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Master in Prokrastination

06.06.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY
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An der Fachhochschule Graubünden in Chur wird ausgebildet und geforscht. Gut 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog schreiben Studierende aus ihrem Alltag als Lernende, als junge Menschen und als Teil der Onlineredaktion von «suedostschweiz.ch».

Prokrastinieren – kennt Ihr den Begriff? Als Studentin bin ich Profi darin. Ja, zugegeben ich schiebe meine Aufgaben gerne auf. Wenn es einen Master darin gäbe, würde ich ihn wohl mit einem Wimpernschlag bestehen. Das Schlimmste daran – ist die Aufgabe nach langem Hin und Her erledigt, frage ich mich jedes Mal: Warum zum Teufel schiebst du es immer auf? Naja, mittlerweile habe ich resigniert und mein verkorkstes Verhalten diesbezüglich akzeptiert. Vielleicht ist es im Winter auch schlimmer als im Sommer – mir jedenfalls kommt es so vor.

Der Gipfel vom Eisberg

Mein Hang zum Aufschieben eskalierte letzten Mittwoch. Nachdem ich minutenlang vor meinem Computer ins Leere starrte, kam ich wieder zu mir. Ich musste lachen. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, was ich die letzten 20 Minuten eigentlich fabrizierte. Anstatt an meinem Proposal für die Bachelorarbeit zu schreiben, griff ich doch tatsächlich zum Ausguss-Stopfer. Wow! Genau richtig gehört – dieses Ding mit dem Holzstiel, das mit Unter- und Überdruck im Abfluss Verstopfungen löst. Da stand ich also – barfuss in der Badewanne mit dem Ausguss-Stopfer in der linken und mit kochend heissem Wasser in der rechten Hand. Hier muss ich noch erwähnen, dass die Vorbereitungen für die Mission schon am Morgen begonnen hatten, als ich Mutters Hausmittelchen in den Abfluss goss. Nun also schüttete ich das brennend heisse Wasser, gekonnt und ohne auf meine nackten Füsse zu tropfen, in den Abfluss. Ich setzte den Stopfer an und kam mir dabei richtig blöd vor. Blöd war auch, dass ich in der Badewanne stand und mir echt «gruusiges» Zeug entgegenkam. Es glurkste und fing mächtig an zu stinken. «Na toll», dachte ich mir. Als ich dann meiner Meinung nach genug gestopft hatte, zog ich den Stöpsel weg. Ein grosses Haarbüschel kam zum Vorschein. Naserümpfend entglitt mir ein lautes «wäääh». Nachdem ich den Übeltäter in der Toilette entsorgte und meine Füsse vom Schmutz befreite, setzte ich mich zufrieden vor meinen Computer und starrte eben ins Nichts.

Genug ist genug

Das war nicht das erste Mal, dass ich mich wie eine Verrückte in die Hausarbeit stürzte, um den Schularbeiten zu entfliehen. Meist sind es aber deutlich angenehmere Tätigkeiten. Dass ich lieber meinen stinkenden Badewannenabfluss reinigte, als mein Proposal zu schreiben, würde ich schon als «Next Level» bezeichnen. Und so sitzend auf meinem Stuhl leuchtete es mir dann auch noch ein – das geht so nicht. Nur noch zwei Tage bis zur Abgabe und ich – noch nirgends. Kurzerhand packte ich meine Sachen und fuhr in die Bibliothek. Das war wohl die beste Entscheidung des Tages. Erstmal angefangen, dauerte es nämlich nicht lange, bis sich die Seiten im leeren Word-Dokument füllten. Und wie immer kam am Ende der Gedanke: Warum immer diese Aufschieberei? Dafür habe ich bis heute keine Antwort. Bei der Arbeit im Büro bin ich überhaupt nicht so. Aber vielleicht liegt es einfach am «Studentendasein». Wer weiss. . . mein Proposal jedenfalls ist jetzt fertig und abgegeben.

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