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Ein Tag im Leben eines Spitzensportlers

Südostschweiz
31.01.18 - 15:09 Uhr
In dieser Eishalle in Helsingborg verbringt Mauro Lorenz viel Zeit. PRESSEBILD/SO
In dieser Eishalle in Helsingborg verbringt Mauro Lorenz viel Zeit. PRESSEBILD/SO

Spitzensport – für die meisten Athletinnen und Athleten bedeutet dies harte Arbeit, Entbehrungen und eine grosse Portion Leidenschaft. Im Format «Sportlerblog» schreiben junge Bündner Sporttalente über ihren Weg an die Spitze.

von Mauro Lorenz

«suedostschweiz.ch» begleitete Mauro Lorenz auf seinem Weg als junger Eishockeyspieler in Schweden. In regelmässiger Folge berichtete der 20-jährige Bündner in der Saison 2017/18 über die Ereignisse seiner Saison.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. So versuche auch ich, täglich kleine Rituale zu haben, die mir nicht nur ein gutes Gefühl geben, sondern mir auch dabei helfen, jedem Tag das Optimum herauszuholen.

Um 6.15 Uhr klingelt mein Wecker und ich überwinde mich jeden Morgen sofort aufzustehen. Nicht weil ich so früh raus muss, denn ich verlasse das Haus nicht vor 7.30 Uhr. Ich geniesse einfach diese Ruhe am Morgen und das Gefühl, Zeit für mich zu haben.

Auf direktem Weg geht es ins Bad, Zähne putzen und kalt duschen. Zu Letzterem muss ich mich immer wieder Zwingen. Wenn ich es dann aber getan habe, gibt es mir ein super Gefühl für den Rest des Tages. Danach begebe ich mich in die Küche und bereite mein Frühstück zu. Meist besteht es aus drei verschiedenen Früchten, etwas Joghurt und Haferflocken.

Die Meditation entdeckt

Im Eishockey ist Ernährung kein primäres Thema, wie es in Ausdauersportarten der Fall ist. So sind Pizza, Burger, Schokolade und auch mal ein Bier für Eishockeyspieler in Ordnung. Darüber bin ich sehr froh, trotzdem habe ich in den vergangenen Monaten begonnen, etwas mehr auf meine Ernährung zu achten. Nicht in erster Linie wegen dem Sport, sondern einfach weil ich mich dafür interessiere und auch ziemlich gerne koche.

Wenn ich dann in aller Ruhe gegessen habe, gehe ich in mein Zimmer und meditiere für 15 Minuten. Ja, Ihr habt schon richtig gelesen. An alle die jetzt denken, dass ich nur ein weiterer esoterischer Spinner bin: danke erstmals und ich verstehe euch, denn bis vor ein paar Wochen hab ich noch dasselbe gedacht. Als ich dann aber von erfolgreichen Menschen, die allesamt meditieren (Oprah Winfrey, Steve Jobs, Kobe Bryant, Novak Djokovic, LeBron James, Ellen Degeneres …) las, beschloss ich, dem Ganzen eine Chance zu geben. Nach etwa einem Monat habe ich immer noch das Gefühl, dass es mir hilft, meine Gedanken und Emotionen zu kontrollieren. Gerade auf dem Eis kann ich mit Fehlern besser umgehen und mich besser auf den Moment fokussieren.

Die Speicher müssen voll sein

Nun steht die Uhr auch meist schon auf 7.30 Uhr und ich mache mich auf zur Arbeit. Seit November arbeite ich in einem kleinen Lagerhaus, wo ich Produkte sortiere, Bestellungen bearbeite, Lieferungen entgegennehme und mit meinem Gabelstapler die Gegend unsicher mache. Da ich nur 50 Prozent arbeite, mache ich mich um 12 Uhr bereits wieder auf den Heimweg.

Am Mittag koche ich meist Teigwaren, Reis oder Kartoffeln, um den Tank für das Training am Nachmittag aufzuladen. Bis ich dann mit Kochen, Essen und Aufräumen fertig bin, ist es etwa 13.30 Uhr und ich lege mich nochmals kurz eine halbe Stunde hin oder lese etwas.

Ich versuche immer, gegen 15 Uhr in der Eishalle zu sein, um noch Zeit zu haben, etwas für mich zu machen. Entweder Krafttraining, Sprünge, Sprints oder einfacher nur Stretching – je nachdem, wie ich mich körperlich fühle. Um 16.30 Uhr können wir dann aufs Eis, wobei die erste halbe Stunde freiwillig ist und jeder trainieren kann, was er gerade braucht. Um 17 Uhr startet dann das Mannschaftstraining. Dieses dauert immer ungefähr eine Stunde. Wenn wir am nächsten Tag ein Spiel haben, schauen wir uns dann noch einige Videos des Gegners an und versuchen seine Schwächen zu analysieren.

Gegen 19 Uhr bin ich wieder Zuhause und bereite mir mein Abendessen zu, das meist aus viel Gemüse, Eiern oder Fleisch besteht. Danach telefoniere ich jeden Abend mit jemandem von Zuhause und lasse mich auf den neusten Stand bringen. Wenn niemand abnimmt, informiere ich mich natürlich auf «suedostschweiz.ch».

Zum Abschalten schaue ich oftmals noch ein paar Folgen einer Serie oder lese. Bevor ich dann gegen 23 Uhr schlafen gehe, schreibe ich mir immer noch drei oder vier Highlights, Ideen, Gedanken oder Gespräche auf, die mich an diesem Tag aufgestellt haben. Ich lasse Negatives bewusst aussen vor. Da halte ich mich an Buddha der einmal sagte: «Wenn dir etwas Negatives widerfährt, behalte es für dich, denn es wird etwas Böses weniger in der Welt sein.»

Zwei freie Nachmittage

So sehen meine Montage, Dienstage und Freitage aus. Donnerstags haben wir trainingsfrei und samstags trainieren wir am Morgen. Dies bedeutet für mich, dass ich an diesen beiden Tagen den Nachmittag frei habe und ich Zeit habe, meinen Blog zu verfassen oder aber einfach zu entspannen und die freie Zeit zu geniessen. Da spiele ich gerne Videospiele, schaue mir einen guten Film an oder treffe mich mit Freunden.

Mittwoch und Samstag sind unsere Spieltage. Am Mittwoch ändert sich für mich nicht viel, ausser wir spielen weit entfernt, dann verlasse ich die Arbeit etwas früher. Sonntags haben wir bei Heimspielen noch ein kurzes Aufwärmtraining am Morgen und spielen bereits um 16 Uhr. Nach Heimspielen gehe ich immer noch in den Kraftraum und je nachdem wie viel Eiszeit ich hatte, trainiere ich härter oder weniger hart.

So sieht eine typische Woche in meinem Leben aus und auch wenn es manchmal zu viel wird, die Motivation ab und an mal flöten geht, würde ich es gegen nichts in der Welt tauschen.

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