, wo von fragwürdigen, engstirnigen und oft verwirrten, US-amerikanischen Nationalisten lauthals und hegemonial - in Ausblendung der beschriebenen Tatsachen - „America first“ verkündet wird.
Der Gipfel dieser verzerrten Entwicklung ist allerdings, dass Europa und auch die Schweiz die USA („Amerika“) schon länger und trotz den extremen Vorgängen um die aktuelle Administration als eine eigentliche Lifestyle-Leitkultur angenommen zu haben scheinen und sich oft von US-amerikanischen, oft sehr einseitigen, polarisierten und sehr seichten Darstellungen von deren Werten und Lebensweisen überfluten und beeinflussen lassen - und so einen regelrechten, freiwilligen und grösseren „Kultur-Downgrade“ vollziehen. Diese Vorgänge um den Begriff „Amerika“ sind höchst verwirrend, erstaunlich und können nur entschieden und wiederholt klargestellt werden !
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Ich habe den Ausdruck …
Ich habe den Ausdruck "Amerika" schon immer nur im geografischen Sinne verwendet. Wenn ich von den USA rede, dann benenne ich sie auch so. Leider macht der Journalismus mit und gebraucht das Wort Amerika als Synonym zu den USA. Dieser Staat rückt sich auch selbst ständig in den Vordergrund und glaubt, die Erde sei ein Kaiserreich mit Hauptsitz in Washington.