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Was soll all das Plastik? Verlage werden genauer unter die Lupe genommen

Jeden Tag häufen sich in der Bibliothek neu angelieferte Medien: Bücher, Filme, Zeitschriften – das meiste davon in Plastik verpackt. Vor allem bei Büchern und Zeitschriften wird selten auf eine Folie verzichtet. Um dem Problem nachzugehen, habe ich Kontakt mit fast 50 betroffenen Verlagen aufgenommen. Was ich dabei herausgefunden habe, teile ich in diesem Beitrag.

Fachhochschule
Graubünden
10.08.21 - 15:14 Uhr
PIXABAY

An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.

von Sophie Afra, Lernende Fachfrau Information und Dokumentation

Meine Aktion für weniger Plastik

Wozu braucht man all das Plastik? Diese Frage habe ich den betroffenen Verlagen gestellt und Massnahmen für den Umweltschutz und weniger Plastikverbrauch gefordert. Die Rückmeldungen sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Einige Verlage kümmern sich bereits um das Problem, andere haben unseren Hinweis als Gelegenheit für neue Massnahmen genutzt. Von etwa der Hälfte der Verlage habe ich keine Rückmeldung bekommen. Im Rahmen dieser Aktion konnte ich mich mit Vertretern verschiedener Verlage austauschen und Recherchen zum Thema betreiben. Dabei habe ich viel neues gelernt.

Mehr als die Hälfte der angefragten Verlage reagieren nicht auf Beschwerden.
Mehr als die Hälfte der angefragten Verlage reagieren nicht auf Beschwerden.
Sophie Afra

Sind Plastikverpackungen wirklich nötig?

Während die Hefte der amerikanischen Zeitschrift «The Economist» ohne Verpackung über den Atlantik verschickt, behaupten vereinzelte Schweizer Verlage, ein Transport ohne Schutzfolie sei undenkbar. Da scheiden sich die Geister. Einige Verlage geben an, einem verpackungsfreien Versand bereits eine Chance gegeben zu haben. Das Resultat seien aber beschädigte Medien und verärgerte Kunden gewesen, weshalb man wieder auf den verpackten Versand umgestiegen sei.
Manche haben für das Problem einen Kompromiss gefunden: So verschickt zum Beispiel das «kjl&m» Magazin aus Deutschland ihre Hefte im Inland ohne Verpackung, ins Ausland, zum Schutz der Medien, jedoch mit Folie. Ich bin auch auf Verlage gestossen, die auf Wunsch der Kunden ihre Hefte ohne Verpackung zustellen, jedoch keine Haftung für allfällige Schäden übernehmen. Das Problem wird von den meisten Verlagen erkannt, aber sehr unterschiedlich gehandhabt.

Recyclebarer Plastik – die perfekte Lösung?

Im Zuge der Plastik-Aktion ist mir aufgefallen, dass oft Verpackungen aus recyclebarem Plastik verwendet werden. Dieser gute Ansatz ist allerdings zwecklos, wenn das Plastik nach Gebrauch nicht an eine Recycle-Stelle weitergegeben wird. Mit recyclebaren Verpackungen geben die Verlage den Ball also an ihre Kunden ab. Es liegt nun an ihnen, ob die Möglichkeit einer Wiederverwertung genutzt wird oder nicht.
Laut einem Bericht des Branchenverbandes «Plastic Europe» aus dem Jahr 2017, werden in der Schweiz allerdings weniger als 30 Prozent der verwendeten Kunststoffe rezykliert.

In der Schweiz hat man die Möglichkeit sowohl als Firma, als auch als Privatperson Plastik an Recycle-Stellen abzugeben. Ein Beispiel für eine solche Sammelstelle ist die Firma «Sammelsack». In einem Film auf ihrer Website erklärt sie, was mit dem gesammelten Plastik passiert.

Was ist mit dem Papier?

Im Rahmen meiner Untersuchung durfte ich ein sehr ausführliches Gespräch mit einem Vertreter des «Carl Hanser Verlages» führen. Er erklärte, dass der Plastikverbrauch bei grossen Verlagen keinen gravierenden Einfluss auf ihren ökologischen Fussabdruck habe. Viel problematischer sei die Papierproduktion. Dies hat sich durch einen Austausch mit der Nachhaltigkeitskommission der FH Graubünden und weitere Recherchen bestätigt:

Gemäss einer WWF Studie aus dem Jahr 2011 wurden zwischen 2000 und 2010 jährlich ca. 13 Millionen Hektar Wald gerodet. Ein Artikel der «Oro Verde» Tropenwaldstiftung bestätigt, dass sich bis heute nur wenig daran geändert hat. Von der Abholzung sind vor allem tropische Urwälder oder die Taiga auf der Nordhalbkugel betroffen. Ein Grund für die Rodung dieser Wälder ist unter anderem auch die Papierproduktion. Im «Papier Rategeber», einer Publikation der Organisation «EcoPaper», wird über Monokulturen schnellwachsender Bäume berichtet, die speziell für die Papierproduktion angebaut werden. Solche Baumplantagen sind unter anderem in Portugal zu finden, wo sie fruchtbare Ackerfläche besetzen und dem Boden und der Artenvielfalt schaden.

Aus diesem Grund konzentrieren sich einige Verlage eher auf umweltfreundliches Papier als auf den Plastikverbrauch. Wie viele Verlage sich allerdings für eine nachhaltigere Papierproduktion einsetzen ist unbekannt.

Die Bibliothek setzt sich weiterhin für Nachhaltigkeit ein und achtet auf einen möglichst umweltfreundlichen Umgang mit Plastikmüll. Weitere Informationen zu Nachhaltigkeit an der FH Graubünden findet Ihr hier.

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