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«Motorenblock» – das harte Training eines Langläufers

Südostschweiz
20.09.19 - 04:30 Uhr
PRESSEBILD
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Spitzensport – für die meisten Athletinnen und Athleten bedeutet dies harte Arbeit, Entbehrungen und eine grosse Portion Leidenschaft. Im Format «Sportlerblog» schreiben junge Bündner Sporttalente über ihren Weg an die Spitze.

von Marino Capelli

Für mich ist vergangenes Wochenende gerade die intensivste Phase der Sommervorbereitung zu Ende gegangen. Nachdem ich im Juli und August den Fokus auf das Volumen (Trainingsstunden) gelegt hatte, konzentrierte ich mich anfangs September ganz auf die Intensität. Wir Langläufer nennen die Wochen, in denen wir vier und mehr Intervalle haben, Motorenblöcke. Warum gerade Motorenblock? Weil das Ziel in diesen Wochen ist, den Herzkreislauf zusammen mit der maximalen Sauerstoffaufnahme voll auszureizen. Dieses System ist schlussendlich nichts anderes als unser «Motor».

Für die vergangene Woche hat mein Trainer nun einen solchen Motorenblock geplant. Dazu fuhr ich mit meinen Trainingskollegen nach Andermatt. Von Montag bis Sonntag stand jeweils ein Intervalltraining auf dem Programm. Für Motorenblöcke wählen wir Intervallformen zwischen drei und fünf Minuten pro Intervall. Die Wiederholungen liegen in einem Bereich, in dem wir gesamthaft auf ca. 25 Minuten «volle Pulle» kommen. Davor findet ein intensives Warmup statt, sprich zuerst laufen wir ein bisschen in Ausdauertempo ein, dann machen wir eine kleine Vorbelastung um unser Herzkreislaufsystem gut vorzubereiten.

Ohne diese Vorbereitung würde uns das Laktat bei der ersten Wiederholung so in die Muskeln einschiessen, dass wir nachher muskulär zu sehr gehemmt wären, um herzkreislaufmässig voll ans Limit zu gehen. Wieviel man vorbelastet, ist sehr individuell. Ich bin ein Athlet, der eher ein bisschen eine längere Aufwärmphase braucht. Die zweite Trainingseinheit am Tag ist normalerweise eher etwas Lockeres. Um Überbelastungen vorzubeugen, wechseln wir das Trainingsmittel für die Intervalle jeden Tag. So absolvieren wir Einheiten auf den Rollskis, Klassisch wie auch Skating, zu Fuss oder Stocklauf (ähnlich wie Nordic Walking).

Erste Standortbestimmung in Andermatt

Das Spezielle letzte Woche war, dass wir «nur» vier Einheiten als Intervalle gemacht haben, die restlichen drei Einheiten absolvierten wir als Rennen im Rahmen des Nordic Weekends. Das Nordic Weekend wird jeweils mitte September von Swiss Ski organisiert. Die gesamte Langlaufelite der Schweiz kommt an diesem Wochenende nach Andermatt, um ein erstes Mal wettkampfmässig gegeneinander zu laufen und somit einen ersten Leistungsvergleich zu erhalten. Dies kann unter Umständen hilfreich sein, um gewisse Korrekturen im Trainingsplan vor dem Winter anzubringen.

Am Freitag findet jeweils ein Skating Prolog statt. Da dieser nur etwa fünf Minuten dauert und wir somit noch nicht unsere 25 Minuten Belastungszeit hatten, liess uns unser Trainer unmittelbar nach dem Zieleinlauf nochmals ein Intervall machen. Am Samstag starteten wir zu einem Rollski Klassisch Bergrennen und zum Abschluss folgte ein Berglauf, der für mich gleichzeitig auch der Abschluss des Motorenblocks mit den sieben intensiven Einheiten war.

«Für Mehretappenrennen ist das eine gute Voraussetzung.»

Für mich lief das Nordic Weekend eher durchzogen. Im Prolog konnte ich eine neue persönliche Bestzeit aufstellen, im Klassisch-Rennen hingegen lief ich langsamer und im Berglauf kam ich annähernd an meine Bestzeit heran. Das Positive ist jedoch, dass ich gesehen habe, dass ich über sieben Tage hinweg sehr konstante Leistungen erbringen kann. Für Mehretappenrennen ist das eine gute Voraussetzung.

Nach dieser doch sehr intensiven Woche heisst es für mich nun erst einmal ein paar Tage regenerieren und mich möglichst gut erholen. Danach geht es langsam aber sicher schon wieder an den Feinschliff für die Wintersaison.

Der 23-jährige Davoser Marino Capelli ist Langläufer im U24-Kader von Swiss Ski. Seit er mit sechs Jahren mit dem Langlaufen begann, hat ihn diese Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Seit der Matura am Sportgymnasium Davos 2016 ist Capelli Profilangläufer. Für «suedostschweiz.ch» berichtet er in der Saison 2019/20 über seine Erlebnisse und Erfahrungen als Sportler.

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