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«Chum ezze, Roger!»

28.01.17 - 11:00 Uhr
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In regelmässigen Abständen schreibt ein Redaktor der Zeitung «Südostschweiz», Ausgabe Gaster-See, ein paar persönliche Zeilen zu einem Thema, dass ihn gerade beschäftigt. Erhaltet hier einen kleinen Einblick in die Welt der Menschen hinter den Artiklen, die Ihr täglich lest.

Mein Nachname deutet nicht unbedingt wie bei Romer, Keller oder Rüegg daraufhin, denn die Wurzeln liegen irgendwo im Norden Bosniens vergraben. Aber: Ich bin Schweizer. Inklusive Rekrutenschule versteht sich. Und ich merke es immer wieder. Ich bin manchmal ein Bünzli, bescheiden, mag die Fasnacht und sobald ich länger als zwei Wochen weg bin, «hani heimweh nach de Bärge, nachem Schoggi und em Wii» – am liebsten Sauvignon Blanc.

 

Für den Titel des Eidgenossen hat es bei mir aber noch nicht gereicht. Das wird noch einige Generationen dauern. Dafür beobachte ich als Secondo oft den mir manchmal ein wenig unverständlichen «Kantönligeist». Eigentlich sind wir doch alle Teil der Schweiz – oder nicht? «Nai simmär nid. Miar Bündnär sin kai Schwizer, miar sin Bündnär», pflegt mein Churer Arbeitskollege aus der Sportredaktion darauf zu antworten. Manchmal tut er gar so, als sei Graubünden ein souveränes Land, das mit der Schweiz nichts am Hut hat – fehlen eigentlich nur noch die Mauern.

 

Sein Bündnerismus zeigte sich auch am gigantischen Schweizer-Tennismorgen, als er meinte: «I mag weder dr Stan no dr Federer. Dr Fedi eigentli no wenigär. Und geg dr Nadal hät sowieso keina vo beida a Chanca.» In diesem Moment merkte ich, dass diese Bündner wirklich in einer eigenen Welt leben. Als grosser Federer-Bewunderer konnte ich bei einer solchen Äusserung nicht ruhig bleiben. «Wettemer, dass de Federer gege de Nadal im Final gwünnt?», sah ich mich gezwungen zu entgegnen. «I bin drbi. Wettisatz?», fragte er. Diese Frage hätte er sich sparen können, da wir jeden Freitag bei der Metzgerei Jud uns eine Wurst gönnen und zwangsläufig jede Wette für den Gewinner eine Bratwurst zur Folge hat. Übrigens ist auch das eines meiner typischen Schweizerischen Merkmale.

 

Morgen geht es also ab 9 Uhr wort-wörtlich um die Wurst, wenn King Roger auf den kleinen Schrei- beziehungsweise Stöhnhals aus Mallorca trifft. Na gut, für Roger geht es um ein bisschen mehr – genauer um 2 550 002 Franken. Nun heisst es also zum x-ten Mal: «Chum ezze, Roger, come on!» Hoffen wir, dass er die mallorquinische Wurst durch den Fleischwolf dreht.

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