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Jetzt habe ich den Salat!

24.04.17 - 13:48 Uhr
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In regelmässigen Abständen schreibt ein Redaktor der Zeitung «Südostschweiz», Ausgabe Gaster-See, ein paar persönliche Zeilen zu einem Thema, dass ihn gerade beschäftigt. Erhaltet hier einen kleinen Einblick in die Welt der Menschen hinter den Artiklen, die Ihr täglich lest.

Mit etwas Wehmut blicke ich zurück auf die vergangenen Festtage. Es gibt keine Jahreszeit, an der ich mehr zum Essen eingeladen bin: Fondue Chinoise mit meiner Familie, Gulasch bei der Familie meiner Freundin, Rindsbraten bei meiner Grossmutter, Tischgrill an Silvester mit Kollegen – die Waage dankt es mir mit einem neuen Höchstwert. Egal. Schliesslich muss auch ich mir für das Jahr 2017 ein Ziel setzen, das ich dann doch nicht mit ernsthaften Absichten verfolge.

 

Was mich aber viel mehr stört als die zusätzlichen Kilos, ist eine andere Konstante, die jeweils bei diesem Marathon des Schnabulierens auftaucht: Ich mag keinen Salat. Das Grünfutter habe ich nie gegessen und werde es auch in Zukunft unterlassen. Aus mir unbekannten Gründen scheinen das Personen aus meinem Umfeld stets aufs Neue zu vergessen. Da ich jedes Mal davon ausgehe, dass meine Abneigung gegenüber dem Grün mittlerweile bekannt sein müsste, setze ich mich jeweils brav an den Tisch – bereit, den restlichen Gästen beim Verspeisen des Salats zuzusehen und mir zu wünschen, dass Suppen endlich die Beliebtheit erfahren, die sie verdient haben!

 

Ich sitze also über Suppen sinnierend am Tisch – da werde ich von einem Teller Salat vor mir aus den Gedanken gerissen. Einmal mehr muss ich den Gastgebern folglich schonend beibringen, dass ich auf die Vorspeise verzichte. «Du magst keinen Salat?!», heisst es dann. Nein, mochte ich noch nie – schon letztes Jahr nicht, als ich ebenfalls hier war. «Willst du einen Salat ohne Sauce?», so die um eine Lösung bemühten Gastgeber. Nein, ich mag Salat weder mit noch ohne Sauce. «Aber Kartoffelsalat magst du? Das ist ja kein richtiger Salat», bohren die anwesenden Gäste weiter. Nein, ich esse weder Kartoffel-, noch Fleisch- oder Maissalat – und auch sonst keinen.

 

Anschliessend beginnen die Frauen am Tisch darüber zu philosophieren, was sie ohne Salat «Zmittag» essen würden. Die Männer hingegen diskutieren derweil angeregt, wie viel Wurst in einen «richtigen» Wurstsalat gehört. Ich sitze währenddessen auf meinem Stuhl und hoffe, dass ich bei der nächsten Einladung nicht wieder mein Salat-Problem erklären muss. Vielleicht gibt es dann ja Suppe.

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