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Hetebølge

Christian
Ruch
29.06.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Geht es um die derzeitige Wetterlage, vermisse ich eine beherzte Stellungnahme meiner Lieblingspartei, der Schwitzerischen Ventilationspartei (SVP). Gut, das kann daran liegen, dass diese Hitze ihrem Glaubensbekenntnis, der Klimawandel sei bloss die Erfindung schulschwänzender schwedischer Rotzmeitli, etwas abträglich ist. Trotzdem erstaunt es mich, dass sich die SVP dieses Thema entgehen lässt. Schliesslich kommt die Hitze offenbar aus Nordafrika, ist also irgendwie muslimisch. Dass nun so eine wüstenwindige Luftmasseneinwanderung unsere schöne eidgenössische Gletscherpracht dahinschmelzen lässt, schreit doch geradezu nach einer Initiative, oder? Die SVP hat natürlich recht, wenn sie sagt, dass es Warmzeiten schon immer gegeben habe. So etwa im Mittelalter, als Wilhelm Tell seinem Walterli bekanntlich eine Ananas vom Kopf schoss.

Von der Hitze erfuhr ich übrigens erstmals vor ungefähr zwei Wochen vom norwegischen Wetterdienst. Der bemerkte angesichts des in Nordnorwegen überraschend nochmal notwendig gewordenen Schneeräumfahrzeugeinsatzes (!) leicht neiderfüllt, es werde eine «hetebølge i Sentral Europa» geben. «Hetebølge» heisst Hitzewelle und wäre ein hübscher Markenname für einen Backofen von Ikea. Zumindest für Ferien im Fjord müssen Sie «hetebølge» allerdings nicht unbedingt in Ihren Norwegischwortschatz aufnehmen. Denn in Westnorwegen gilt es schon als sehr schöner Sommer, wenn der Dauerregen etwas wärmer ist als sonst. Wobei ich zugeben muss: Das Wort «hetebølge» habe ich tatsächlich in Norwegen gelernt und dort schon zwei sehr heisse Sommer erlebt. Es war sogar so heiss, dass es ewig lang hell war, denn Hitze hat ja physikalisch eine ausdehnende Wirkung und das wirkte sich natürlich auch auf die Sonnenscheindauer aus. Hochinteressant!

Bei uns wird die «hetebølge» sicher schon bald zu Ende sein. Macht nichts, wir haben ja genügend Politiker, die auch weiterhin heisse Luft von sich geben. Und das vor allem, wenn es um den Klimawandel geht. Das passt dann wenigstens zum Thema.

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